Genre: Electro, Industrial Metal, IDM, Post Rock, Dark Ambient, Downtempo
Release: 2018
Ralf Gatzen ist ein mittlerweile nicht mehr ganz so unbekannter und begnadeter Künstler, welcher wie viele seiner Label-Kollegen etwas von stilvoller Klanggestaltung versteht. Bereits Anfang dieses Jahrzehnts gestartet veröffentlichte er unter seinem Künstlernamen [basementgrr] bereits drei Alben bei Dirk Geiger's IDM/Dark Electro-Label Raumklang Records und lässt nun ein Jahr nach dem fulminanten Hurt mit Destroy Everything bereits sein viertes folgen. In seinem Sound liegt stets eine melancholische Basis zu Grunde, welche sich aus einer dystopischen Soundkulisse geprägt von zeitgemäßen, sozialkritischen Thematiken auseinander setzt. Der Fokus des Projekts liegt in erster Linie in der Klanggestaltung, aus dem Grund sind Vocals wohl kaum vorhanden. Destroy Everything liefert ein künstlerisch wertvolles Cover Artwork und beinhaltet acht Tracks von vier bis acht Minuten Länge. Um herauszufinden ob auch dieses Genre-Crossover zu überzeugen weiß und welche Neuheiten es liefert heißt es Player an und Lauscher auf.
Mit der Ansage "Turn Up The Volume So I Can't Hear The World Scream" und atmosphärischen Ambient-Flächen geht es auch schon los. Etwas überraschend und disharmonisch wirken die zunächst im Hintergrund verhallenden Gitarren-Riffs, welche jedoch nach kurzer Zeit in Kombination mit abwechslungsreichen Drum Samples klanghaft nachsetzen. Das Ganze wirkt wie eine Mischung aus Industrial Metal und Dark Ambient und dadurch recht facettenreich. Electro-lastig wird es dann noch als einige Synth-Sequenzen sich ins Klangbild ergänzen, so dass ein fulminanter Genre-Mix entsteht. Ein überaus kreatives Intro.
"Self-Destruct" macht zunächst effektreich weiter und wirkt von Beginn deutlich elektronischer, was an den schwurbelnden Synth-Bässen und den Drum Percussion liegt. Ein sich langsam aufbauendes Arrangement ebnet ein avantgardistisches Klangbild, welches in erster Linie auf Effektreichtum und einem langsamen Beat setzt. Industrial-lastig wird es ab der Hälfte als eine Distortion-behaftete Bassdrum und disharmonische FX-Sounds sich mit ebenfalls recht disharmonischen Melodien zu einem Gesamtbild ergänzen. Klanglich anspruchsvoll, aber etwas zäh das Ganze.
Mit Reverb-lastigen Wave-Sequenzen und Delay-behafteten, verträumten Gitarren-Klängen im Post Rock-Stil liefert "Aeons" von Beginn an ein anmutiges Klangbild ab. Schön fallen auch die sanftmütigen Drum-Elemente sowie die Flöten-Samples innerhalb des Melodie-Teils aus. Auch hier geht ein klarer Avantgardismus aus dem Arrangement hervor und durch die Wobble-Effekte wird das Ganze sogar etwas psychedelischer, was streckenweise an Pink Floyd erinnert.
Mit zurückhaltenden Ambient-Klängen und unklaren Strukturen beginnt "Failed" ein recht experimentelles Klangkonstrukt zu bilden. Dieser Track wirkt deutlich elektronischer und erinnert an vertraute Songs des Projekts. Der Song erzeugt vor Allem auf Grund des darin zu Grunde liegenden Nachhalls und den im Hintergrund verhallenden Violin-Pads eine besondere Wirkung auf den Hörer. Eine schöne Klangspielerei, welche mit Bedacht zur Ruhe kommen lässt. Ab der Hälfte wandelt sich der Song erneut und wird zunehmend etwas rhythmischer, aber nicht weniger vespielt. In erster Linie wird der Melodie-Anteil verstärkt. Mit knapp acht Minuten allerdings schwer zugänglich und zäh.
"The Noise Of Destruction In A Distance / Pitbull" kündigt auch schon die zweite Hälfte an - ebenfalls sehr Ambient-, wenn nicht sogar Drone-, lastig. Die ersten beiden Minuten verharren auf zwei LFO-getriggerten Tönen, daraufhin werden einige Crush- und Distortion-Elemente eingesetzt. Der Drone-Teil wird erst nach ca. fünf Minuten beendet, als dann ein rhythmischer Beat und eine EBM-lastige Bassline eine bedrohliche Stimmung erzeugen. Zusätzlich gibt es auch noch einige harte Gitarren-Riffs und Sequenz-Überlagerungen. Eigentlich ganz cool das Ganze, als Hörer muss man sich jedoch intensiv darauf einstellen.
Mit minimalistischen Percussions legt "Lazy Shiny God" und langsamem Tempo nach. Bitcrush-Spielereien sowie ein wenig Effekt-Hascherei sorgen noch für die Hintergrund-Atmosphäre. Eine auf wenigen Tönen verharrende Bass-Synth-Sequenz sowie röchelnde Vocals ergänzen sich ebenfalls noch ganz gut ins gesamtheitliche Klangbild. Eine in Anbetracht des restlichen Albums vergleichsweise eher schlichtere, jedoch nicht schlechtere, Nummer.
Eigensinnig verträumt geht es mit "Leaving Is Not The Answer" und dem Sprung in die Post-Rock-Atmosphäre weiter. Ein klassischer Song-Aufbau mit weitläufigen Atmosphäre-Pads, schön eingespielten Gitarren-Parts, rockigen Beats sowie vulominösem Klangbild. Dieser Track ist etwas schneller und liefert ein klassisches Arrangement, welches tonal gut abgestimmt wirkt.
Zuletzt wirkt "Hope?" von Beginn an sehr orchestral und fokussiert sich zunächst auf starke Reverb-Effekte siwue wenigen Klang-Bausteinen. Ruhig baut sich das Gesamtkonstrukt bestehend aus unterschiedlichen und tonalen Orchester-Samples auf und schafft so eine symphonische und epochale Soundtrack-Atmosphäre, was für dieses Projekt eigentlich eher untypisch ist.
Fazit:
Auch wenn Destroy Everything in Anbetracht der darauf befindlichen acht Tracks auf den ersten Blick relativ kurz erscheinen mag, so ist es dennoch ein Album für das man sich Zeit nehmen muss. Auf Grund der ambienten und Downtempo-lastigen Klanggestaltung ist es auch nichts um "schnell mal rein zu hören". Was vor Allem klar wird ist der Facettenreichtum den Ralf Gatzen aka [basementgrr] hier wie bisher auch schon an den Tag legt. Auf diesem Album befinden sich Songs bei denen man nicht meinen könnte, dass diese von ein und dem gleichen Künstler stammen, so unterschiedlich klingen diese. Schön ist es alle mal, jedoch ziehen sich einige etwas zu sehr in die Länge hin und erscheinen dem geneigten Hörer daher schnell zäh. So kann das das Album dem Vorgänger Hurt leider nicht das Wasser reichen, auch wenn der Vergleich hinkt, da es sich um Alben mit unterschiedlich orientierten Stilistiken handelt. Nichts desto trotz sorgt der Künstler immer wieder für eine Überraschung und vor Allem Freunde von eher langsamen, ruhigeren und ambienten Stücken können daran ihre Freude finden!
Lieblingstrack: Aeons
Bewertung: 7/10
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