14.02.2015

Grand((Ø))Signal - Aktivation


Genre: Electronic, EBM, Techno, Acid House, New Beat
Release: 2015

Ein besonders frischer Wind weht dieses Jahr auch mal wieder aus Belgien. Jacky Meurisse (Signal Aout 42) und Tcheleskov Ivanovitch (Grandchaos) sind bereits seit den frühen 1980ern durch ihre Hauptprojekte zu Ikonen im belgischen Electro-Underground herangereift. Zusammen bilden sie nun das Kollektiv Grand((Ø))Signal bei dem sie wohl das beste aus beiden Welten zusammenführen wollen. Hinzu kommt noch, dass sie einen modernen Touch nicht missen lassen wollen. Mit Aktivation offenbaren sie ihr erstes digitales Machwerk nur einem erlauchten Kreis Auserwählter. Wer also Interesse an diesem Non-Profit Album hat schreibt eine persönliche E-Mail an info.grandsignal@gmail.com.

Der erste Track nennt sich "You Can Dream" und beginnt erst einmal mit einer ungewohnt schranzigen Rhythmik und ein paar äußerst clubbigen Beats wie sie in den angesagtesten House-Schuppen zu hören sind. Die Bässe sind besonders dick aufgetragen und die tiefen, düsteren Vocals sorgen für eine zum tanzbare Atmosphäre. Wer also mit frühen Sven Väth-Songs und den in den 1990ern beliebten Brooklyn Bounce etwas anfangen kann wird diesen Song lieben.
Auch "New Sensation" formt schon von Beginn an einen typischen Acid House-Song mit Percussion-Rhytmik und dicker Bassdrum. Die schrillen Synth-Einlagen gehen wohl auf Grandchaos-Rechnung. Mit der Integration weiblicher Vocalsamples gehen wohl auch sämtliche EBM-Einflüsse flöten so dass einem wohl klar werden muss, dass es sich bei GrandSignal um ein komplett neues Ding handelt. Interessant fällt hier nach der Hälfte des Songs jedoch der Einsatz des Bassline-Sequencers auf. Eine gar nicht mal so unumfangreiche Nummer.
"Control Your Body" macht dahingegen alles anders und beherbergt ansatzweise sogar einige Oldschool-Ansätze im typisch belgischen Front242-Stil. Die Drumpatterns sind von nicht zu unterschätzendem Umfang und regen allein auf Hihat-Seite schon das Tanzbein an. Die Klangsynthese wird ebenfalls gekonnt sequenziert und findet sich selbst eher in deeperen Gefilden wieder. Nach etwa der Hälfte offenbaren sich einem wiederum neue Klänge die allein vom Genre her zwischen New Beat und Tech House anzusiedeln sind.
Mit "Life is Emotion" schwurbelt zuerst ein elektrisierender LFO vor sich hin zu dem sich noch eine dicke Bassdrum und Snare dazu gesellen. Dazu kommt noch Jacky's tief-dunkle Stimmgewalt, die den Track vorantreibt. Man merkt schnell, dass beide Akteure sich für ihre Verhältnisse auf sehr experimentellen Pfaden begeben. Die Zusammensetzung ist gut gelungen, lässt aber auch ein wenig exyplosive Tiefe vermissen.
"We Resist" beginnt mit einem stark an die 1990er Jahre erinnerenden Freestyle-Beat auf den einige Noise-Effekte und Glitches zusätzlich einwirken wollen. Ein vor moderner Digitalisierung nur zu strotzender Song. Hier werden sämtliche Klangelemente gekonnt miteinander kombiniert, die eine DAW nur so von sich geben kann. Die Break in der Mitte zieht sich erst mal ganz schön und lässt den Auftritt etwas fad erscheinen. Nichts desto trotz keine schlechte Tech-Nummer.
Daraufhin folgt auch schon der gleichnamige Song des Albums, der lange Zeit auf einer Taste verharrt und bald anfängt auf Grund dicker Bässe interessanter zu wirken. Die Effekte und Samples machen dagegen einen stark schranzigen Eindruck. Alles in allem formen die einzelnen Elemente einen sportlich-flotten Track. Hier wird viel gesamplet und wenig verzerrt. Klare Ansagen und straighte Beats geben den Ton an.
Die allessagende Nummer "Elektronic Musik" lässt einen dicken Bassline-Sequencer von einem Ohr aufs andere zur Geltung bringen. Dabei gehen die gekonnt gewählten Beats und anregenden Kurzzeitmelodien etwas unter. Der Track wirkt leicht paralysierend, so dass man zwar nicht unbedingt einen Bewegungsgrund sieht aber voller Erstaunen an der Sache dran bleibt ohne zum nächsten Track wechseln zu wollen.
Zum Abschluß dieses interessanten Machwerks folgt noch "Revolutions And Dreams". Ein Song der, anders als die vorherigen, sogar einige spannungstreibende Pads beinhaltet. Nach einer kurzen Introphase kommen auch schon eine richtig fette Synthsequenz und dicke Drumpatterns zur Geltung. Hier handelt es sich um einen sehr fein ausgearbeiteten Song, bei dem mit Modulation und FM-Synthese experimentiert und dennoch ein klanglich stimmiges Ergebnis abgeliefert wird.

Fazit:
Zu aller erst sollte gesagt werden, dass  Grand((Ø))Signal weder mit Grandchaos noch mit Signal Aout 42 zu vergleichen sind. Die Hauptakteure dieser beiden Projekte liefern mit Aktivation ein völlig neues Ding ab, welches sich zwischen Technopop, New Beat und Acid House ansiedelt und ganz weit weg vom EBM-Genre scheint. Dafür machen sie es aber äußerst gut und überzeugen mit dicken Beats, interessanten Sequenzen und schön-tanzbaren Zusammensetzungen. Dabei machen sie vieles sogar besser wie manch andere Protagonisten auf diesem Gebiet. Beide haben mehr als nur einmal bewiesen, dass sie was von ihrem Handwerk verstehen und liefern in Kombination eine solide Nummer ab deren Tracks auf jeder Party, in jeder Szene, egal wo gespielt werden können. Respekt dafür!

Lieblingstrack: Control Your Body

Bewertung: 8/10

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