04.03.2015

Sergeant Sawtooth ‎– This Is Tomorrowland


Genre: Minimal Electro, EBM, IDM, Synthwave, Oldschool Techno
Release: 2015
Homepage: http://www.facebook.com/pages/Sergeant-Sawtooth/106987926036681

Der Amerikaner Rob Robinson lebt in Los Angeles, Kalifornien, und ist besser bekannt unter seinem Pseudonym Seargent Sawtooth mit welchem er bereits seit über10 Jahren an experimentellen Klängen herumschraubt. Bislang hat er jedoch eher hauptsächlich in US-amerikanischen Gefilden Fuß fassen können. Bezüglich seiner Releases hielt er aktuell einen 5-Jahres-Rhythmus ein und veröffentlicht nun nach "Mescaline" und "When Push Comes To Shove!" mit This Is Tomorrowland sein drittes Solo-Album mit dem er einem der größten Electro-Festivals der Welt Tribut zollt.

Mit Rennwagengetose und retrospektiven Synthwaves beginnt auch schon "Autopia". Seargent Sawtooth macht durch die Klangfarbe der Bassline seinem Namen alle Ehre. Die Auswahl an Gear ist straight analog und beinhaltet interessante minimalistische TR-808 Drumspuren. Kaum hat man sich an den Track gewöhnt ist er jedoch auch schon vorbei.
"Matterhorn" fügt sich jedoch diesem nahtlos ein und lässt Synthwaves im Hintergrund hallen. Einige spanische Sprachsamples sorgen darüber hinaus für eine ansprechende Soundkollage. Noch besser sind die einzelnen Details an unterschiedlichen Synths, die sich zueinander harmonisch ergänzen. Was besonders auffällt und auch leicht verwirrend wirkt ist die Spielerei mit einem Stereo-Pingpong Effekt.
"Flight 295" ist ein angenehmer einminütiger Flächentrack, der eine entspannende und stimulierende Wirkung aufweist. Mit spaciger Atmosphäre geht es bei "Mission To Mars" und langgezogenem Cutoff weiter. Darauf bauen sich noch einige analoge Sägezahnwellenformen und R'nB-artige Rhythmiksequenzen auf. Ein überaus experimenteller Track zu dem man nur schwer Zugang findet.
Nach ca. der Hälfte übernimmt eine stark betonte Bassline die Oberhand, die der spacigen Stimmung noch mehr Gestalt verschafft.
Weiter geht es mit "Space Mountain (Subimage)". Dabei handelt es sich um einen überaus maschinellen Track der durch seine dicken Sequenzen nicht zu kurz kommt und eine straighte, analoge Richtung vorgibt. Die Kombination der Elemente ist äußerst gut gelungen was vor allem mit dem groß aufgezogenem LFO deutlich wird. Ein wirklich schön tanzbarer Sawtooth-Track.
"House Of The Future" beinhaltet dahingegen wieder klare Melodien und weite Flächen. Hervorstechend ist vor Allem die klare Ersichtlichkeit des verwendeten Instrumentariums. Viel ändert sich in der Klangfarbe nicht. Die Sprachsamples wechseln von linkem zu rechtem Ohr und allmählich kommt man auch in eine schlummernde Stimmung.
"Submarine Voyage" klingt wie der Name schon sagt auf Grund langgezogener Einzeltöne und tiefer Klangflächen sowie Delay-behafteten Sprachsamples nach einem davonziehenden U-Boot. Die Unterwasserstimmung hält aber nur solange an bis die erste analoge Bassline sich breit macht. Die TR-808 bestimmt darüber hinaus den Beat. Es bleibt also weiterhin sehr experimentierfreudig.
Eindringlich und gut gewollt klingt vor allem der immerzu straighte Track Spaceport (spacehonky). Die Sprünge innerhalb der analogen Synthsequenz sowie die minimalistische Betonung auf HiHat innerhalb der Rhythmik verleihen dem Ganzen einen ganz besonderen Touch.
"Tomorrow's Transportation Today"  beginnt mit retrofuturistischen Sprachsamples und Fahrstuhlgedudel. Kurz darauf machen sich wiederum langgezogene Synthwaves bemerkbar, die von minimalistischenn Basssequenzen abgelöst werden. Die Klangspielereien machen schon einen ziemlich eindrucksvollen Eindruck und fügen sich nahtlos in die analog dazu erzählten Geschichten mit ein.
Seichte Noises erklingen bei "Great Moments With Mr. Lincoln" nach zartem Windhauch. Die Sequenzspuren wirken aufstrebend, die Rhythmik ist gewollt feinfühlig und dürfte jedem Waver ein Lächeln über die Lippen zaubern.
"Carousels of Progress (foundfloating)" klingt durch den Filter-Einsatz zunächst mal so richtig nach klassischer Vintage-Schule. Auch die Bassline sowie die Drumsequenz und die rhythmischen Melodien machen deutlich, dass Seargent Sawtooth sein ganzes Synthportfolio auspackt. Nach und nach ergänzt sich ein Element nahtlos aufs andere und je länger man den Track hört umso mehr Spaß macht er.
"Adventure Thru Inner Space" möchte zunächst erst mal eine epische Stimmung erzeugen und ist dabei Einen ins Star Trek-Universum zu entführen. Die ersten Klänge erfolgen durch schrillen Einsatz der Filterresonanz, des LFOs und diverser Delay-Effekte. In eine sehr dubbige Atmosphäre begiebt sich daraufhin die langsame Rhythmik. Mehr als 80bpm ist hier nicht drin. Experimentierfreudig geht es auch weiterhin sobald die erste Sequenz ertönt. Die Klangspielerei nimmt einen schnell mit in die nostalgische Vintage-Zeit der 1970er.
Wem dieser schräge Klangtripp durch die Zeit analoger Klanggestaltung nicht genug war kann sich noch über einige Remix-Versionen von "Autopia", "Mission To Mars" & "Adventure Thru Inner Space" erfreuen.

Fazit:
Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass This Is Tomorrowland wie eine Zeitreise durchs analoge Vintage-Synth-Zeitalter wirkt. Die Tracks erinnern größtenteils an bekannte Avantgarde-Größen wie Tangerine Dream & Jean-Michelle Jarre. Streckenweise aber auch an den von Kraftwerk geprägten Minimalelectro. Das Album ist überaus interessant und mühselig gestaltet und für jeden Liebhaber, der einen tieferen analytischen Blick in elektronische Klanggestaltung bevorzugt eine Empfehlung Wert. Was dem Sound an Explosivität fehlt macht er an Experimentierfreude wieder Wett. Die Analogie zum doch sehr modernen Festival Tomorrowlang ist auf Grund des deutlichen Oldschool-Stils Seitens Seargent Sawtooth nur schwer zu erkennen, dennoch macht es Spaß dem Ganzen mal Gehör zu schenken und sich einfach von der spacigen 1970er Jahre Atmosphäre berieseln zu lassen.

Lieblingstrack: Space Mountain (Subimage)

Bewertung: 7/10

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