20.01.2015

Eyeless Sight - X​-​Ray Wonders


Genre: Electro, Industrial, EBM, Experimental, Ambient, Dub
Release: 2015

Eyeless Sight ist ein weiteres Underground-Projekt aus Los Angeles, welches in erster Linie durch den nicht ganz so unbekannten Meyeke (Mike) Orgillon realisiert wird. M. Orgillon ist bereits seit Anfang des Jahrzehnts durch alternative elektronische Crossover-Klänge aufgefallen. Unter Anderem durch sein Hauptprojekt S.E.M.I. und seinem zweiten Nebenprojekt Blind Test . Unter beiden Pseudonymen veröffentlichte er bisher unter dem eigenen Label Orange Four Music mehrere Alben.
X Ray Wonders lautet der Name des zweiten Eyeless Sight-Albums und kann digital via Bandcamp erworben werden.

Glitchige Dub-basierte Töne und Rhythmen erreichen bei "Slip Away" sofort die Ohren. Bei diesem Track wird viel mit Verzerrungen gearbeitet, was heißt dass die verwendeten Effekte deutlich hörbar sind. Die Drumpatterns erfahren einen starken Delay, die Melodie erklingt im Hall und die Vocals durchlaufen unterschiedliche Phasen- und Flangerverfahren. Experimentell, digital, interessant, jedoch recht einseitig.
Weiter geht es mit "Eyes Out", ein stark disharmonischer Track, der dezente Beats beinhaltet und wild mit Tönen um sich herum schmeist. Die Vocals laufen über Pingpongartige Stereo-Delays. Bei den Synths handelt es sich um feinfühlig gewählte Klangfarben, was eigentlich recht angenehm erscheint. Die hineingeworfenen Klänge und Vocals wirken jedoch teils ein wenig lieblos.
Bei "Hidden" schwurbeln die ersten Synthsequenzen deutlich vor sich hin, den Rhythmus bestimmen klare House-Beats und düstere Vocals umschließen die Atmosphäre. Der Song fällt vor allem durch seine Takt- und Tonlagenänderungen auf. Es werden Elemente zeitgleich subtrahiert und addiert, man weiß dadurch nicht so recht wo man hier dran ist.
"Socket" liefert eine schrille Atmosphäre und angenehme Sequenzen. Die Drumpatterns sind schlicht, wobei doch sehr roh und unverarbeitet. Die Vocals fallen auch deutlich härter aus, wodurch der Track zu einer EBM-Nummer werden will, jedoch gekonnt mit Ambient-Elemente vermischt wird.
Minimale Synthsequenzen und tiefdüstere Vocals sowie gekonnt powerhafte Beats werden bei "Come Alive" von starken Atmosphäre-Pads überschattet. Die Nummer setzt sich aus vielen schönen Elementen zusammen, ist jedoch leider etwas schwach gemastert.
Etwas zu schrill erreicht "Synthetic" die Ohren. die Vocals klingen dabei durch ihre Verzerrung zu spitz, das gleiche gilt ebenfalls auch für die aufschwurbelnden Syntheffekte. 
Deutlich technologischer geht es bei "Not Enough" zur Sache. Granulare Computereffekte und digitale Bässe umschließen sich zu einem angenehmen Gesamtklang. Begünstigt wird das ganze noch durch einen einfachen Melodieverlauf. Der Song erinnert mehr an eine Space-Synth-Nummer und scheint einen mit auf ein schwereloses Abenteuer nehmen zu wollen.
"Hostile" öffnet sich weit und verwirrt durch unterschiedliche LFO-geprägte Synths und eine schnelle Rhythmik. Hier wird viel geloopt und so ganz ernst scheint sich der Track nicht nehmen zu wollen. Echoartige Vocals und viel Effekthascherei fallen dabei stark auf.
"White Mask" experimentiert stärker mit Samples als vorherige Tracks. Da wird auch mal gern eine Gitarre simuliert und so wirklich ejdes Element wird mit starken Delays versehen. Die Rhythmik klingt schreibmaschinenartig, die Synths zu schrill. Strange und gewöhnungsbedürftig.
Experimentell und mit einer gewissen Unterwasser-Atmosphäre geht es bei "Urban Ghost" weiter. Der Track fällt etwas düsterer und deutlich tiefer aus. Die Dub-Elemente sind hier besonders stark.
Zum Abschluß gibt es noch eine Nummer Namens "Dimensions", bei dem einen nochmal so richtig bewusst ist wie sehr Eyeless Sight  seine Delay-Effekte zu lieben scheint. Hier wird erst mal einem lange Zeit nicht klar in welche Richtung dieser Track geht, doch die powerhaften Bässe lassen den Track ein wenig interessanter wirken.. was leider jedoch auch schnell wieder untergeht.

Fazit:
Eyeless Sight ist wohl eher ein Projekt für Liebhaber schräger, experimenteller Klänge, die auch eine gewisse Zuneigung zum Dub-Genre verspüren. X-Ray Wonders ist auch eher so ein Album, welches man sich gut mit einer Ladung Cannabis in einem holländischen Coffee-Shop vorstellen kann. Eine gewisse emotionale Bindung zu den Tracks ist nicht wirklich zu vernehmen, auch wenn es sich eigentlich um ein hörbares Ding handelt. Viele Tracks haben gute Ansätze, kommen aber nicht so richtig durch, was vor allem daran liegt, dass der Fokus sehr stark auf die Effektespielerei gelegt worden ist und dadurch Klangfarbe und das Gesamtklangbild etwas verloren gingen. Nichts desto trotz sind einige gut hörbare Songs dabei.

Lieblingstrack: Come Alive

Bewertung: 6/10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen