Genre: Anhalt EBM, Electrobilly, Electropunk
Release: 2019
Ein weiteres, lang erwartetes Album erblickte in diesem Jahr kürzlich das Licht der Welt. Die Band ADAC 8286 steht für groben und harten Anhalt/Oldschool EBM mit Electrobilly/Electropunk-Einschlag und ist eine der ersten Bands, welche sich zum Ende des letzten Jahrzehnts im Rahmen des Anhalt EBM einen Namen machen durfte. Der Stil ist unverwechselbar von tanzbaren und dreckigen Sequenzen geprägt und sorgte allein durch die markanten Vocals für einen knallharten Wiedererkennungswert. Das Projekt besteht mittlerweile nur noch aus den beiden Protagonisten Los Krugos & Chris Retard, welcher in den letzten Jahren vermehrt mit den White Trash Wankers musikalisch aktiv war. Allerdings gab es über das gesamte Jahrzehnt immer mal wieder vereinzelte ADAC8286-Auftritte die sich hören und sehen lassen konnten. Das zweite und letzte Album Love, Hate 'N' Rage erschien genau vor zehn Jahren und war ein ordentlicher Wegweiser in Richtung einer rotzigen EBM-Bewegung. Viele der darauf befindlichen Tracks werden auch heute noch innerhalb der Club-Szene gespielt und auch in den darauf folgenden Jahren wurde an neuen Tracks gearbeitet. Doch bis dato konnten Fans diese nur Live erleben. Endlich erschien kürzlich erneut bei Electric Tremor Dessau mit dem poetischen Titel Game Without Rules (A Story of Traitors, Failures And Love) das dritte Studio-Album auf welches Fans das ganze Jahrzehnt bereits warten durften. Das Album ist voll bepackt mit siebzehn neuen Songs und einer Spieldauer von knapp über fünfzig Minuten. Man kann somit davon ausgehen, dass die Songs allesamt kurz und knackig sein werden. Somit Feuer frei für Runde drei!
Es geht los mit dem bereits durch ein cooles Musikvideo bekannten und gern gehörten Track "The Intolerator". Die knackige Bassline sowie die dynamischen Drums regen von Beginn an zum Stompen an während die harten Shouts von Krugi's vertrauter Stimme ordentlich nach vorne treiben. Der straighte Song hat hier und da noch einige imposante Percussion-Elemente inne und stellt einen tollen Opener dar.
Weiter geht es mit dem gleichnamigen Album-Song, welcher ebenfalls durch dreckige Bass-Synths und dicke Bassdrum-Elemente auffällt. Zusätzlich kommen noch einige Industrial-Effekte zum Einsatz sowie ein cooler Groove, der böse sitzt. Der Track liefert einen coolen Flow und zeichnet sich durch einen gewissen Psychobilly-Einschlag aus, wodurch er besonders zu gefallen weiß. Absolut cooler und vertrauter Sound mit Wiedererkennungswert!
Ein bis dato unbekannter Track stellt "Feeling Alone" dar. Dieser beginnt recht überraschend mit schnellen Breakbeat-Elementen und analogen, organischen Bass-Synths. Abwechslungsreiche Percussions und vereinzelt eingesetzte Vocals sorgen dafür, dass der Track Spannung zu erzeugen weiß. Ein etwas zurückhaltender Track, der gefühlten Schwermut nach außen trägt.
"Corpsegrinder" zeichnet sich von Beginn an mit einem deutlichen Horror-Einschlag aus und liefert eine dreckige, harte Bassline welche stark an White Trash Wankers erinnert. Während zunächst zurückhaltende Drums nach kurzer Zeit einen passenden Flow liefern erfahren die Vocals einen leichten Reverb- und Delay-Effekt und gliedern sich gut in den Gesamtmix ein. Horror EBM vom Feinsten!
Fans von Stechschritt dürfen sich über den darauf folgenden "Party In The Stahlfabrik" freuen. Dieser beinhaltet eine spaßige und verspielte Bass-Sequenz und gibt tanzbare und abwechslungsreiche Drums zum Besten. Die Shouts tragen eine punkige Attütide mit sich und auch Pete Panic durfte hier mit seiner starken Stimme positiv zum Song beitragen! Darüber hinaus ist der Mix ziemlich gut und schön hörbar.
"Nuclear War" macht weiter mit flächendeckenden Samples sowie zunächst zurückhaltende, vereinzelte Bass-Elemente. In Anbetracht der fetzigen Bassline liegt diesem Song ein gewisser Synth Wave-Flair inne, der durch mechanische FM-Synths verstärkt wird. Auch hier kommen wieder klasse Shouts zum Einsatz, während harte Drum-Anteile ebenfalls stark sitzen. Schöne Electropunk-Nummer mit rauhem Unterton, welche etwas an Ben Bloodygrave erinnert.
Der darauf folgende "Traitor" beginnt ebenfalls zunächst zurückhaltend, liefert jedoch eine dicke und tonal vertraute Bassline. Fiepsige Lead-Synths und gemächliche Drumloops ergänzen sich noch mit nachhallenden Shouts. Der Mix ist etwas überkomprimiert, was an dem leichten Pumpen merklich ist. Gesamtheitlich klingt aber auch dieser ziemlich cool und zeigt Anlehnungen an Pouppée Fabrikk.
Auch der darauf folgende "The Night Of The Living Dead" ist bereits seit Jahren auf Grund eines genial inszenierten Musikvideos bekannt. Romero-Fans dürfen sich besonders über diesen Horror-lastigen EBM/Electrobilly-Track freuen. Nachdem einige Samples die Richtung weisen, sorgen harte Drums und eine gekonnt inszenierte FM-Sequenz für einen absolut coolen Gesamtmix. Darüber hinaus durfte bei diesem Track noch, der von Elite! bekannte, Pascal Z. beitragen. Eine durch und durch geile Nummer!
Es bleibt Electrobilly-lastig mit dem darauf folgenden "Obsessed With Death", bei welchem Gerardo Garcia als Gast-Sänger mitwirken durfte. Der Track grooved von Beginn sehr gut und zeigt durch einen schnellen Beat und stark umgesetzten Sequenzen wie viel Rock'n Roll in EBM stecken kann. Gesanglich passt das Ganze auch verdammt gut und so schafft es auch diese Überraschungs-Nummer, sich in die Herzen der Hörer zu katapultieren.
Einen eigenartig Ritual-lastigen Beat nimmt daraufhin "Down On My Knees" an. Dieser ist wiederum etwas gemächlicher und hält sich gekonnt zurück. Die Vocals tragen hierbei relativ dick auf und sind streckenweise auch zugegebenermaßen zu viel des Guten. Das Arrangement ist jedoch gut gewählt und baut sich stückweise auf. Die Haupt-Sequenz unterscheidet sich nicht sonderlich von vorherigem Track und die einzelnen Leads wirken dabei etwas planlos. Somit leider einer der schwächeren Songs eines bis zum aktuellen Zeitpunkt genialen Albums.
"This Is Life" macht mit ähnlichem Tempo weiter, pumpt jedoch ziemlich stark. Die Bassdrum trägt dick auf und die instrumentellen Anteile gehen dabei leider ziemlich schnell unter. Die Vocals wirken ebenfalls recht penetrant und ergänzen sich nur bedingt zum restlichen Track hinzu. Auch dieser Song wirkt auf die dargebotene Art und Weise leider etwas schwächer und hätte einen etwas saubereren Mix sowie einen besseren Flow vertragen können.
Dafür wird es wiederum mit "Do The Ratwalk" wieder ziemlich cool. Ein ordentlich abgelieferter Electrobilly-Track mit einer fetzigen Bassline, gekonnt sitzenden Drums und coolen Vocal Shouts. Macht Spaß von Anfang bis Ende!
Ein bis dato noch unbekannter Song stellt der darauf folgende "Sixpack Boy" dar. Dieser liefert wieder vermehrt ein klassisches EBM-Arrangement mit verspielter Bass-Sequenze und schnellem Beat, welcher auf diese Art und Weise zum Stompen einläd. Schnelle, schlichte Nummer zum tanzen und Kopf abschalten!
"Deep Dark Forest" liefert wiederum sehr Horror-lastige Ansätze und sogar einen leichten Dark Electro-Eindruck. Die gemächlichen Breakbeats kommen stark und auch die überraschenden Synth-Elemente gliedern sich gut in die abwechslungsreiche, düstere Nummer ein. Die Shouts sind mit einigen Effekten behaftet und wissen sich ebenfalls gut in den Gesamtmix einzugliedern. Imposante Nummer!
Nach einem sieben-sekündigen "Los Krugos"-Huster legt "Fuck For Future" vertraut rauh und grob nach. Hier gibt es nochmal die volle ADAC8286-Ladung, welche einen genialen Anhalt EBM zum Besten gibt, zu hören. Eine Planierraupen-artige Bass-Sequenz, verspielte Leads, schnelle Beats und harte Shouts - schönes Ding!
Ein Bonus-Song folgt zum Abschluß noch mit dem Verrottet-Incest-Mix zum bereits vom letzten Album bekannten "Sex Without Kisses", welcher ebenfalls zu überzeugen weiß.
Fazit:
Das Warten hat sich allemal gelohnt! ADAC8286 liefern mit ihrem bislang dritten Studio-Album auch tatsächlich das bis dato Beste ab und zeigen was zehn Jahre Studio-Produktion für einen Abwechslungsreichtum mit sich bringt. Viele der auf Game Without Rules (A Story Of Traitors, Failures And Love) befindlichen Songs sind bereits auf Grund einer Vielzahl an Live-Auftritten und Youtube-Veröffentlichungen bekannt. Doch es ist besonders schön diese sowie zahlreiche noch Unbekannte in gesammelter Ausführung auf einem Komplett-Album zu hören. Darüber hinaus haben auch alle bislang bekannten Songs ein Re-Mastering erfahren und genießen größtenteils einen ziemlich guten Mix. Es macht Spaß das ganze Album von Anfang bis Ende durchzuhören, da jeder Track einen eigenen Stil offenbart und das Komplett-Werk somit zu keiner Minute langweilig wird. Wirklich ein klasse Album, welches unverkennbare Tracks beinhaltet und jedem EBM-Fan mit Psychobilly-Einschlag nahe gelegt werden kann!
Lieblingstrack: The Night Of The Living Dead
Bewertung: 9(,5)/10
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