27.04.2020

Pete Crane - That Annihilated Place


Genre: Harsh Electro, Dark Techno, Electro-Industrial, Hardcore Electro
Release: 2020

Das exotische Australien ist selbst heute noch eher weniger bekannt für seine Anzahl namhafter dunkelelektronischer Underground-Künstler und wenn dann gibt es erst seit etwa 20 Jahren Versuche durch diverse Protagonisten eine gewisse Stilistik in dieser Richtung an den Tag zu legen. Ein Akteur der durchaus erwähnenswert ist und eine schlagartige Musikkarriere im letzten Jahrzehnt hinlegte ist Pete Crane, welcher nun seit etwa 15 Jahren durch diverse Musikprojekte auffiel und allen Voran mit seinem Steckenpferd Shiv-R und einem Album nach dem anderen überzeugen konnte. Die Stilistik ist durchaus moderner Natur und der Künstler selbst tritt auch gerne mal exzentrisch in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Nichts desto trotz ist er ein sympathischer und auch bodenständiger Zeitgenosse sowie ein unermüdlicher Klangtüftler, der immer wieder mal mit einer brachialen Überraschung zu begeistern weiß. Bei seinem neuestem Gesamtkunstwerk handelt es sich um ein Solo-Album, welches kürzlich bei Infacted Records unter seinem Ruf-Namen veröffentlicht wurde und den Titel That Annihilated Place trägt. Darauf befinden sich zwölf neue Tracks mit knapp über einer dreiviertel Stunde Spielzeit. Die Cover-Optik weiß ebenfalls zu gefallen und es darf damit gerechnet werden, dass auch bei diesen Nummern keine halben Sachen gemacht werden. Lauscher auf und hingehört was Australien nun zu bieten hat.

Das Album startet mit dem verspielten Intro "Great But Now Forgotten", welches mit einigen glitchigen Samples und Hardcore-lastigen Beats den Hörer schon mal auf das was gleich kommt vorbereitet.
Daraufhin geht es mit dem ersten eigentlichen Track "You Are Not Your Body" zunächst straight zur Sache. Die Beats erinnern hier von Beginn an bereits stark an Shiv-R und es wird mit äußerst modernen Synth-Sequenzen in digitaler Reinstform hantiert. Starke LFO-getriggerte Flanger-Effekte sowie nachhallende Samples werden kombiniert zu einer sehr technoiden Nummer, die vor Allem durch einsetzende FM-Sequenzen einen tanzbaren Groove mit sich bringt.
Fetziger geht es von Beginn an mit "Hate Is All I Have" zur Sache. Hier sorgen zunächst eine getaktete Bassdrum, die stets dicker wird für einen tanzbaren Beat, während eine FM-lastige Hauptsequenz sich ebenfalls immer weiter aufbäumt während zusätzlich noch dancige Grooves und Effekte mit in den Song hinein spielen. Einige Lead-Sequenzen sowie Industrial-Effekte runden das Ganze ebenfalls weiter ab. Eine äußerst moderne und treibdende Club-Nummer.
"Together We Suffer" hält sich zunächst etwas zurück, geht jedoch nach kurzer Zeit voll ans Eingemachte und legt dicke Hardcore- & Industrial-Beats nach. Zusätzlich kommen noch einige Vocal-Samples sowie glitchige Sequenzen hinzu. Der Track liefert ein klassisches 2000er Klangbild und beinhaltet eine ordentliche Würze moderner Soundkultur.
Weiter geht es mit "Fear" und epochal orchestralen Samples sowie effektreichen Sounds. Der Track entpuppt sich nach einiger Zeit als eine fette Breakbeat-Nummer im Prodigy-Stil und baut auf unterschiedliche Klangfacetten auf, die ineinander arrangiert wurden. Das Ganze entfaltet sich als sehr einfallsreich und nachgedacht und beinhaltet die ordentliche Portion Coolness, die es für solch eine Instrumental-Nummer braucht.
Darauf folgt mit "All The End Of All Things" wieder zunächst etwas äußerst verspieltes, bei dem straighte Drumloops für einen treibenden Track sorgen. Diese sind jedoch relativ grob abgemischt und auch die sich überlagernden Effekte lassen etwas Feingefühl und Detail-Reichtum vermissen, was man vom Künstler eigentlich kennt. Eine ziemlich klassische, jedoch Club-taugliche Nummer, mit nur wenig Besonderheiten.
"Messed Up" legt eher EBM-lastig nach und sorgt mit einer treibenden FM-Sequenz und dicken Beats für einen tanzbaren Song, der sich Puzzle-artig selbst arrangiert. Hier und da spielen noch einige coole Effekte mit hinein und ab und an wird die Bassline neu strukturiert, was für etwas Abwechslung sorgt. Ebenfalls ein ziemlich starker Track, der sich hören lassen kann.
Glitchig geht es mit dem Effekt-reichen "Inviolate" weiter, der neben einigen FX-Samples und kritischen Vocals eine treibende Bassline und sich zurückhaltende Beats beinhaltet. Das Ganze ist jedoch streckenweise etwas zu penetrant und die Spielereien zu viel des Guten. Dadurch bremst sich der Track streckenweise selbst ab und geht nicht so gut ins Ohr.
Mit "Seven" folgt eine Nummer, die den Hörer zunächst zurückhaltend auf die Folter spannt, nach kurzer Zeit werden einige Noise-Effekte und dicke Drumloops zum Besten gegeben und damit für eine Club-tauglichen Underground-Tanznummer gesorgt. Die Rhythmik ist hier relativ gemächlich, dennoch beinhaltet der Track das gewisse Etwas für eine agile Soundkulisse in exzessivem Stil.
"Bellows From The Deep" macht weiter mit hochtönigen Sequenzen, Harsh-lastigen Club-Beats und variationsreichen Lead-Synths, die stark in eine Sawtooth-getriggerte Richtung gehen. Das Ganze klingt streckenweise recht schrill, wird jedoch begleitet von zusätzlich zischenden Effekten und spannungsgeladenen Breaks. Abermals eigensinnig, wenn auch nicht so ganz fruchtend.
Daraufhin folgen mit "Self-Destruct" einige zischende Signal-Sounds sowie Goa-lastige Beats, die den Track nach vorne treiben und für eine äußerst agile Nummer sorgen. So wirkt das Ganze recht psychedelisch und erinnert stark an 1990er Jahre Techno. Verspielte Geräusche und Töne sowie sowie abermals dicke Beats formen diesen Track.
Den Abschluß macht noch "Three Phase" mit einigen Bass-lastigen Synths, Industrial-lastigen Effekten, nachhallenden FX Samples sowie moderatem Witch House-Tempo. Ein interessanter Outro-Ansatz.

Fazit:
Man hört auch auf diesem Album durchaus heraus, dass Pete Crane ein leidenschaftlicher Klangtüftler ist und mit viel Spaß an die Sache geht neues zu wagen und zu experimentieren. Darüber hinaus macht sich die Tendenz zum Shiv-R-Stil ebenfalls, vor Allem an Hand der Beats, durchaus erkennbar. Allerdings traut er sich bei That Annihilated Place auch mal etwas "anderes" zu wagen und spielt vor Allem mit überraschenden Effekten und einer Menge Variationsreichtum. Nichts desto trotz ist es auf Dauer recht zäh das komplette Album so ganz ohne Vocals durch zu hören und darüber hinaus klingen einige Songs wirklich sehr brachial und sind streckenweise auch etwas zu viel des Guten, was die tonale Grobheit sowie die sich überlagernden Elemente angeht. Allerdings hat jeder Track so seine ganz eigenen Besonderheiten und der ein oder andere Song kann sich durchaus gerne mal in einer DJ-Playlist wiederfinden. Auf jedenfall ein schönes und kreatives Gesamtwerk.

Lieblingstrack: Hate Is All I Have

Bewertung: 7(,5)/10

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