Genre: Electro-Industrial, Future Pop, Synthie Pop
Release: 2018
Homepage: https://www.facebook.com/pg/binarypark/
Bei dem Trio Binary Park handelt es sich um eine Kollaboration ambitionierter Klangkünstler aus UK (Huw Jones) & Deutschland (Alfred Gregl, Torben Schmidt). Vor Allem die beiden Letzteren haben ihre Expertise bereits durch eine Vielzahl anderer Projekte unter Beweis stellen dürfen. Torben Schmidt lässt darüber hinaus über sein renomiertes Label Infacted Recordings seine Liebe für moderne elektronische Klangkunst immer wieder gekonnt zur Geltung bringen da sich so einige namhafte Künstler bei ihm unter Vertrag befinden. Das Projekt selbst existiert seit Anfang des Jahrzehnts und veröffentlichte bereits mit den ersten beiden Longplayern "Worlds Collide" & "Singularity" zwei rundum schöne Electro-Meisterwerke, welche sich einer Menge elektronischer Genre-Einflüsse bedienten. Ein besonderes Gespür für detaillverliebte und facettenreiche Klänge ließ sich nicht von der Hand weisen. Um das erfolgreiche Jahrzehnt des Projekts nun abzurunden erscheint mit Life On Lines das dritte Album bei Infacted und liefert zwölf neue Tracks, welche sich der geneigte Hörer gerne mal zu Gemüte führen darf.
Mit einer technoiden Bassline und tanzbarem Beat geht es mit "Your Own Great Nation" gleich stimmungsgeladen los. Die einsetzenden Effekte sowie die Electro-Industrial-lastige Struktur ergänzen sich gekonnt mit den zu erwartenden feinen Gesangparts, welche jedoch streckenweise etwas zu stark durchdringen. Ein äußerst Club-tauglicher Song, der von Anfang bis Ende eine klare Linie verfolgt und den Hörer komplett einhüllt.
"How Strange" macht dahingegen von Anfang an alles anders und offenbart Breakbeat-artige Strukturen gepaart mit atmosphärischen Sequenzeinlagen und melodiösen Effekten. Gesanglich passt sich das Ganze auch besser an und gefällt vor Allem auf Grund der variationsreichen Dynamik.
Mit einer recht verwirrend klingenden Sequenzreihe beginnt eine sich immer weiter aufbäumende Tonfolge innerhalb des Songs "Cropper 2". Durch Zugabe einer monotonen Bassline erschließt sich das Gesamtbild etwas weiter während einzelne Signale die Klangspielerei noch ein wenig deutlicher hervor heben. Ein Wechsel der Klangfarbe und Tonalität lässt diesen rein instrumentellen Song noch etwas abwechslungsreicher werden während gekonnt einsetzende Drum-Loops ihr Übriges dazu leisten diesen Song abzurunden.
Minimalistisch clubbig geht es auch von Beginn an bei "Dream Like This" zur Sache. Die Drumloops und dezent einsetzenden Bass-Synths offenbaren einen Electro Pop-Song wie er im Buche steht wobei hier einige Ecken und Kanten bestimmt nicht geschadet hätten um dem Ganzen etwas mehr Charakter zu verleihen was auch für die vor Klarheit nur so strotzenden Vocals gilt.
"High Flags" klingt von Beginn an nach einem Song welcher vor Allem Depeche Mode-Herzen höher schlagen lassen könnte. Dabei kommtein klares Zusammenspiel minimalistischer Sequenzen, zarter Melodien und atmosphärischer Flächen klar beim Hörer an während der Track auch gesanglich hervorragend inszeniert wurde. Schöne Nummer!
Future Pop-lastig wird es sogleich mit "Faith Has Let Me Down" bei welchem eine überaus cleane Bassdrum und hochtönige Synth-Melodien nach vorne stürmen. Clubbige Sequenzen und erzählerische Gesänge runden diese saubere Nummer gekonnt ab, welche sich jedoch nicht sonderlich von den ersteren unterscheidet.
Die zweite Halbzeit beginnt mit einigen sanften Gitarren-Melodien und abermals DM-artigen Beats. Der Song "The Last Ones Alive" spielt dabei auch noch mit nachhallenden Sawtooth-Flächen und gedämpften Vocals, welche sich allesamt schön ineinander fügen.
Nach dieser Ballade wird es mit "Nothing" wieder äußerst clubbig. Dabei rotieren zunächst schrille, verzerrte Vocals in einer Mixtur aus geradliniger Bassline und atmosphärischem Klangreichtum. Die Nummer fällt dabei recht monoton aus und besticht in erster Linie durch dynamisches Volumen und guter Abmischung.
"Bad Connection" versucht sich wiederum etwas dunkler und tieftöniger zu verhalten und schwurbelt eine Bassline auf und ab, während imposante Effekte und Breakbeat-Loops gekonnt ineinander übergehen. Auch die Vocals fallen hier etwas gedämpfter und kräftiger aus, was dem Ganzen auf jedenfall recht gut tut. Schöne Nummer, welche eher an die letzten beiden BP-Alben erinnert.
Überraschend Drone-artig klingt daraufhin "Words That Kill" und hält sich instrumentell vorzugsweise im Bass-Bereich auf während die Vocals nach wie vor klar eingesungen wurden und den Hörer umhüllen. Zur Mitte hin sorgen atmosphärisch aufbäumende Flächen noch dafür diese angenehme Ballade auf sich wirken zu lassen.
Und um das Ganze nicht langweilig werden zu lassen folgt daraufhin schon erneut eine äußerst clubbige Nummer Namens "Welcome Home" welche abermals recht klassische Strukturen aufweist und den Fokus auf eine treibende Bassline und sich weit öffnende Sawtooth-Leads legt. Dies wiederholt sich dann durch Zusatz klar gesungener Vocals sowie einiger zusätzlicher Effekte.
"Machine Core 2" führt dieses Album dann durch einen zunächst recht ambienten Einstieg und überraschend technoider Dubstep-Einlagen zu Ende. Hier wurde wahrlich nochmal ordentlich experimentiert, was allerdings eine gelungene Abwechslung darstellt. Könnte glatt ein Gaming-Soundtrack eines Sci-Fi-Shooters sein.
Fazit:
Dieses Binary Park-Album unterscheidet sich deutlich von den beiden doch recht IDM-lastigen Erstlingswerken. Hier sind von Beginn an klarere Strukturen erkennbar und es wird auch kaum noch mit Glitches und überraschenden Soundspielereien hantiert. Der Mix sowie die Vocal Recordings klingen jedoch äußerst professionell und es ist auch zu entnehmen, dass bei Life On Lines ein klarer Fokus auf den gesanglichen Part gelegt wurde. Generell handelt es sich um ein recht abwechslungsreiches Album da sowohl einige atmosphärische Balladen, eine Vielzahl tanzbarer Club-Nummern sowie technoide Electro-Industrial-Tracks vorhanden sind. Jedoch fehlt es hier im Vergleich zu den vorherigen beiden Alben etwas an Charakter und Eigensinnigkeit, was doch etwas schade ist. Freunde von bekannten Größen wie Depeche Mode & Nine Inch Nails werden damit jedoch ihre Freude haben können.
Lieblingstrack: Bad Connection
Bewertung: 8/10
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