10.07.2019

Die Sektor ‎– Death My Darling


Genre: Dark Electro, Electro-Industrial, EBM, Industrial, Harsh Electro
Release: 2019

Bei Die Sektor handelt es sich um eine vier-köpfige und kreativ-komplexe Band, welche während der Umbruch-Phase Anfang des Jahrtausends gegründet wurde. Scott Denman, Alan Smith, Daniel Gant & Edwin Alter stammen allesamt aus Atlanta, Georgia und lieferten innerhalb eines Jahrzehnts fünf Studio-Alben ab, welche unterschiedliche Facetten elektronischer Stilrichtungen beinhalten. In der Anfangsphase wurde klar auf die populär werdende Hellectro-Richtung mit Dark Electro-Einfluß hingezielt. Anfang diesen Jahrzehnts schwamm das Kollektiv kurz auf der Dubstep-Welle mit, distanzierte sich jedoch kurze Zeit später wieder davon. Mit dem nun erschienen sechsten Studio-Album Death My Darling, scheint die Band zu alten Wurzeln zurückfinden zu wollen, jedoch auch einen zeitgemäßen Electro-Industrial an den Tag zu legen. Darüber hinaus gab es bezugnehmend auf die Artwork-Gestaltung einen Farbwechsel sowie dem Anschein nach eine deutlichere Orientierung in die Horror-Thematik. Das Projekt ist äußerst erfolgreich, sehr experimentell und immer für eine Überraschung zu haben. Das Album erscheint erneut bei Digital Work Audio und geneigte Hörer dürfen somit gespannt sein, was die elf darauf befindlichen Tracks Neues zu bieten haben!

Der Track "A Night So Long" beginnt mit verträumten Melodien und schönen Wave-Pads. Der Sound klingt hochwertig und professionell umgesetzt. Atmosphärisch fallen auch die Sprach-Samples ins Gewicht sowie die im Hintergrund verhallenden, melodischen Sequenzen. Zur Mitte hin gibt es mit cineastischen Effekten einen ziemlichen Stilbruch. Dicke Beats sorgen für unruhige Beine. Technoide Ansätze ergänzen sich darüber hinaus gut zu den verschrobenen Dark Electro-Vocals hinzu. Coole Nummer, welche streckenweise etwas an moderne Front Line Assembly-Songs erinnert.
Mit dem ellenlangen Titel "Stabbing Death Fire Stiches Splitting" geht es zunächst ruhig und mysteriös weiter bis Industrial-lastige FX-Elemente und gekonnte Drum'n Bass-Beats eine ebenfalls coole Nummer in düsterem Gewand formen. Auch hier sind die FLA-Ansätze klar zu hören, auch wenn die Vocals klar an Skinny Puppy erinnern. Die typische nordamerikanische Schule des komplexen Klangs. Mit zusätzlichen Rap-Alüren und imposanten Klangspielereien schafft auch dieser Song einen einzunehmen. Auch die Bass-Synths wissen sich zur Mitte hin gut ins Gesamtbild zu ergänzen. Sehr kreativ das Ganze.
Dracula-Fans wissen über "Mina Harker" Bescheid. Der Song beginnt zunächst elektronisch schrill und setzt auf Synthwave-Flächen sowie gemächliche Beats. Cleane und sauber aufgenommene Vocals sowie imposante Klangrhythmen runden das Ganze weiter ab. Experimentell und effektreich wirkt auch dieser Song ausgeklügelt und erinnert stark an Skinny Puppy. Darüber hinaus hat der Track einen cineastischen Soundtrack-Charme. Schöne Nummer, die hochprofessionell produziert wurde.
"We Are Not Safe Here" klingt zunächst recht verschroben und spielt wieder mit den unterschiedlichsten Klangfacetten. Die Vocals tragen dabei jedoch etwas zu dick auf und die melodiösen Sequenzen wirken streckenweise sehr hektisch. Einige Tonalitäten fallen etwas schräg ins Gewicht und erfüllen nicht jedermanns Gemüt. Schwierig als Hörer sich hier hinein zu fühlen.
Industrial-lastig macht "Caligula" weiter, ein Track der auf einem Filmtitel beruht. Die experimentellen und brachialen Ansätze erinnern hierbei wieder stark an FLA. Die düsteren Bass-Sequenzen kommen jedoch gut zur Geltung, genauso wie die dicken Drum-Beats. Die Vocals sind streckenweise etwas gewöhnungsbedürftig und integrieren sich nicht ganz so gut in die eigentlich düstere Atmosphäre.
Daraufhin folgt mit "3 Sisters" eine etwas treibendere Nummer, welche auf Grund der dunklen Bassline sogar einige EBM-Ansätze verfolgt. Die Drums kommen ebenfalls straight und brachial und auch die abwechslungsreichen Melodien wissen zu überzeugen. Die Vocals sind mit leichten Effekten behaftet und auch die Bell-lastigen Melodien sowie Lead-Sequenzen wissen klasse zu überzeugen. Aus dieserm Track geht ganz klar eine schöne Horror-Atmosphäre hervor und das gefällt. Sehr kreativ und gut umgesetzt!
"Des Primum Mobile" beginnt sehr sanftmütig und setzt auf Glitches, leichte Effekte und nachhallende Klänge. Eine total andere Facette des Projekts auf die man sich zunächst einlassen muss. Reverb- & Delay-lastig wissen Vocals sowie Melodien zu gefallen und sorgen für eine beruhigende Stimmung. Ein Track zum Träumen und Zurücklehnen, auch wenn das Ganze zur Mitte hin durchaus etwas brachialer wird.
Mit "51Xov51X" wird es wieder mit schnellen Bass-Sequenzen und straighten Drums deutlich EBM-lastiger. Zur Mitte hin gibt es stilbrüchigen Dark Electro in Form langgezogener Klangflächen sowie verspielten Melodien. Das Ganze erinnert in seiner Form etwas an Fix8:Sed8 & Velvet Acid Christ, ist schön in Szene gesetzt und weiß zu gefallen.
Die längste Nummer des Albums stellt "Nihilumination" dar, bei welcher es sich um eine düstere Nummer zwischen EBM & Harsh Electro handelt. Diese beginnt mit einer düsteren Bassline, harten Shouts sowie klasse inszeniertem Drumset. Der Track ist äußerst abwechslungsreich umgesetzt und liefert die volle Breitseite des Projekts.
Industrial-lastig und experimentell wird es mit "CrAsHiNdO". Hier hat sich das Projekt einfach mal ausgetobt und liefert der Hörerschaft unterschiedliche Facetten ihrer Sound Design-Expertise. Die Sprach-Vocals hätten hier nicht unbedingt sein müssen, die EBM-lastigen Sequenzen sowie die dicken Drumbeats kommen aber auch hier wieder fett zur Geltung.
Den Abschluß dieses gelungenen Albums macht noch "Kiss Me Deep", welcher zunächst recht Wave-lastig beginnt und auf Pads sowie einige schrille Effekte setzt. Die Klanggestaltung ist schön und ummanelt von einer angenehmen Tonalität. Die Vocals geraten hier etwas in den Hintergrund. Eine ruhige und melancholische Nummer zum Schluß.

Fazit:
Das Projekt entwickelt sich stets weiter und erfindet sich auch immer wieder neu. So beweist auch Death My Darling, dass das US-Amerikanische Musiker-Kollektiv von Die Sektor weiß wie man einen fetten Sound abwechslungsreich und zeitgemäß zur Geltung bringt. Die komplexe Schiene lehnt ganz klar an bekannte nordamerikanische Größen wie Front Line Assembly & Skinny Puppy an. Ein Wiedererkennungswert ist jedoch auch klar gegeben, da das Projekt ebenfalls eigene, markante Ansätze verfolgt. Doch auch Freunde moderner Klanggestaltung im Rahmen von Fix8:Sed8, Hocico & Velvet Acid Christ kommen voll auf ihre Kosten. So gesehen handelt es sich bei diesem Album um ein höchst abwechslungsreiches Gesamtwerk, welches so ziemlich alle Facetten der dunklen, elektronischen Klangsynthese beinhaltet und für jeden etwas parat hält. 
Darüber hinaus gilt es nochmals zu betonen, dass es sich um eine höchst professionelle Produktion handelt, welche eine perfekte Umsetzung erfahren hat. Auch der Horror-Ansatz erfreut und stellt eine Empfehlung dar. Unbedingt mal anhören!

Lieblingstrack: 3 Sisters

Bewertung: 8(,5)/10

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