07.08.2020

Gasoline Invertebrate ‎– Damage Over Time

Genre: Harsh Electro, Future Pop, Dark Techno, Trance
Release: 2020

Wahrscheinlich wird hier zu Lande kaum jemand von einem Projekt Namens Gasoline Invertebrate gehört haben, doch bei dem dahinter stehenden US-Amerikaner Brian Graupner handelt es sich nicht gerade um einen Unbekannten. Der Künstler ist bereits seit mehreren Jahrzehnten bei verschiedenen Projekten aktiv, wobei er sich als Frontmann der Dark Wave / Minimal Electro-Formation The Gothsicles durch eine Menge Veröffentlichungen am auffälligsten einen Namen machen durfte. Mit dem hier vorliegenden Projekt bestreitet er nun somit eigene Wege und veröffentlichte erst vor drei Jahren mit "Freak Drive" bei Tigersquawk Records das Debut-Album dieses Solo-Projekts. Mit Damage Over Time erblickt nun also auch schon Album Nummer zwei bei gleichbleibendem Label das Licht der Welt und mutet ebenfalls mit einer verrückten Cover-Optik an. Diese scheint Lovecraft'sche Welten in technoid-verquerer Optik kombinieren zu wollen und sorgt dafür, dass das Interesse gesteigert wird. Zeit die zehn neuen darauf befindlichen Tracks mal genauer unter die Lupe zu nehmen!

So verquer das Album nach außen wirkt, so verquer klingt auch der erste Titel "Headschatten". Zu hören gibt es hier ziemlich flippige und tanzbare Trance-Beats mit äußerst Future Pop-lastigen Sequenzen, während die stark verzerrten Vocals sich eher an typische Aggrotech-Vorbilder orientieren. Der Gesamtmix wirkt jedoch relativ stimmig, auch wenn die Leads etwas zu quierlig zur Geltung werden. Dabei werden moderne Techno-Elemente mit düsteren Synth Pop-Allüren kombiniert, was recht stark an verspielte Songs Mitte der 2000er erinnert.
Etwas düsterer und mit deutlich dickeren Beats setzt sogleich "Let The Demon Out" an. Die Vocals sind hier nochmal eine Nummer derber inszeniert und neben straighten Dark Techno-Beats, gibt es hier noch glitchige Effekte zu hören, während melodiöse Leads im Hintergrund verhallen. Das Ganze ist jedoch recht unterhaltsam und gut produziert.
"Boston" setzt an mit schroffen Effekten und zischender Geräusch-Kulisse. Die Nummer treibt ziemlich technoid und Industrial-lastig nach vorne und regt vor allem durch dicke Bässe das Tanzbein an. Auch nachfolgende Leads gewinnen an Volumen und sorgen neben verspielten Sequenzen dafür, dass der Track einen ebenfalls ziemlich verrückten Eindruck hinterlässt.
Future Pop-lastig geht es daraufhin mit "Feast" weiter. Neben dicken Drumbeats und glitchigen Geräuschen, sorgen abermals verzerrte Vocals sowie verträumte Pads für eine volle Klangkulisse. Das Ganze wirkt äußerst harmonisch, liefert ein klassisches Intro und weiß auf Grund seiner sehr guten harmonischen Gestaltung zu überzeugen. Coole Nummer!
Eine ziemlich schräge Trance-Nummer erwartet den Hörer sogleich bei "Scarlet Slip", welcher zusammen mit Chris Conelly aufgenommen wurde. Ganz abgesehen vom gar nicht mal schlechten Gesang, aber diese Nummer ist leider ein ziemlich fader Fehlgriff. Hier wird mit viel zu schrillen Sequenzen und nervigen Melodie-Einlagen hantiert, während stumpfe Beats nach vorne treiben. Auch die Piano-Akkorde wissen nicht wirklich zu überzeugen. Leider die schwächste Nummer des Albums bis hier.
Sich eher zurückhaltende, düstere Pads sowie ziemlich cool inszenierte Breakbeats setzen bei "Magic, Do As You Will" an und formen so anfänglich einen ziemlich mysteriös und interessant dargebotenen Dark Electro-Track. Nach einigen Sample-Einlagen wird dieses düstere Gewand durch zusätzliche Atmosphäre-Pads erweitert und im Großen und Ganzen eine ziemlich imposante, melancholische Nummer daraus geformt.
Daraufhin wird es mit "Rejected Organ Transplant" wieder etwas treibender. Neben weitläufigen Sequenzen und rapiden Industrial-Beats kommen erneut Harsh Electro-Vocals und zischende Leads zum Einsatz. Der Mix ist gelungen, musikalisch fehlt hier jedoch leider das gewisse Etwas. Zur Mitte hin bäumt sich das Ganze im Arrangement jedoch noch weiter auf, was gut unter die Haut geht.
"Dead End Cul-De-Sac" macht etwas dunkler und technoid weiter. Dezente Bass-Synths und dick aufgetragene Vocals stehen hier neben schnellen Techno-Beats im Fokus. Der Track spannt den Hörer zunächst auf die Folter, legt jedoch mit klassischem und Trance-lastigerem Arrangement nacht und versucht sich hier etwas experimentierfreudiger. Der Mix ist dabei nicht ganz so gut, jedoch ist die Idee nicht schlecht.
Der darauf folgende "Sea Slug" setzt auf nervöse Glitches und schräge Effekte, wobei die Vocal-Verzerrungen hier extrem nervig und anstrengend dargeboten wurden. Musikalisch wirkt das Ganze auch ziemlich unreif und wie ein zusammengemodeter Klangbrei. Auch wenn einige Leads und Beats positiv heraus stechen, ist das Ganze keine wirklich gute Nummer.
Den Abschluß dieser verrückten Fahrt macht noch "Viscosity Breakdown" mit einer abermals verrückten Nummer. Dumpfe und schwach abgemischte Tribal-Beats werden neben schnellen Planierraupen-artigen Sequenzen und stark verzerrten Vocals zusammen gewürfelt. Das Ganze ist leider nicht wirklich gut abgemischt und fällt auch streckenweise nervig ins Gewicht. Schade.

Fazit:
Das hier vorliegende Album von Gasoline Invertebrate zeigt eindeutig wie eigensinnig sich der Künstler präsentiert. Damage Over Time liefert einen starken Crossover-Mix verschiedener Electro-Richtungen, die nicht unbedingt als "dark" zu bezeichnen sind. Der Künstler ließ sich hier vor allem gefühlt vom Techno/Trance der 2000er beflügeln und kombiniert diesen mit rauhem Harsh Electro aus eben jener Zeit. Einige der auf diesem Album befindlichen Songs sind leider nicht besonders gut abgemischt, jedoch hat das Ganze auch seine Momente. Zudem wirkt das Album an einigen Stellen auch musikalisch ziemlich anstrengend. Es fällt somit schwer ein gesamtheitliches Fazit daraus zu ziehen. Freunde moderner Bands wie Extize & Shiv-R könnten jedoch daran ihre Freude finden!

Lieblingstrack: Feast

Bewertung: 6(,5)/10

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