18.08.2020

New Haunts ‎– Fight​/​Flight

Genre: Cold Wave, Synth Wave, Synth Pop

Release: 2020

Homepage: https://www.facebook.com/newhauntsmusic/

Attraktive Damen sind als pro-aktive Künstlerinnen in diversen Wave-Richtungen bekanntlich keine Seltenheit. Eine solches Image verkörpert auch die aus dem Vereinigten Königreich stammende Solo-Künstlerin Alice Sheridan mit ihrem Projekt New Haunts. Dieses verbindet laut Angabe Einflüsse aus Post-Punk, Gothic & Synth Pop und sorgt bereits seit drei Jahren für aufmerksam lauschende Ohren. Bereits ihr aus eigener Hand vor zwei Jahren erschienenes Debut-Album Worlds Left Behind fand eine Menge Anklang. Umso erfreulicher ist, dass es kürzlich mit Fight/Flight eine Fortsetzung beim neuen und hauseigenen Label Vital Breath Records gab. Die Künstlerin präsentiert sich auf diese Art sehr ambitioniert und stapft gefühlt in die Fußstapfen einer Helené De Thoury. Das Album beinhaltet zehn neue Tracks und eine Gesamtspieldauer von knapp vierzig Minuten. Zeit dem Ganzen mal eine genaueres Ohr zu schenken.

 

Es geht los mit "Retina" und klassisch vertrauten Lead-Synths, während sich Drum- und Percussion-Elemente gemächlich hinzu ergänzen. Der starke Gesang erinnert streckenweise an Björk und ergänzt sich rhythmisch gut zu dieser Tribal-lastigen Nummer hinzu. Der Gesamtmix hätte jedoch etwas mehr Dynamik vertragen können und manche Synth-Einlagen wirken streckenweise leicht disharmonisch. Jedoch ein schöner Start, der Lust auf mehr macht.

Weiter geht es mit "Cleanse" und einem klassischen Synth Wave-Arrangement, welcher aus einer monoton treibenden Bassline und klassischen Simmons Drum-Samples besteht. Hinzu kommen noch ein paar sphärische Melodien sowie atmosphärische Lead-Elemente. Die mit leichtem Reverb behafteten Gesangseinlagen kommen sehr schön zur Geltung und ergänzen sich wunderbar in den Gesamtmix.

"Disown" startet langsam mit einer nachhallenden Bassdrum und verträumten Wave Pad-Akkorden. Auch hier kommt der Gesang wieder wunderbar zur Geltung und sticht äußerst positiv hervor. Ein Song zum dahin schwelgen und fühlen, welcher einen durch seine anmutige Art zur Ruhe bringt.

Als nächstes folgt mit "Rest Of Days" eine eher Cold Wave-lastige Nummer, die aus nachhallenden Leads und langgestreckten Wave Pads besteht, während leichte Percussions im Hintergrund verhallen. Der Gesang erfährt hier etwas mehr Variationsreichtum und experimentiert mit unterschiedlichen Stimmlagen. Eine recht einfallsreicher Song, der streckenweise an Linea Aspera erinnert.

Mit "Thrill" bekommen die Hörer tatsächlich noch ein paar härtere und technoidere Töne zu hören, die mit einer EBM-lastigen Bassline, straighten Drums und verspielten Synth-Klängen nach vorne prischt. Die Gesangs-Einlagen variieren hier ebenfalls zwischen kräftig Baladen-lastig und verträumt gesprochen. Ein wirklich toller Track, der sich im Arrangement nach und nach ausstreckt und einen etwas dunkleren Touch aufweist.

"Elixir" wiederum präsentiert sich experimentierfreudig aus Synth-Einlagen unterschiedlicher Tonalitäten und Klangmustern, die dennoch einigermaßen harmonisch aufeinander wirken. Die Drums bremsen den Track jedoch hier und da streckenweise ab. Gesanglich ist das Ganze nach wie vor wunderschön inszeniert.

Der gleichnamige Album-Song startet mit weitflächen Synth Pads und gesprochenen, leicht verzerrten Vocals. Viel mehr passiert auch nicht, denn das Ganze stellt lediglich einen kurzen Filler dar.

Mit "Nature / Nurture" wird es wieder etwas hochtöniger und verträumter, da hier vor allem zischende Lead-Synths und eine gemächliche Bassdrum in den Vordergrund treten. Der Gesang ergänzt sich abermals passend hinzu und sorgt dafür, dass diese leicht verquere Nummer nicht zu sehr abdriftet. Das tonale Arrangement erinnert hier etwas an Project Pitchfork.

"Worlds Apart" liefert von Beginn an ein grooviges Klangbild mit straighten Drum-Elementen, verträumten Wave-Flächen und imposanten Effekten Seitens der Vocals. Die Synth-Melodien treten hier nur dezent in Erscheinung. Der Track präsentiert sich ebenfalls sehr eigensinnig und sorgt für aufmerksame Ohren des Hörers.

Zuletzt folgt mit "Escape" noch ein gemächlicher Synth Pop-Track, der sich in erster Linie auf verspielte Lead-Synths und experimentelle Percussion-Einlagen fokussiert, während ein wunderschöner Gesang abermals die Oberhand des Tracks gewinnt.

 

Fazit:

Es ist immer wieder bewundernswert wie viel musikalisches Talent dort draußen schlummert, von dem man nur viel zu wenig zu Hören bekommt. Alice Sheridan alias New Haunts ist eine begnadete Sängerin und kann dies ein übers andere mal auch mit ihrem zweiten Album unter Beweis stellen. Zugegebenermaßen schafft Fight / Flight jedoch auf instrumentell musikalischer Ebene nicht ganz so zu begeistern wie sein Vorgänger. Diesbezüglich wirken die Synth-Einlagen an einigen Stellen zu disharmonisch und zu verspielt, so dass die Songs nur schwer ins Ohr gelangen. Zudem hätte das Arrangement bei so einigen Tracks auch etwas mehr Abwechslung vertragen können und das Mixing etwas reifer ausfallen. Der Gesang ist jedoch sensationell in Szene gesetzt und weiß über alle Tracks zu überzeugen. Zu Gute Halten muss man dem Album auch noch das Abwechslungsreichtum und die Liebe zum Synth-Handwerk. Empfehlenswert für jeden, der sich gerne von neuartigem und eigensinnigen Wave beflügeln lassen möchte.


Lieblingstrack: Thrill


Bewertung: 7(,5)/10

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