03.12.2018

Negant ‎– Nothing!


Genre: Electro-Industrial, Rhythm'n Noise, EBM
Release: 2018

In Dänemark gibt es bekanntlich einen kleinen Kreis bekannter Electro/Industrial-Musiker, welche sich in den letzten Jahrzehnten über mehrere Projekte hinaus etabliert haben. Neben dem großen Claus Larsen aka Leatherstrip sind besonders noch John Mirland (Mirland), Jens Petersen (Neotek) & Tommy Kuhlmann (In Absentia) hervorzuheben. Genau diese drei fügen sich nun zu einer neuen dänischen Superband-Combo mit dem Namen Negant zusammen. Der Name an sich betont bereits das Nichts und um das Ganze noch konkreter zu halten haben sie ihr Debut-Album kurzerhand auch Nothing! genannt - von eine Fröhnung des Nihilismus ist de fakto innerhalb der musikalischen Darbietung auszugehen. Das Album erscheint, um ebenfalls naheliegend den dänischen Gefilden treu zu bleiben, bei Larsen's Leabel und beinhaltet kurzer Hand 12 Debut-Tracks, welche eine Stunde ausfüllen. Also einfach mal reinhören, was auch dieser Newcomer mit einer Menge Vorerfahrung, verspricht.

Der erste Song "Krieg" beginnt mit leisen Tönen und atmosphärischen Effekten sowie im Hintergrund verhallende Wavepads. Desweiteren erscheinen noch leichte Percussion-Spielereien und ein paar Spannung erzeugende Sound Samples. Nach zwei Minuten Intro sorgen straighte Drum-Sequenzen und eine treibende Bassline für technoide EBM-Strukturen. Vocoder-verzerrte Vocals ergänzen sich weiter in das militant-monotone Arrangement, welches eine gewisse Härte und Knackigkeit mit sich bringt. Fans von Feindflug & Tyske Ludder könnten gefallen an diesem Song finden.
Ebenfalls alarmierend macht "Blast" weiter, während eine abermals technoide Sequenz den Song weiter spinnt. Hart verzerrte und nicht wirklich gut abgemischte Vocals fügen sich ebenfalls gekonnt in den Track hinzu, was das Ganze leider schwer hörbar macht. Gesanglich ist der Track eher schlecht als recht, auch wenn die klangliche Darbietung im 2000er-Electro-Stil streckenweise gelungen in Erscheinung tritt. 
Mit sehr schrägen Bassdrum-Einlagen und eigensinnigen Effekten sorgt "Party" für den nächsten verstörenden Song. Hier ergänzen sich verzerrte Vocals im Leathterstrip-Stil etwas besser hinzu. Das Arrangement bleibt schlicht und Club-orientiert und unterscheidet sich nicht sonderlich von vorherigem Song. So wirkt der Track leider auch schnell langweilig.
Mit noch mehr Samples und boingigen Drum-Elementen macht der nahe an Leatherstrip orientierte Song "Knockers" weiter. Die Sequenzen sind hart, der Beat ist tanzbar und die Vocals leider schrecklich. Das Beste an diesem Song sind treibende Sequenzen, auch wenn die Klangfarbe der Leads ebenfalls schwach ausgearbeitet wirkt.
"404" liefert zumindest einige schöne Drone-Effekte und im Hintergrund verhallende Soundsamples. Die abermals Distortion-lastigen Vocals, welche hart geshoutet und recht übersteuert wirken sorgen jedoch ebenfalls dafür, dass die Ästhetik des eigentlichen Songs schnell zu Grunde geht. Die eingefügten Effekte wirken leider recht billig, hier sorgen lediglich Bassdrum und Wavepads für eine angenehme Klangtiefe.
Der nächste Track "Ceasefire" lässt zunächst einmal durchschnaufen und konzentriert sich neben dumpfen Drum-Elementen auf verspielte Synth-Sequenzen und verzerrte Vocals. Ein straighter Beat sowie clubbige Strukturen sorgen dafür, dass dieser Song an elementarer Stärke gewinnt. Zur Mitte hin erscheint eine starke Drone-lastige Break mit einigen gesellschaftskritischen Sprachsamples, kurz bevor der Track eine andere Struktur erhält. Einer der deutlich besseren Tracks auf diesem Album.
Mit rhythmischen Industrial-Strukturen und abermals recht plumpen Drum-Elementen legt "Standoff" nach. Eine klanghafte Bassline sowie einige Vocoder-Spielereien sind ebenfalls Bestandteil dieses post-modernen EBM-Songs. Die Vocal-Verzerrungen sind nach wie vor schwer verdaulich, integrieren sich jedoch in diesen Track besser ein da sie nicht zu stark in den Fokus geraten. So hat der Track sogar einen etwas Oldschool-artigeren Aufbau im Stile von Electro Assassin.
Mit schnellerem Tempo legt die Bassline von "Entartet" nach. Die gewählten Glocken-Elemente statt einer Snare innerhalb der Drum-Strukturen sind störend eigenartig und die Vocals wieder mal mehr schlecht als recht. Positiv fällt hier eher das Zusammenspiel zwischen Beat und integrierter Bassline auf. Die gewählten Tonalitäten sind jedoch wieder sehr verschroben und das Ergebnis alles andere als klanglich eindrucksvoll.
Technoid und experimentierfreudig geht es mit "Deleted" weiter. Drum-Sequenz sowie Bassline klingen dabei überraschend cool und auch die Vocals wirken zurückhaltender und wirken sich dadurch nicht negativ auf den Song aus. Erst im Refrain kommen wieder eigenartige Disharmonien zum Einsatz, aber auch hierbei handelt es sich um einen der besseren Songs auf diesem Album, was eindeutig positiv zu verstehen ist.
EBM-lastig bleibt es auch bei "Boycut". Dunkle Bassline-Spielereien, ein treibender Kick-Snare-Wechsel, harte Shouts sowie atmosphärische Sprachsamples machen die Mischung perfekt. Der Track ist instrumentell cool in Szene gesetzt, auch wenn die Vocals wieder etwas zurückhaltender sein könnten. Dennoch keine uncoole Nummer.
Mit martialischen Marsch- und Zisch-Lauten setzt "Liar" nach. Die Bassline ist etwas langsamer, die Pads wirken Oldschool-lastig atmosphärisch, die aggressiv gesprochenen Vocals wieder recht penetrant. Ein schwer greifbarer Track, der auch als reine Instrumental-Nummer gut was abgeliefert hätte.
Deutlich atmosphärisch macht "Aftermath" noch den Abschluß mit einigen Dark Ambient-Pads und rhythmischen Beats während die verzerrten Vocals leicht geröchelt und dadurch passender in Erscheinung treten. Das Ganze nimmt aber der Hälfte nochmal ordentlich Fahrt auf und ist dadurch klanglich nicht schlecht in Szene gesetzt.

Fazit:
Kurz und knapp: Bei Nothing! handelt es sich leider nicht um ein gutes Album, auch wenn die Besetzung auf den ersten Blick recht vielversprechend wirkt. Schuld daran sind in erster Linie die penetrant und schief gesungenen Vocals, deren Stimmlage auch nicht mit den instrumentellen Elementen harmoniert. Dadurch, dass diese auch so in den Fokus geraten machen sie eine Menge Songs kaputt. Viele Tracks hätten Potenzial gehabt eine gute instrumentelle Basis abzuliefern, dennoch klingen auch hier so einige Elemente recht billig in Szene gesetzt und dürftig abgemischt. Schade eigentlich, denn die Idee hinter der dänischen Superband Negant ist eigentlich nicht schlecht. Man kann nur hoffen, dass der Sound mit kommenden Releases besser und feiner ausgearbeitet wird.

Lieblingstrack: Ceasefire

Bewertung: 4/10

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