Release: 2018
Homepage: https://www.facebook.com/comaalliance/
Falls der Name Coma Alliance bisweilen unbekannt blieb ist das nicht weiter tragisch. Bei diesem Newcomer-Projekt handelt es sich jedoch um alles andere als einen Newcomer, denn dahinter verbergen sich zwei Musiker mit langjähriger Erfahrung, welche ein großes Szene-Publikum bekannt sein dürfte. Der eine ist Adrian Hates, den viele in erster Linie als Frontmann der erfolgreichen Band Diary of Dreams kennen, der andere Torben Wendt, welcher ebenfalls bis Mitte der 2000er bei Diary of Dreams aktiv war und daraufhin mit Diorama ein eigenes Standbein aufbaute. Beide finden sich nun unter neuem Projektnamen wieder zusammen und veröffentlichen passend zur aktuell bestehenden Darkwave-Welle klammheimlich ihr erstes Studioalbum Namens Weapon Of Choice. Dieses erscheint bei Accession Records mit einem klassischen Umfang von zwölf Tracks sowie ca. einer Stunde Dauer, so dass man sich sicher sein darf, dass auf Grund der Expertise beider Künstler die Erwartungshaltung recht hoch ausfallen sollte. Wieder ein neues Sideprojekt, wieder ein neuer Name, eine schlichte Optik auf dem Cover, CD rein und Lauscher auf!
"Unusual" beginnt mit atmosphärischen Effekten und angenehmen Stereo-Spielereien. Der Song baut sich langsam und gemächlich in Form einer nach vorne treibenden Synthwave-Bassline und klanghaften Synths auf. Das Ganze wirkt über weite Strecken wie der Filmscore eines neuen Blade Runner und schafft es auf diese Weise Spannung aufzubauen. Auch die einsetzenden Gitarrenriffs wissen sich atmosphärisch gekonnt zu integrieren. Zusammenfassend ein schön inszenierter Intro-Song in Überlänge, der Lust auf mehr macht.
Mit klanghaften Synths setzt "Sepia" noch einen drauf. Brachiale Drum-Loops, weitläufige Pads sowie verspielte Lead-Synths ergänzen sich gekonnt mit erzählerischen, dunklen Vocals und schaffen es so ein sehr melancholisches und schönes Klangbild abzuliefern. Der Song geht gut ins Herz und unter die Haut und schafft es ein gekonntes Wechselspiel aus hart und weich abzubilden.
Recht ambient und mit ebenfalls fein integrierten Synth- und Pianoelementen geht es mit "Royd" weiter. Die schönen Gesänge ergänzen sich wunderbar zur loungigen Bassline und dem clubbigen Beat. Im Refrain bäumt sich das Ganze noch zu einer anmutigen Synth Pop-Nummer auf und nimmt den Hörer mit auf eine äußerst traurige Reise.
Mit deutlich smootherem Rhythmus und abwechslungsreichen Drum'n Bass Beats macht "Starfruit" weiter. Die Bass-Elemente klingen hierbei sogar leicht Hiphop-lastig, allerdings ergänzt sich der Gesang dabei nicht ganz so gelungen hinzu und endet als dauerhafte Begleitung einer recht ausdruckslosen Lead-Melodie. Im Refrain kommen zwar noch einige schöne Synth-Melodien und Pads zum Tragen, der seichte Gesang wirkt jedoch recht aufgesetzt und ergänzt sich nicht ganz harmonisch ins Klangbild.
Tribal-lastig setzt "Trembler" mit Stereo-Effekten und gesprochenen Vocals nach. Auf diese Art und Weise wirkt der Gesamteindruck wie ein dunkler Rap-Song, welcher jedoch mit noch einigen anmutig überlagernden Gesängen und atmosphärischen Klangflächen im Hintergrund ein feine Note hinterlässt. Auch hier finden sich Gitarren-Riffs in Kombination mit einem vollen Klangbild wieder. Ein abermals sehr schön inszenierter und vulominöser Song.
"Dark Vibes" klingt wie der Name bereits verspricht dunkel, dumpf und Wave-lastig. Ein geradliniger Beat sowie eine straighte Synthwave-Bassline stehen dabei im Fokus. Ein tieferer Ausdruck geht zusätzlich noch aus den Vocals hervor, welche mehr als die anderen Songs an Diary of Dreams erinnern. Die Lead-Synths wirken etwas desolat, versuchen dem Hörer jedoch ebenso wie die Gitarrenriffs ein gesamtheitliches Klangbild zu liefern. Gut kombiniert und abgemischt das Ganze.
Die zweite Hälfte beginnt wie bereits das gesamte Album mit einer recht atmosphärischen Synthwave-Nummer Namens "Miracle". Diese wird noch durch eine EBM-lastige Bassline sowie verspielte Lead-Synths ergänzt. Dazu gesellen sich noch seichte Gesangseinlagen und ein beeindruckendes, abwechslungsreiches Klangbild umhüllt von unterschiedlichen Details.
Mit verspielten Horror-lastigen Glocken-Spielereien und FX-Elementen sorgt "Finsta" für eine mysteriöse Atmosphäre. Auch die darauf folgenden Gesangsinlagen und Piano-Melodien stoßen ganz gut hinzu und schaffen es in Verbindung mit den Breakbeat-Loops und den elementaren Synth-Elementen einen schönen Gesamteindruck zu hinterlassen. Überraschend wirken daraufhin die gesprochenen Vocals und wobbelnden Lead-Synths.
Daraufhin folgt mit "CA2" ein schönes Stück wobbelnder Synth-Effekte, welche aber relativ schnell wieder abklingen und etwas überzogenen Sequenzen sowie spitzen Gesängen den Ton angeben lassen. Die Vocoder-Effekte passen hier leider auch nicht so gut ins Klangbild, somit leider ein etwas schwächerer Track.
Etwas andersartig macht "Coma Supreme" weiter und lässt Piano-Melodien und schwurbelnde Synths in Begleitung sanftmütiger Gesänge erklingen. Der Track braucht etwas bis er an Fahrt gewinnt und lässt auch an Energie vermissen. Die Drum-Elemente sind tonal hochwertig, doch geraten hier schnell in den Hintergrund.
Einen eigensinnigen Hiphop-Beat hat auch "Buttons", dieser fokussiert sich stark auf Akkorde, Breakbeat-artige Passagen und Bass-Synths. Die Gesangeinlagen unterscheiden sich desweiteren nicht sonderlich von vorherigem Song und lassen an der Stelle etwas an Abwechslung vermissen. Nichts desto trotz ist auch dieser Track ebenfalls gekonnt in Szene gesetzt.
Zum Schluß wirkt "Trip Job" noch etwas experimenteller und legt zu Grunde, dass gerne Roland-Equipment für vereinzelte Klangbausteine verwendet wird. Ein sanftmütiger Track, der ein gutes Album zu Ende spinnt.
Fazit:
Wenn zwei erfahrene, stilvolle Musiker sich für ein neues Projekt zusammentun, dann kann nur was Gutes dabei heraus kommen, so auch bei Coma Alliance. Diary of Dreams meets Diorama lautet die Devise und genau so klingt das gesamte Album auch. Fans beider Projekte können sich bei Weapon Of Choice über zwölf neue Tracks freuen, welche den Stilmitteln beider Projekte treu bleiben und auch Freunden von den zuletzt erschienenen Project Pitchfork- & In Strict Confidence-Alben gefallen wird. Kritik lässt sich diesbezüglich zum Ausdruck bringen, dass der ein oder andere Song etwas langweilig vor sich hin dümpelt und gewisse Spannungsmomente vermissen lässt, auch einige Syntheinlagen harmonieren nicht ganz so gut mit den über lange Strecken monoton wirkenden Gesängen. Klanglich ist das Ganze jedoch durchgehend top und liefert eine äußerst hochwertige Endproduktion ab. De fakto kann man hier von einem weiteren Darkwave-Alben sprechen, welches gut ins Regal zu den anderen passt und den ein oder anderen Ohrenschmaus bereit hält.
Lieblingstrack: Dark Vibes
Bewertung: 8/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen