20.04.2018

Blac Kolor ‎– Awakening



Genre: Dark Techno, Dark Ambient, IDM, Industrial, Drone
Release: 2018

Der aus Leipzig stammende Künstler Hendrik Grothe hat es sich mit seinem wortspielerischen Projekt Blac Kolor zur Aufgabe gemacht uns in düstere Klangwelten zu entführen und veröffentlicht seit 2013 regelmäßg facettenreiche EPs & LPs. Album Nummer drei nennt sich Awakening und wird abermals in künstlerisch-düsterem Cover-Artwork ausgeliefert. Nachdem bereits Wide Noise & Born In Ruins imposante Erzeugnisse zum Besten gaben bleibt die Erwartungshaltung weiterhin sehr hoch. Die Anfang des Jahres erschienene EP We Are The Darkness lieferte bereits einen äußerst vielversprechenden Track ab. Awakening wird nun erstmalig unter offiziellem Label veröffentlicht und das unter keinem geringeren als dem renomierten Industrial/Noise-Label Hands Productions. Darüber hinaus bleibt noch zu erwähnen, dass sich vierzehn Tracks auf dem Album befinden und somit eine dicht gepackte CD mit über einer Stunde Spielzeit. Also ab in die Player und rein in die Ohren!

Das Album startet mit "In Blac" und vertraut Reverb-lastigen Klangeffekten sowie experimentellem Drumgewitter. Dabei sorgen bei diesem aufbäumenden Track Ritual-artige Geräusche und facettenreiche Klänge für eine beklemmende Atmsophäre die jedoch Lust auf mehr macht.
Mit nach oben modulierten Lautstärke-Anteilen schwurbelt "Tears" von Beginn an vor sich hin während eine Dub-artige Bassdrum und experimentelle Effekte weiter dazu beitragen, dass dieser Song atmosphärische Größe erlangt. In der Break finden sich noch einige imposante Samples bevor sich im weiteren Verlauf im Hintergrund verhallende Brass-Sounds diverse Pad-Eigenschaften zu eigen machen.
Um etwas Abwechslung zu schaffen fängt "Loneliness" mit leicht verzogenen und sich stets wiederholenden Lead-Synths an während ein Drum'n-Bass-lastiger Beat in gemächlichem Tempo einen tanzbaren Song daraus formt. Auch hier schwirren unterschiedlichste Klangfacetten um den Hörer und schaffen es diesen so in eine dunkle und mysteriöse Klangumgebung einzuhüllen.
Dumpf und nachhallend geht es in etwas höherem Tempo weiter mit dem bereits von der gleichnamigen EP bekannten Track "We Are The Darkness". Der Song bedient sich bekannt ambienter Dark Techno-Elemente bei denen vor Allem viel mit Samples gearbeitet wurde. Etwas zögerlich schafft es auch dieser Song den Hörer zu erreichen, etwas mehr Klangdynamik wäre jedoch förderlicher gewesen.
Der gleichnamige Albumtrack knüpft rhythmisch nahtlos an und offenbart einen überaus Industrial-lastigen Song mit einigen Noise-Anteilen, welche jedoch von feinfühlig erzeugten Klangflächen zur Mitte hin überlagert werden. Dies wird weiter verstärkt durch tonale Verschiebung sowie dezent hinzugefügte Effekte. Kein geringerer als Jean-Luc De Meyer (Front 242) durfte noch einige düstere und dick aufgetragene Vocals zusätzlich hinzu ergänzen. An sich klingt der Track etwas rauh, was jedoch auch gewollt zu sein scheint.
Ambienter wird es als "World Collapse" einige Frequenzmodulationen und verspielte LFO-Filter zur Geltung bringt. Auch die zusätzlichen Vocals sorgen für eine recht psychedelische Nummer in experimentellem Klanggewand.
Drone-Freunde kommen vor Allem bei "No Answers" voll auf ihre Kosten. Mit streckenweise ungemütlichen Frequenzanteilen werden gekonnt Geräusche soweit moduliert, dass daraus dennoch eine ziemlich eindrucksvolle Soundkulisse, umgarnt von einigen Samples, entsteht. Wie bereits das gesamte Album erscheint auch dieser Track professionell abgemischt.
Danach bleibt es zunächst bei "Nano Creator" ebenfalls etwas dronig, wobei höhere Frequenzbereiche hier deutlich im Vordergrund stehen. Der Song fällt von Beginn an sehr experimentell und abwechslungsreich aus. Ein clubbiger Eindruck entsteht mit Anlauf der Drum-Elemente. Weibliche Vocal-Anteilen dienen zur Verstärkung weiterer atmosphärischer Anteile.
Delay-behaftet und mit Tribal-artigen Drum-Anteilen setzt "One Floor" noch einen drauf. Die Rhythmik des Songs ist ziemlich cool gewählt und ein ordentlicher Flow ist klar erkennbar. So kommt der Song nach einem kurzen Anlauf schnell in die Gänge und schafft es durch gekonnte Klangspielereien den Hörer in einen Trance-artigen Zustand zu versetzen. Schönes Teil!
"Fire God!" lodert wie der Name schon sagt zunächst zischend vor sich hin während Natur-behaftete Soundsamples und Streicher für eine epochale Atmosphäre sorgen. Ein gemächlicher Drum-Beat wird geschaffen indem einzelne Elemente zunächst dezent ineinander übergehen. Eine gehörige Portion Weirdness schafft der Song jedoch erst, als quietschig klingende Soundsweeps ab der Hälfte umhüllt von schnellen rhythmischen Drum-Anteilen umher schwirren. Ein recht verrückter und experimenteller Song von hohem künstlerischen Wert.
Synth-Freunde finden wahrscheinlich an "Fall Into Oblivion" wieder etwas mehr Freude. Hier togglen Bass-lastige Frequenz-Anteile im Hintergrund während abwechslungsreiche Percussion-Elemente und Spielereien mit Hat-Samples dem Song noch eine ordentliche Portion Energie verleihen. Das Timing sitzt dabei perfekt sowohl auf Rhythmus- wie auch auf Effektseite. Abwechslungsreiche Klangelemente in gekonnter Soundmanier aneinander geknüpft, das will gekonnt sein!
Mal ein deutscher Titel mit "Abstand" welcher von Beginn an einen ambienten IDM-Track mit dezenten Klangelementen und einigen Glitches offenbart. Dazu noch ein paar dronige Bass-Synths und die verträumte Atmosphäre ist perfekt. Ein Song zum Durchschnaufen!
Mehr Geschwurble ist von Beginn an bei "All Of Us" zu hören, dieses wird ergänzt durch eine clubbige Bassdrum und nachhallende Effekte. Eine klassische Techno-Nummer, die sich aus unterschiedlichen Einzelteilen zusammensetzt und den Hörer auf eine ganz eigene Sound-Reise mitnimmt.
Mit "Slave-Out" und einer ziemlich düsteren und Reverb-lastigen Nummer zwischen Drone, IDM & Industrial endet auch schon dieses fulminante Album und sorgt abschließend noch für eine zusätzlich beklemmende Atmosphäre.

Fazit:
Mit Awakening hat Hendrik Grothe ein Album geschaffen, welches sich deutlich von den beiden vorherigen unterscheidet und so einige klangliche Raffinessen zum Vorschein bringt. Nicht, dass es besser oder schlechter wäre, viel mehr gibt es hier einige ineinander geschachtelte Crossover-Stile zwischen Drone, IDM & Dark Ambient welche überaus interessante Songs abliefern. Das Album ist zudem etwas "härter" und Industrial-lastiger als vergangene Werke, was vor Allem aus den experimentellen Drum-Anteilen hervor geht. Blac Kolor bleibt nach wie vor ein überaus empfehlenswerter Electro-Künstler und auch einer der innovativsten dieses Jahrzehnts. Auch mit seinem dritten Album liefert er eine facettenreiche Bandbreite elektronischer Klangkunst, welche sich der geneigte Hörer nicht entgehen lassen sollte!

Lieblingstrack: Nano Creator

Bewertung: 9/10

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