Genre: EBM, Dark Wave
Release: 2020
Homepage:https://www.facebook.com/Finkseye/
Der aus Schweden stammende Sympathisant Henrik Fink Nilsson alias Finkseye ist ein unermüdlicher und talentierter Synth-Künstler, welcher seit nunmehr einem halben Jahrzehnt immer wieder durch neue und spannende Releases zu begeistern weiß. Schweden ist nicht erst seit gestern ein treibendes Flaggschiff für anspruchsvollen und treibenden EBM und jede von dort stammende Band weiß durch einen eigenen Individual-Stil zu imponieren. So auch Finkseye, welcher mit seinen Songs zum Einen einen düsteren und bedrohlichen sowie zum Anderen einen verträumt und melancholischen Touch zur Geltung bringt. Nachdem bereits seine beiden letzten Alben zu überzeugen wussten und ihre Spuren hinterließen als auch darüber hinaus unterschiedlich waren wie Tag und Nacht, darf man nun gespannt auf seinen dritten Longplayer Namens Ecocide sein. Wie bereits die beiden letzten Alben erscheint auch dieses Gesamtwerk beim russischen Label Razgrom Music, welches sich in erster Linie für komplexen Dark Electro & Electro-Industrial einen Namen machen konnte. Darauf befinden sich neun dafür geplante Songs sowie zwei Bonus-Tracks. Das Ganze ist somit kurz und knackig und weiß eine Gesamtlänge von bis zu vierzig Minuten aufzuweisen. Darüber hinaus deutet das Cover diesmal auf eine eher ambiente und verträumte Atmosphäre hin und bekanntlich gilt in der Musik Qualität vor Quantität, somit heißt es mal wieder CD rein und Lauscher aufsperren.
Den Anfang macht ein Intro-Song mit dem Titel "Entering A Storm". Hier geht es sogleich los mit einer pulsierenden FM-Sequenz und straight strukturierten Drums in gemächlichem Tempo, während Wave-lastige Pads den Track nach vorne tragen. Tonal wieder sehr schön umgesetzt, doch so schnell das Ganze begann ist es auch schon wieder vorbei.
Den eigentlich ersten Track liefert der bereits vorab veröffentlichte "Extinction Level Event", dabei handelt es sich um einen schlagfertigen EBM-Track in ebenfalls gemächlichem Tempo, welcher abermals durch schön inszenierte Sequenzen, einige umhüllende Effekte sowie straighte Drumloops einen angenehmen Gesamteindruck liefert. Die einsetzenden Vocals integrieren sich gut in den Instrumental-Teil und auch die überlagernden Vocoder-Effekte sorgen für einen ambienten Gesamteindruck. Coole Nummer von Anfang bis Ende!
Mit einem größeren Detune-Anteil setzt die Bass-Sequenz von "Destruktion" ein. Der Track pumpt auf Grund einsetzender Kompressor-Effekte Seitens der Drums und hält sich grundsätzlich recht gedämpft. Im Vordergrund stehen schwedisch gesprochene Vocals, die sich Strophen-lastig in diesen etwas verqueren Track hinein integrieren. Die gesamte Nummer wirkt eigensinnig, intelligent und melancholisch zugleich, schafft auf Dauer jedoch nur einen eher ernüchternden "Wow"-Effekt, was evtl. an der durchgehenden Monotonie liegt.
Als nächstes folgt mit "Shadow Of A Gun" eine Nummer, welche zunächst auf schwermütige Wave-Pads und ebenso schwermütige und dicke Drumbeats setzt. Darüber hinaus kommen noch äußerst schön integrierte Lead-Elemente hinzu. Die Vocals besitzen hierbei einen Tick zu viel Hall und gehen Angesichts des hervorragenden Instrumental-Teils leider etwas unter. Diese Dark Wave-Nummer weiß wegen ihrer schwermütigen Melancholie durchgehend zu gefallen und erinnert streckenweise an Project Pitchfork. Toller Track!
Es bleibt auch gemächlich und düster beim darauf folgenden "In The Eye Of The Storm", auch diese Nummer setzt desweiteren auf schwere Wave-Pads sowie leicht pumpende Drum-Elemente, die jedoch erst nach einer spannend machenden Phase sich weiter aufbäumen. Ein reiner Instrumental-Track, welcher sich wohl eher als nachdenklicher Filler versteht.
"Unreality" versteht sich daraufhin wiederum als packender und treibender EBM-Track mit bedrohlicher Bassline und dicken nach vorne preschenden Beats. Die Leads wirken mysteriös und finden sich gut in diese Nummer ein. Während den Breaks setzen aggressiv gesprochene Vocals gekonnt ein und alles in allem macht dieser Track durchgehend eine Menge Laune und steigert die Lust sich auf einen Tanz einzulassen. Sehr cool!
Alarmierend geht es mit "Playing God" und sich zurückhaltenden Synth-Elementen weiter, die jedoch gekonnt arrangiert wurden um Spannung zu erzeugen. Die FM-Bassline gliedert sich rockig in den groovigen Song mit ein während verträumte Leads weiter ausschweifen. Vocals halten sich hier zunächst etwas zurück, der Track bäumt sich jedoch ab der Hälfte so richtig auf und schafft ein vulominöses Klangbild. Ein ebenfalls schön inszenierter und hörenswerter Track.
Der Künstler wagt mit "The Day The World Went Away" ein Nine Inch-Nails-Cover und liefert damit zunächst ein äußerst ambientes und atmosphärisches Klangbild. Auch ohne den Original-Song zu kennen grooved diese Nummer von Beginn an schön vor sich hin und spannt synthetische Flügel aus. Hier finden sich eine Vielzahl unterschiedlicher Pad-Elemente sowie eine im Hintergrund pulsierende Bassline wieder während sich einfach gestrickte, jedoch gut abgemischte, Drumloops nach vorne bewegen. Sehr schöne Nummer.
Mit dem eigentlich letzten Track "Endgame" endet das Ganze auch wieder als eine Mischung aus EBM und Synth Wave. Hier pulsierend eine gemächliche Bassline vor sich hin, während tanzbare Clubbeats nach vorne treiben und Wave-Pads das restliche Klangbild umhüllen. Ebenfalls eine rein instrumentale Nummer, die sich als entspanntes Outro präsentiert.
Besitzer der CD dürfen sich noch auf einen Erotic Elk-Remix zu "Shadow Of A Gun" und dem Bonus-Track "Angst" freuen.
Fazit:
Auch das dritte und neueste Finkseye-Album hält was es verspricht und liefert wieder eine komplett neue Gedankenwelt des Künstlers. Während sich die letzten beiden Scheiben eher düsterer und EBM-lastiger präsentierten, so zeigt Ecocide sehr ambiente und verträumte Seiten des sympathischen Schweden. Während die erste Hälfte des Albums streckenweise noch etwas behäbig wirkt, so gibt der Künstler ab der zweiten Hälfte so richtig Gas und liefert einen starken Track nach dem Anderen. Das Ganze schweift zwischen EBM, Dark Wave & Synth Wave hin und her und sorgt wieder mal für einen abwechslungsreichen, wenn auch relativ kurzen Spaß. Über etwas mehr Musik auf der Scheibe hätte man sich sicher mehr gefreut, aber alles in allem ist es eine von vorn bis hinten runde Sache. Fans des Projekts können auch hier bedenkenlos zuschlagen!
Lieblingstrack: Unreality
Bewertung: 8/10
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