22.08.2019

Electro Fear ‎– Blade Of The Ripper


Genre: Horror Electro, Harsh Electro, EBM
Release: 2019
Homepage: http://www.facebook.com/electro.fear

Polen kann mittlerweile auf eine lange Tradition dunkelelektronischer Musikprojekte zurückblicken. Diese sind meist melancholisch und düster beseelt und wissen durch eine Menge Tiefgang zu überzeugen. Das Projekt Electro Fear besteht aus den beiden in Breslau ansäßigen Künstlern Marcin Kozio Klimek & Aleksandra Charlamow und bezeichnet den eigenen Musikstil als Horror Electro. Dass Horror-Einflüße bereits seit Jahrzehnten Teil des dunklen Underground-Genres sind ist nichts Neues. Jedoch gibt es leider nur wenige Bands, die sich explizit intensiv mit gerade diesem Thema auseinandersetzen und diesbezüglich auch entsprechende Lyrics mit harten elektronischen Rhythmen kombinieren. In erster Linie fallen dabei Hellectro Acts wie Suicide Commando & Hocico ein. Jedoch haben auch namhafte Dark Electro-Bands wie Skinny Puppy & Velvet Acid Christ so einige Horror-Ansätze zu bieten. White Trash Wankers & Bathead könnten als Referenz im EBM-Genre dienen. Electro Fear selbst bringt einiges an Erfahrung mit und konnte bereits zur Mitte des Jahrzehnts einige Referenzen auf diversen Compilations veröffentlichen. Vor zwei Jahren erschien dann das Debut-Album The Little Shop Of Horrors beim deutschen Label darkTunes Music Group, ging jedoch leider relativ schnell unter. Kürzlich veröffentlichte das polnische Duo mit Blade Of The Ripper ihr zweites Album unter gleichem Label auf dem zehn neue Horror-Tracks sowie zwei Remixe mit einer Gesamtspieldauer von etwa einer dreiviertel Stunde veröffentlicht wurden. Mal sehen ob das neue Album den erhofften Schrecken verbreiten kann!

Es geht los mit einem Glockenspiel-"Intro" und Chor-lastigen Samples. Verquere Piano- und Orgel-Klänge sorgen noch für eine cineastische Retro-Atmosphäre. Mit der darauf aufbauenden Bassline und weiteren Soundeffekten kommt das Projekt hierbei dem Synth Wave-Genre recht nahe.
Mit "Cat In The Brain" sorgt eine rauhe EBM-Bassline in Kombination mit straighten Drums und Chor-lastigen Pads für eine düstere Stimmung. Hinzu gesellen sich noch weitere überlagernde Sequenzen und schroffe Effekte. Die Vocal-Shouts kommen mit verzerrtem Distortion zur Geltung und erinnern in seiner Form ein wenig an Hocico. Der Mix ist relativ grob und die Tonalität liegt leicht daneben. An sich geht der Song aber gut zur Sache.
Weiter geht es mit "Hellraiser" und somit einer Clive Barker-Eigeninterpretation. Der Track beginnt zunächst mit Spannung erzeugenden atmosphärischen Klangflächen und verspielten Effekten. Nach kurzer Zeit gesellt sich ein harter Beat hinzu, welcher von sanften Glockenspielereien begleitet wird. Schnell wird aus dem unklaren Gebilde ein schroffer Harsh Electro Track mit einfachen Sawtooth-Leads, stark verzerrten Shouts und einer leider recht einfallslosen Bassline. Auf Dauer recht fad das Ganze.
"Premature Burial" beginnt mit okkultistischen Versen eines Begräbnisses und macht auch durch die ansetzenden Orgel-Klänge und dramaturgischen Sounds klar, dass der Song sich an eine solche Grabstätten-Szenerie orientiert. Die Bass-Synths ähneln vorherigem Track, ergänzen sich jedoch deutlich besser hinzu, da die Melodie-Anteile ziemlich ausgeklügelt wirken. Auch an Hand der Leads ist ein gewisser Organismus erkennbar. Der Rhythmus ist gemächlich, bleibt straight und weiß sich gut mit den Shouts ins restliche Klangbild zu ergänzen. Hier stimmt wieder vieles!
Mit "Possession" setzen weiter verquere Glocken- und Orchester-Samples an und ebnen ein möglichst cineastisches Klangbild. Mix und Tonalität hätten jedoch auch hier etwas ausgefeilter sein können. Elektronischer wird es als Lead-Sequenzen und monotone Breakbeats hinzu stoßen. Die Shouts bleiben vertraut rauh und ergänzen sich ins übrige Klangbild. Leider klingt hier einiges schief und obwohl eine Menge Potenzial besteht fällt es dem Hörer schwer sich dadurch auf diesen Sound einzulassen.
Der darauf folgende "Halloween" könnte mit den Bell-Sequenzen zunächst eine Hommage an John Carpenter darstellen, ebnet jedoch ganz andere Wege. Fette Drum-Anteile und eine flippige Bassline sorgen wieder für einen relativ tanzbaren Harsh Electro Track. Was Spaß macht sind vor Allem die gelungen eingesetzten Klangeffekte sowie die verspielte Rhythmik. Störend wirken allerdings die etwas überzogenen Leads und überkomprimiert wirkt der Track leider auch insgesamt.
Mit EBM-Ansätzen macht daraufhin "What Have You Done To Solange" mit einer ziemlich rapiden Bassline und straighten Beats weiter. Die Shouts erinnern stark an Suicide Commando und gliedern sich gut in diese tanzbare Nummer mit hinein. Diese weiß darüber hinaus immer wieder mal mit einigen imposanten Effekten zu überraschen.
Mit "Invasion Of The Body Snatchers" wird es Alien-lastig, was wohl auch die geflangerten Lead-Sequenzen andeuten möchten. Nach einigen Sound Samples sorgen nach einer Minute ein harter Rhythmus und hochtönige Sequenzen für eine äußerst gelungene Horror-lastige Atmosphäre. Hier kommen auch die Vocals nicht zu kurz. Einige verspulte Melodie-Anteile lassen das Ganze wiederum recht verspult wirken, allerdings hat der Song einen deutlich besseren Mix erfahren.
Den eigentlich letzten Track liefert dann noch "The House By The Cemetery" und verwirrt durch anfänglich ganz andere Ansätze als der Track dann weiter macht. Nachdem die Hauptsequenz etwas schneller startet kam plötzlich ein abrupter Geschwindigkeitswechsel zum Tragen, der dafür sorgt dass dieser zu einer eigenartigen Downtempo-Nummer wird. Der kreative Ansatz ist verständlich, erschließt sich jedoch nicht so ganz.
Daraufhin folgt noch ein "Outro"-Song, der ähnlich Synth Wave-lastig wirkt wie bereits der Intro-Track und mit einigen orchestralen Klänge das Album zum Abschluß bringt. Remix-Versionen von Binary Vision & Holew dürfen zuletzt auch noch genoßen werden.

Fazit:
Aus dem polnischen Projekt Electro Fear geht ein kreativer Ansatz deutlich hervor. Es werden unterschiedliche orchestrale Anteile mit straighten EBM-Ansätzen oder auch rauhen und harten Harsh Electro-Elementen vermischt. Alle Tracks behandeln hauptsächlich Horror-Themen, was aus der Anlehnung der Titel deutlich hervor geht. Musikalisch ist das Ganze jedoch leider relativ dürftig und es wissen nur wenige Tracks auf tonaler sowie melodiöser Ebene zu überzeugen. Mix und Mastering hätten ebenfalls deutlich besser ausfallen können. Die verzerrten Vocal-Shouts kommen stark zur Geltung und werden vor Allem Freunde von Suicide Commando & Hocico überzeugen können. Das Projekt würde aber echt gut daran tun sich etwas mehr Mühe im Bereich der Klanggestaltung und vor Allem in der Endproduktion zu geben. Jedoch sollte man die Band nach wie vor auch nicht aus den Augen verlieren, da eine Menge Potenzial vorhanden ist!

Lieblingstrack: Premature Burial

Bewertung: 6/10

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