04.04.2018

Finkseye - Under A Godless Sky



Genre: Darkwave, EBM, Electro-Industrial, Synthwave
Release: 2018

Der Künstler Henrik Fink Nilsson, besser bekannt unter dem Synonym Finkseye, stammt aus der südschwedischen Kleinstadt Trelleborg und veröffentlichte vor zwei Jahren mit Deadweight ein Debut-Album welches sich sehen und hören lassen konnte. Der sympathische Musiker schaffte es den Hörer durch eindrucksvollen Facettenreichtum auf eine Reise durch finstere Gedankenwelten wie auch in verträumte Landschaften zu entführen und hinterließ ein durch und durch gelungenes Erstlingswerk. Was stilistisch besonders positiv hervor sticht ist der gelungene Spagat zwischen Darkwave & EBM wie ihn bereits Künstler wie The Invincible Spirit & Project Pitchfork immer wieder zur Geltung bringen. Nachdem es im letzten Jahr eher ruhig um den Künstler stand veröffentlicht dieser nun neben einigen Single-Auskopplungen sein zweites Album Under A Godless Sky erneut via Razgrom Records inklusive vierzehn brandneuer Tracks. Zeit sich auch dies mal zu Gemüte zu führen!

Das Album startet in ambienter Atmosphäre mit "The Chaos Machine" inklusive schwermütiger Industrial-Klänge. Angetrieben werden diese von harten Drumpassagen sowie noisig verzerrten Synths. Ritual-artige Melodien runden den Song ab und umhüllen so ein spannungserzeugendes Intro.
Der Track "Shut It Down" wurde bereits als Single veröffentlicht und beinhaltet einen starken Dark EBM-Song mit treibender Bassline und imposanten Drum-Sequenzen. Die vereinzelten Klangfarben wissen von Grund auf zu überzeugen und auch die erzählerischen Vocals schaffen es eine dunkle Atmosphäre gekonnt zu transportieren. Das Mastering hätte noch ein wenig mehr Dynamik vertragen können, aber rundum bleibt es gelungener Track!
"Dangerous Lines" beginnt wie der Name bereits verkunden lässt mit einer gefährlich klingenden Bassline während Horror-artige Soundsamples die düstere Atmosphäre weiter verstärken. Hinter dem Track verbirgt sich eine kräftige EBM-Nummer mit halb geshouteten Vocals sowie klasse Übergangsphase. Das wird vor Allem durch die einsetzenden Effekte wie auch durch orchestrale Klangfläche verstärkt. Klasse Nummer!
Anmutig macht "Wired Dreams" weiter mit tiefdunklen Bässen und Drum-Einsätzen. Facettenreiche Synth-Sequenzen werden dabei verspielt und melodisch stark zur Geltung gebracht. Die leise im Hintergrund verhallenden Vocals bringen sich noch atmosphärisch mit ein. Ein sehr angenehmer Darkwave Track, welcher streckenweise an Pyrroline-Songs erinnert.
Industrial-lastiger und aggressiver geht es von Beginn an mit "Give In To Me" weiter. Diese Electro-Industrial-Nummer weiß vor Allem auf Grund der abwechslungsreichen Einsätze unterschiedlicher Klangelemente sowie durch den schönen Einsatz weiblicher Vocals (eingesungen von Suzy VP) zu überzeugen. Die Drums fallen allerdings etwas zu dick ins Gewicht und die männlichen Vocals hätten etwas kräftiger ausfallen können um diesen Song perfekt werden zu lassen.
Der nächste Song nennt sich "Dresden" und weist womöglich einen geschichtspolitischen Hintergrund auf. Im Vordergrund stehen dabei zunächst recht klassische Dark Electro-Strukturen mit kräftigen Drum-Einlagen und monotonen Sequenz-Läufen. Im Hintergrund wird dieser Eindruck weiter begleitet von klaren Atmosphäre-Pads sowie direkten Bass-Synths. Äußerst gelungene und atmosphärische Instrumental-Nummer.
Track Sieben nennt sich "Venus Descending" und schafft es von Beginn an einen verträumten Eindruck durch hohe Frequenzanteile sowie einer angenehmen Bassline beim Hörer zu hinerlassen. Die Drums fallen dabei minimalistisch aus, während die Vocals erzählerisch gut abgemischt wurden. Synthwave-artige Klangflächen werden hierbei kombiniert zu einem starken Electro Pop-Song wobei die harten Gitarren-Riffs zum Schluß noch einen experimentellen Gesamteindruck hinterlassen.
"My Insanity And You" macht zunächst einen deutlichen Einsatz von Delay-Effekten sehr deutlich, welche angenehm in Form nachhallender Drum-Elemente in den Gehörgang gelangen. Auch hier ist ein starker Drang zur Atmosphäre auf Grund seichter Synthwave-Klänge deutlich zu erkennen. Ein angenehmer Reverb-Effekt wird zudem noch auf die klaren, erzählerischen Vocals angewandt. Überaus schön gestalteter Song.
Eine satte Menge an Effekten und deutlich dickere Drum-Anteile gehen vom darauf folgenden Song "Intolerance" aus. Auch hier fallen die synthwavigen Klangfarben schnell ins Gewicht während sich das Gesamtkonstrukt zu einer recht treibenden Nummer im Flanger-Gewand entwickelt. Der leicht abehackte Song erinnert vor Allem auf Grund der Vocal-Anteile schnell an Plastic Noise Experience.
Eine weitere verträumte Ambient-Nummer stellt darauf folgend "Oradour-Sur-Glane" dar welcher mit unterschiedlichen Klang-Elementen auf einer leicht komplexen Ebene arbeitet, wobei sich die Klangfarben nicht sonderlich von vorherigen Songs unterscheiden. Was vor Allem schön auffällt ist der hohe Reifegrad eingebrachter Klangästhetik.
"Warmongers" beginnt sehr leise mit im Hintergrund schwurbelnden Glitch-Effekten, während dronige Bass-Synths im weiteren Verlauf versuchen den Hörer zu erreichen. Hierbei wird zunächst leicht auf unterschiedlichen Ebenen mit Zischlauten und einseitig tonaler Ebene versucht eine dunkle Atmosphäre zu erreichen. Die Vocals erreichen den Hörer dabei leider nur spärlich und auch sonst wirkt der Song im Gesamten leider etwas unfertig. Schade eigentlich.
Dicken EBM darf man dafür von Beginn an bei "In-Sight" auch mal wieder in Empfang nehmen. Eine fette Bassline sowie treibende Drum-Loops sorgen für einen tanzbaren Rhythmus, während die Shouts ruhig noch etwas kräftiger ausfallen hätten können. Der Song blüht vor Allem im Refrain besonders auf und schafft es eine gewollte Stimmung zu erzeugen.
"Everloving Mantra" setzt daraufhin im Synthwave-Stil nach und schafft es durch einen gekonnten Einsatz diverser Bass-Synths sowie verträumter Pads eine feine klangliche Atmosphäre zu erzeugen. Was überraschend gut ausfällt sind hierbei die unwirklich klingenden Vocal-Anteile, wobei die Bassdrum etwas zu penetrant ins Gewicht fällt.
Den Abschluß macht noch ein Outro-Song Namens "Stalingrad", welcher recht vertraute Finkseye-Elemente beinhaltet und ein abermals gelungenes Machwerk epochal zu Ende bringt.

Fazit:
Auch mit seinem neuen Album Under A Godless Sky beweist der schwedische Künstler Finkseye, dass er einen ausgesprochen starken Hang zum Abwechslungsreichtum besitzt. Die Art und Weise wie hier unterschiedliche Genre-Elemente zusammengeführt werden zeugen von einer Vielfalt an Einflüssen sowie einem kreativen Eigengeist. Somit lässt sich das Projekt nicht einfach in eine Schublade stecken und äußerst sich mit diesem Album ein stark experimentier-freudiges Musikwerk zwischen EBM, Darkwave, Synthwave, Electro-Industrial & Synthie Pop zu entfalten. Die pure Avantgarde lässt sich vor Allem ab der zweiten Hälfte des Albums erleben. Kritikpunkte lassen sich leider im Gebrauch der Vocals finden, welche streckenweise etwas kräftiger hätten ausfallen können. Auch im Rahmen des Mixings & Masterings wäre das Album noch etwas verbesserungswürdig gewesen, da vor Allem die Drum-Elemente entweder zu stark oder zu schwach ins Gewicht fallen. Interessant fällt jedoch aus, dass auf diesem Album Gitarren-Riffs Einsatz finden, die sich gut ins Gesamtbild integrieren. De Fakto kann man Under A Godless Sky als ein wirklich gelungenes und interessant gestaltetes Album deklarieren, welches jedoch leider nicht ganz so zu überzeugen weiß wie sein Vorgänger Deadweight.

Lieblingstrack: Shut It Down

Bewertung: 8/10

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