Genre: Dark Wave, Electro, EBM
Release: 2020
Das aus dem kleinen Weißbach in Sachsen stammende Projekt Antivote stellt eine 4-köpfige Dark Wave/Electro-Formation dar, welche zu Beginn des letzten Jahrzehnts gegründet wurde und mit Stages To Verity kürzlich das nun dritte Album veröffentlichte. Das Projekt wurde anfänglich von den Protagonisten Mirko Padubrin & Ronny Lippold gegründet und später erweitert durch Sebastian Voigtmann & Ulf Nürnberger. Bislang ist Antivote noch nicht sonderlich bekannt und einzig in Kennerkreisen ein Begriff, jedoch konnte das Quartett bereits von Beginn an mit Echozone ein relativ großes Platten-Label für sich gewinnen. Bereits die ersten beiden Alben machten klar, dass eine musikalische Raffinesse sowie ein Feingefühl für düster-kulturelle Electro-Romantik hier zu Grunde liegt. Die Band tritt sehr klassisch in Erscheinung und benennt eine Vielzahl namhafter Goth-, Dark Wave- und Electro-Bands als Inspirations-Quelle. Des Weiteren finden sich auf der neuesten Scheibe elf neue Tracks mit einer Gesamtspieldauer von etwa fünfzig Minuten. Eine gute Füllmenge um das Ganze mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Den Anfang macht "A Stony Way" mit einigen Wave-lastigen Pads sowie Delay-behafteten Drumloops und Synth-Klängen. Atmosphärisch kommt das Ganze stark und düster zur Geltung und auch die einsetzenden Piano-Melodien sowie FM-getriggerten Leads wissen zu gefallen und erinnern an den guten alten Dark Wave-Sound der 1980er. Dieser Intro-Song liefert bereits eine schöne instrumentelle Zusammensetzung, welche Lust auf mehr macht.
Mit "Chemtrail Soldiers" geht es zunächst mit Industrial-lastigen Elementen und einigen Sound Samples weiter, bis nach kurzer Zeit treibende Percussions und eine dicke Bassline den Ton angeben. Im weiteren Verlauf wird der Beat immer straighter und dadurch tanzbarer, während einige harmonische Melodien dem Ganzen nochmal ordentlich Pepp und Würze verleihen. Auch die röchelnd einsetzenden Vocals wissen zu gefallen und gliedern sich Oldschool-artig in den Song ein. Jedoch hätten diese einen etwas saubereren Mix vertragen können.
Mit nachhallenden Piano-Melodien und langatmigen Wave-Pads setzt "Truth Or Lie" nach. Hier wird Spannung durch sich melodisch überlagernde Klangflächen und sich zunächst zurückhaltende Drum-Elemente erzeugt. Diese legen nach einiger Zeit jedoch vor Allem durch den Einsatz von Percussions ordentlich nach und nach etwa einer Minute entfaltet sich der Track zu voller Größe und verbindet unterschiedliche Klangfacetten miteinander. Vor Allem die melodiös einsetzenden Sequenzen und die im Hintergrund nachhallenden Bass-Synths wissen zu gefallen. Auch die nachdenklichen Lyrics sind schön gewählt, aber auch hier hätten die Vocals etwas mehr Feinschliff vertragen können und bremsen den Track etwas aus.
"Luna" nimmt daraufhin klassische Dark Wave-Züge ein und kombiniert einen straighten Bass-Lauf mit ebenso straighten Drumloops, jedoch abwechslungsreich verspielten Lead-Synths. Hinzu kommen noch vulominöse Klangteppiche sowie Reverb-lastige Vocals, die dem Gesamteindruck recht gut tun. Ein sehr schöner düsterer Track, der durchgehend zu gefallen weiß und eine feine Kombination unterschiedlicher Synth-Elemente zum Besten gibt.
Mit "Soulmates" geht es ebenfalls Percussion-lastig und mit weitflächigen Synth-Klängen sowie einigen ergänzenden Brass-Tönen weiter. Der Track arrangiert sich Stück für Stück über die gesamte Spielzeit mit stückweise aufeinander aufbauenden Elementen und liefert nach einiger Zeit eine durch und durch tanzbare Oldschool EBM-Rhythmik. Die Vocals wirken hier jedoch etwas unausgereift und bremsen dadurch den Track ab der Hälfte leider etwas ab.
Daraufhin folgt mit "The Four Elements" eine eher schwermütigere Nummer, die auf FX-Klänge und Piano-Melodien setzt, während einige höher frequente Sequenzen sowie straighte Drumloops das Gesamtbild abrunden. Das Ganze klingt relativ innovativ und spannt den Hörer über einige Zeit auf die Folter. Gesamtheitlich eine gute Nummer, auch wenn hier die Breaks etwas zu abrupt einsetzen.
Mit dem langen Titel "So Far As Your Feets Carry On" sorgen von Beginn an wieder weitläufige Klangflächen und tanzbare Drumloops für eine in sich geschloßen gelungene Goth/Dark Wave-Nummer im klassischen Stil. Jedoch wurden leider auch hier wurden die röchelnden Vocals etwas schwach abgemischt und drücken den restlichen Instrumental-Teil etwas weg. Die Gitarren-Parts kommen gut, könnten aber ebenfalls etwas breitspektriger sein.
"Temples Of Blood Money" setzt mit schönen Delay-behafteten Synth-Klängen und einigen verqueren Effekten und Sound Samples nach. Nach kurzer Zeit bäumt sich der Track jedoch zu voller Größe auf und liefert abermals gelungene Wave-Pads, ein klassisches Arrangement sowie verspielte Sequenzen, die harmonisch ineinander übergehen. Die Vocals halten sich hier etwas zurück und integrieren sich dadurch tonal besser in den Gesamt-Mix.
Darauf folgt mit "Human Machine" eine eher technoidere Nummer, die auf langläufige FM-Sequenzen sowie straighte, jedoch verspielt Percussion-behaftete Drumbeats und schöne Synth-Melodien baut. Das mechanoide Arrangement kommt sehr gut zum Tragen und auch die Vocals ergänzen sich passend hinzu. Eine gesamtheitlich rundum gelungene Nummer!
Mit "New Cold War" wird nahtlos in gleicher Tonlage angeschloßen, jedoch mit wesentlich gemächlicherem Tempo und deutlich Wave-lastigerem Ambiente. Vereinzelte Synth-Klänge sowie Tribal-lastige Drumbeats werden zu einer ausschnaufenden Nummer ergänzt. Vocals und Lyrics kommen gemächlich zur Geltung und ergänzen sich entspannt in den Gesamt-Mix ein.
Den Abschluß macht "Is This The Future" mit einigen wobbelnden Synth-Klängen sowie dicken Drumbeats und liefert auch in Anbetracht der sich zurückhaltenden Bassline und der einsetzenden Piano-Melodien so ein eher nachdenkliches Outro.
Fazit:
Man kann mit Fug und Rech behauptet, dass das Quartett hinter Antivote ihr Handwerk versteht und auf Grund der großen Kombination anmutiger und tonal schön gewählter Klänge wirklich ein angenehmes Gesamtbild liefert. Auch das neueste Album Stages To Verity hält was es verspricht und zeigt wie gut sich die Band zueinander ergänzt. Die größte Kritik fällt jedoch in erster Linie jedoch bzgl. des Einsatzes von Gesang und Vocals. Die Aufnahme wirkt streckenweise etwas unsauber und auch die Tonlage sitzt bei vielen Tracks nicht mehr passend zum doch sehr ausgeklügelten Instrumental-Teil. Darüber hinaus lassen Mix und Mastering hier und da etwas zu wünschen übrig. Die intelligent gewählten Lyrics sowie die musikalische Raffinesse lassen jedoch über weite Strecken darüber hinweg sehen. An sich ein wirklich gutes Album, auch wenn vieles etwas abwechslungsreicher hätte ausfallen können. Reinhören schadet jedoch nicht!
Lieblingstrack: Luna
Bewertung: 7(,5)/10
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