12.01.2015

Mind Teardown - Cybernetica


Genre: Electro, EBM, Industrial
Release: 2015

Aus Kroatien stammt das bislang eher unbekannte Projekt Mind Teardown. Der Stil ist stark angelehnt an Science-Fiction Cyberpunk-Klassiker der späten 1980er/frühen 1990er so wie es auch das CD Cover der neuesten Auskopplung Cybernetica vermitteln möchte. Der Kopf dahinter heißt Domagoj Kršić, welcher in Szenekreisen durch sein zweites psychedelisches Projekt Cyborgs on Crack ebenfalls auffallen durfte. Da dieser Stil vor allem den amerikanischen Markt gut bedienen kann war ein Labeldeal mit dem bekannten Cyberpunk-Label X.O. Skeleton Musick nicht weit. Das Album ist nur digital zu erwerben via Bandcamp.

Wie der Name des ersten Tracks "Profit" bereits sagt geht es hier in erster Linie um Macht und Geld. Es geht schlagartig mit einer schnellen und schön sequenzierten Bassline los auf den ein paar simple Drumloops und nasal verzerrte Vocals folgen. Bereits nach kurzer Zeit wird einem klar, dass es sich hier um eine stark tanzbare Nummer handelt. Mind Teardown hat seinen eigenen Stil und erinnert atmosphärisch stark an Electro Assassin, DRP, Blok 57 und weitere Vertreter des frühen 1990er Cyberpunks.
"Through The Code" setzt dem noch einen drauf und lässt die Atmosphäere deutlich düsterer wirken. Die Sequenzen schlicht, die Vocals nostalgisch, die Flächen melancholisch undd das Mastering stimmt auch.
Weiter geht es mit "Wireframe Genocide". Man stellt schnell fest, dass für die Basslines bisher bei allen Tracks der gleiche Synth verwendet wird. Positiv ist jedoch auf jedenfall, dass das Ganze nicht aus der Konservendose kommt, sondern analoge Hardware verwendet wird. Die Sequenzen ziehen schlicht und monoton ihre Bahnen, die Flächen im Refrain fallen auch noch äußerst positiv auf.
Der Übergang von Sprachsamples zur einkrachenden und äußerst tanzbaren Sounds ist bei "Gun Head" gut gelungen. In leicht swingender Rhythmik geben tief analoge Bässe dabei den Ton an. Die Vocals klingen abermals nach defektem Telefon und schaffen dadurch eine angenehme retrospektive Atmosphäre.
Mit ähnlichem Tempo und gleichklingender Klangfarbe geht es mit "For You" weiter. Die Vocals sind hier etwas zu schräg verzerrt und in Sachen Rhythmik passiert im Rahmen des 4/4-Takts nicht viel. Bei den Samples wird man schnell an And One's "Metalhammer" erinnert.
"Version Two" behält seinen Drumcomputer, die Melodie macht vergleichsweise hohe Sprünge und erscheint dabei in seiner Monotonie als ob die Platte hängen geblieben wäre, wären da nicht die immer wieder in Erscheinung tretenden Soundsamples und Klangeffekte. Monoton und Minimal.
Der siebte und gleichnamige Track des Albums lässt zu Beginn einige Sprachsamples vor sich hin rauschen, bevor dann eine starke Bassline und stimmige Drumpatterns den Ton angeben. Die Vocals klingen dabei deutlich besser und sind sauber zum restlichen Track gemastert. Alles wirkt wie aus einem Guß und überhaupt nicht aufgesetzt.
Eine sehr geile Sequenz beinhaltet auch "Sunday". Die Stimmung düster und gefährlich und man fühlt sich wie in alten Cyberpunk-Streifen á la Robocop & Demolition Man hinein versetzt. Mind Teardown hat wirklich hervorragende Soundtrack-Ambitionen. Die Elemente sind Track für Track stets die selben.
Der letzte Track nennt sich "Databank" und liefert allemal schroffe, analoge Basssequenzen. Diese werden überlagert von chorartigen Flächen, Sprachsamples und weiteren abgehackten Sequenzverläufen. Der Track ist gut tanzbar und ebenfalls retrospektiv gehalten. Den Abschluß machen dann nur noch 4 Minuten Sprachensamples genannt "Garbage Files".

Fazit:
Mit Cybernetica fühlt man sich wirklich schnell hinein versetzt in die glorreiche Zeit des Cyberpunk-Films. Jeder Track hat Soundtrackpotenzial und verspürt seinen eigenen Flair. Mind Teardown ist auf alle Fälle ein Projekt, welches man auf jeden Fall im Auge behalten sollte. Ein jeder Technik-Nerd, der Spaß an EBM hat kommt hier auf seine Kosten. Was besonders auffällt ist, dass für sämtliche Tracks das selbe Equipment verwendet wurde. Besonders der Bassline-Synthsequenzer, die Drummachine, ein Synth für Flächen und ein Sampler fallen schnell ins Licht. Die Vocals haben ein grobes Mastering und wirken nicht immer astrein, bringen sich jedoch gut mit ein. Ein wenig mehr Variationsreichtum hätte dem Album sicher nicht geschadet. Ansonsten, feine Sache!

Lieblingstrack:  Wireframe Genocide

Bewertung: 7/10

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