02.02.2015

The Opposer Divine - Barb wire around your neck


Genre: Electro, EBM, Industrial, Dark Ambient
Release: 2015

Wie bereits bekannt hat die Slowakei bereits einige hervorragende Künstler alternativer elektronischer Klangkünste hervorgebracht. Bekannte Größen wie disHarmony, Oxyd & allem voran Terminal State dürften vielen Kennern ein Name sein. Dazu gesellt sich nun auch The Opposer Divine welches als Terminal State-Side Project zu verstehen ist. Zwei Alben sind Anfang dieses Jahrzehnts bereits online erschienen. Der Nachfolger nennt sich Barb Wire Around Your Neck und gilt als erstes CD-Debut diesmal unter dem renomierten Aliens Production-Label welches schon so einige große Dark Ambient-Platten released hat. Das Projekt beschreibt sich selbst mit dunklen Flächen und komplexen Atmosphären, die den Hörer durch des "Gegners Göttlichkeit" leiten sollen.

Der erste Track nennt sich "Test" und beherbergt zu Beginn schon einige entspannte Flächen und verzerrte Glitches, die gekonnt ineinander übergreifen. Bereits nach kurzer Zeit beginnen rhythmisch raffinierte Drums das Werk in eine Soundtrack-lastige Kulisse zu umhüllen. Flüsternde Vocals vermitteln Gefahr, im Hintergrund vernimmt man dezente Synthsequenzen und gut gewählte Melodien. Ein sehr angenehmer Song.
Weiter geht es mit "Proxima (Overload Remix by Terminal State)". Ein stark verzerrtes Stück welches seinem Remix-Namen gerecht wird. Schwermütige Beats und harte Bässe begleiten den disharmonischen Track in seiner ganzen Klangvielfalt unterschiedlicher Glitches und technoider Strukturen. Ein rein instrumenteller Track, der zwar gut ankommt aber ein wenig Klangtiefe vermissen lässt.
Der nächste gleichnamige Track des Albums stößt sofort mit dicken obertonlastigen Synths und einer ziemlich fetten Bassline auf. Dadurch nimmt dieser sehr langsam Fahrt auf und öffnet sich selbst immer weiter durch den Einfluß unterschiedlichster Elemente. Auch die Drumspur macht einen dicken Eindruck. Es geht um Überwachung und Kontrolle und genauso erdrückend gefährlich fühlt sich die gesamte Atmosphäre an. Ein großartiger Sound, der einen sehr tiefgründen Eindruck hinterlässt.
Mit sanften Melodien und übersteuerten Flächen geht es in ruhigem Ton mit "False Divinity" weiter. Dieser Cyberpunk-lastige Song weist ebenfalls starke Bässe und harte flüsterhafte Vocals auf. Der Sound erinnert stark an frühe FLA-Tracks, macht ebenfalls eine Menge her und versprüht seinen ganz eigenen Charme.
"Existence" klingt zu Beginn stark nach einem Moog Sub Phatty, bei dem der Filter gut zum Einsatz kommt. Mit 9 Minuten und 12 Sekunden handelt es sich hierbei um den längsten Song des Albums, dies braucht selbstverständlich auch ein wenig Anlaufzeit. Die Synthsequenzen wirken fein ausgearbeitet und sorgen durch ihre technoiden Klänge für ein wenig Verwirrung. An Klangqualität wurde hier aber wirklich nicht gespart. Die Pads sind eingängig und kommen tiefgreifend an. Nach über 3 Minuten geben auch die bekannt basslastigen Drums einen steilen Rhythmus an. Ergänzend dazu erwarten einen noch interessante, aufsteigende Filterflanken dicker Synths. So dümpelt der Song dann langsam und leise vor sich hin.
Ein dicker, schwurbelliger Atmosphäee-Pad erwartet den Hörer mit "Fire On The Wings". Nach kurzer Zeit krächzende Synths, die ein schwermütiges Gefühl hinterlassen. Die tiefen und langsamen Bässe lassen diesen Eindruck nicht weniger werden. Die flüsterhaften Vocals kleben dicht am Trommelfell und auch die unterschiedlichen Synth-Elemente wirken nicht aufgesetzt und kommen gut an. Wie ein Phönix aus der Asche, der das Fliegen verlernt hat. Schönes Ding.
Mit "Nano" geht es mit einer space-artigen Atmosphäre weiter. Die minimalen Drumpatterns und der starke Delay vermitteln ein noch stärkeres Gefühl von Schwerelosigkeit. Der ganze Track baut sich zu einem Gesamtkonstrukt auf, bei dem kein Element zu kurz zu kommen scheint. Nach dem Hören dieses Tracks hat man direkt das Gefühl eine Mondlandung durchlebt zu haben.
Der eigentliche "Proxima" tritt wiederum sehr experimentell und verzerrt auf. Die Vocals wirken durch die Distortion-Elemente ziemlich schrill und die analogen Wellenformen elektrisierend. Der gesamte Song wirkt als hätte man gerade einen Hochvolt-Transformator kurz geschlossen und auch die Melodien machen auf Dauer durch die Verzerrung einen etwas nervigen Eindruck.
Die granulare Klangsynthese welche bei "Star Map" deutlich hörbar ist möchte wohl den genannten Eindruck eines Sternenhimmels vermitteln. Die dick aufgetragenen Pads und Sprachsamples erinnern ebenfalls an eine Weltraumreise. Der Track ist ebenfalls alles andere als kurz und baut sich zusätzlich weiter durch basslastige und nach Werkstattarbeit klingen Synths auf. Ein recht gewaltiges Klangexperiment, was uns hier vorgetragen wird. Aber keine schlechte Sache.
Nach einem überaus gelungenen Pyrroline-Remix vom gleichnamigen Albumtitel folgt noch "Encounters (Missing Heartbleed)", welches ebenfalls zuerst als ein nur so vor Atmosphärepads und LFO-Geschwurble strotzendes Klangmonster in Erscheinung tritt. Nach etwa der Hälfte gesellen sich jedoch einige interessante Harmonien und Klaviermelodien hinzu, die nach kurzer Zeit wieder von den disharmonischen LFO-Spielereien überschattet werden. Dieser Song dient als Paradebeispiel für ein Spiel mit der Unentschlossenheit.
Daraufhin öffnet sich "Storm" mit kalten Flächen und einer noch kälteren und sehr schnellen Synth-Bassline. Im High-Speed-Tempo gesellt sich noch ein klassischer Kick-Snare-Wechsel dazu und gitarrenartige Samples. Ein etwas verstörender Song, der durch seine Experimentierfreude an Techno-Songs der frühen 1990er erinnert, aber irgendwie doch zu schräg wirkt.
Wer von dieser Klangvielfalt noch nicht genug hatte wird sich noch über einen mulpHia-Remix vom gleichnamigen Albumtitel sowie einen die_produktivitaet-Remix von "Storm" freuen dürfen.

Fazit:
Barb Wire Around Your Neck ist alles andere als ein einseitiges Album. Hier finden Synths verschiedenster Art und verschiedenster Klangtiefe Verwendung. Die digitale und die analoge Welt gehen hier Hand in Hand und greifen ineinander über. Das macht es allerdings auch etwas schwierig sich eine einheitliche Meinung zu The Opposer Divine zu bilden. Zum Einen sollte wirklich gesagt werden, dass sich so einige interessante und schön anzuhörende Klangstrukturen darin befinden und auf Grund oder vor Allem wegen der Klangvielfalt ein starkes Interesse zum Weiterhören geweckt wird. Auf der anderen Seite erscheinen vom Gesamtbild her manche Songs so schräg und zusammenhanglos, dass man gerne mal weiter schaltet oder es bei einem einmaligen Hören belassen möchte. Ein gelungenes experimentierfreudiges Album mit einer gehörigen Portion Regelbruch.

Lieblingstrack: False Divinity

Bewertung: 7/10

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