05.02.2015

Spark! ‎– Spektrum


Genre: Electro, EBM, Synth-Pop, Techno
Release: 2015

Was macht man eigentlich wenn der Sänger die Band verlässt? Richtig! Man sucht sich einen Neuen.. im Falle von Spark! sind es aber gleich 11(!) Neue. Der Sympathieträger Mattias Ziessow gilt mittlerweile als Ikonie in der EBM-Szene. Ein Held an den Reglern und ein stets gut gelaunter Freak. Nachdem angekündigt wurde, dass die Stimme von Spark! Stefan Brorsson das Projekt verließ rechneten viele schon mit dem Ende dieses schwedischen Gute-Laune-EBMs. Schließlich veröffentlichten beide zusammen seit 2007 drei hauptsächlich auf schwedisch besungene hochkarätige Alben. Das hielt Mattias aber anscheinend nicht auf einfach weiter zu machen. Also lud er sich für sein neues Machwerk Spektrum kurzer Hand die cremé de la creme der EBM-Stimmen aller Herren Länder ein. Ob mit Spetsnaz, Pouppée Fabrikk oder Nordarr. Jeder der eine unverkennbare Stimme hat darf mitspielen. Manege frei für eins der gewaltigsten Klangmonster des Jahres.

Der erste Track nennt sich "Infectious" und beschäftigt sich mit dem Thema Viren und Epidemien was aus dem anfänglichen Sprachsample hervorgeht. Kurz darauf eine fette, schnelle MS-20 Bassline und ehe man sich versieht vernimmt man die markanten Lyriken von Pontus Stalberg der EBM-Haudegen Spetsnaz. Das Drumpattern ist ebenfalls wieder sehr tanzbar, der volle Klang wirkt sich ebenfalls angenehm auf das Gesamtbild aus. Nach etwa der Hälfte setzt eine weitflächige Break bei der ein paar chorähnliche Synths und gut gelungene Melodien zum Tragen kommen. Ein starker Beginn eines starken Projekts!
Ebenso fett beginnt auch der von Sven Wolff (Patenbrigade: Wolff) auf deutsch eingesungene Track "Nordost". Positiv ist hierbei vor Allem der sprunghafte Wechsel hoher Melodien und tiefen Sequenzen. Ein nettes Spiel mit der Drummachine findet vor Allem während der Breaks statt. Ein echtes Bassline-Monster dieser Spark!, der Gesang geht dabei leider etwas unter.
Spaßig und Poppig geht es gleich mit "Dysfunctional" weiter. Sänger ist hier niemand geringeres als Christer Hermodsson von Biomekkanik, besser bekannt als Teil der legendären Synth-Popper S.P.O.C.K.. Die Bässe laufen hier wunderbar ineinander über und die kräftige Stimme drückt ordentlich aufs Gemüt. Ein klassischer Wechsel von Kick & Snare begleitet hier abermals eine tiefe Melodie, wie sie nur klassischer Oldschool EBM hervorbringen kann. Der Song hält so einige Überraschungen und eine motivierende Stimmung bereit. Wunderbar!
Eine gewillte Atmosphäre darf man mit "Weit Voraus" erwarten, sobald man die Stimme von André Schittek (NordarR) hört der sich hier ungewöhnlicherweise zurück hält und der tiefen Sequenz den Vortritt lässt. Ein wahrer Clubsound ertönt zusammengesetzt aus unterschiedlichen Klangelementen, der szenemäßig ziemlich breit aufgestellt werden kann und alles andere als eintönig wirkt. Eins ist schon mal klar: Langweilig wird einem mit Spektrum bestimmt nicht!
Auch Dupont dürfte Szenekennern ein Begriff sein. Auf "Light On" besingt Riccardo den Track mit bekannt samt-seichter Stimme. Der Track bleibt seiner fetten Struktur treu und hält sich auf ein und der gleichen Klangebene. Ab und zu vernimmt man ein wenig Effekthascherei als Stereo-Wechselspiel sowie einige warme Flächen und hohe Melodien. Die Beine bewegen sich automatisch mit und man kann nicht genug davon kriegen.
Auch die harte und eingängige Stimme von Claus Larsen (Laetherstrip) kommt mit "Fashion" zur Geltung. Ein Song, der eher modernere Züge annimt und auch gern mal Virus-artige Synths in Erscheinung treten lässt. Hier wird unter Anderem auch starke Kompression angewand und sich an moderneren Club-Sounds orientiert. Ein Track, der in seinem Gesamtbild einen eher schwermütigeren Eindruck hinterlässt.
"Xenturion Prime" ist ein eher unbekannteres, technoides Projekt. Sänger Bjørn Marius Borg leiht Mattias für "Fangesinn" seine Stimme. Nach den ersten Sekunden hat man zuerst das Gefühl einen überzogenen 1990er Jahre Technohit aufs Trommelfell geknallt zu bekommen. Man muss jedoch anerkennen, dass wiederum Timing und Sequenzen fein ausgearbeitet wurden. Auch warme chorähnliche Flächen runden im Hintergrund das Ganze ab. Der Gesang klingt ziemlich seicht, integriert sich jedoch gut in die Technopop-Atmosphäre.
Mit einem Sprachsample aus "The Matrix" beginnt "A Final Twitch". Der Sänger von NZ leiht Spark! für diesen EBM-Kracher seine Stimme. Das Nitzer Ebb-artige Geshoute wird jedoch ungewöhnlicherweise mit einem reinen Sprechgesang ersetzt. Umso oldschooliger wirken jedoch auf ein Neues die dicken MS-20-Sequenzen und die Drumpatterns. Coole Sache, aber ein wenig mehr Aggressivität hätte der Nummer sicher nicht geschadet.
Holger Langermann von Blitzmaschine besingt den schrägen Song "Mitsommernacht" (Video). Schräg deswegen, weil der Kontrast der schrillen Refrain-Melodie zur klassischen Tieftonsequenz im Rest des Tracks doch etwas verstörend wirkt. Bezogen auf die Vocals lässt der Track leider ein wenig an Tiefe vermissen und die Ohren gewöhnen sich nur etwas schwerlich an den Tonlagenwechsel.
Als man aber dachte das wars schon kommt auf einmal die fetteste Nummer des Albums daher. 'In your Face' heißt es bei "Unforgiving", welches von keinem geringeren als Pouppe Fabrikk-Leadsinger Henrik Nordvargr Björkk eingesungen wird bei dem mit all dem Dreck dieser Erde abgerechnet wird. Der straighte Rhythmus und die starken Beats ergänzen sich wunderbar zur Aggresivität und Tiefe, die in Henriks unverkennbarer Stimme steckt. Ein kleines Gedankenspiel.. ich hätte nichts gegen ein Album von einem einem Side-Projekt Namens: Spark! Fabrikk! ;)
Zum Schluß gibt es noch ein wenig Synthie-Pop-Atmosphäre vom Sänger der norwegischen Formation Substaat. In "Momentum" lässt er zusammen mit Mattias dieses Monster von einem Album sanft abklingen.
Wer die 2CD-Edition bestellt bekommt auf der zweiten CDs noch einige überaus gut gelungene Remixe unter Anderem von Bodystyler und Container 90 zu hören.

Fazit:
Eigentlich sollten einem am Ende von Spektrum die Worte fehlen. Ein Album welches eher den Eindruck einer Compilation macht, bei dem jedoch ein und der gleiche Maschinist am Werk war. Das geht wohl jetzt schon in die EBM-Legende ein. Die Idee und Umsetzung ist Mattias Ziessow mehr als gelungen und wenn es Kritikpunkte gab scheiterte das Ganze eher am Zusammenspiel zwischen Sänger und Maschinist als an der qualitativen Umsetzung. Spark! bedient sich einem großen Portfolio aus Synthesizern, Sequencern, Drumsamples und Effekten. Dabei geht nichts unter, das Timing stimmt und das Mastering ist auch hervorragend gelungen! Jeder der einigermaßen ein Faible für elektronische Kläge hat kommt auf seine Kosten und es ist sowohl für die Harten wie auch für die Zarten alles geboten. Das EBM-Jahr 2015 hat nun offiziell begonnen!

Lieblingstrack: Unforgiving
 
Bewertung: 9/10

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