20.08.2020

Synthetische Lebensform ‎– Symmetry

 

  Genre: Electro-Industrial, EBM, Electro Rock

Release: 2020

Homepage: https://www.facebook.com/slform


Das aus Russland stammende, moderne Electro-Projekt mit dem deutschen Namen Synthetische Lebensform konnte seit ihrer Entstehen Mitte des letzten Jahrzehnts mit zwei namhaften Alben durchaus überzeugen. Zusätzlich wurde im letzten Jahr noch ein kleines Rework/Remix-Album veröffentlicht, welches ebenfalls erwähnenswert ist. Das Projekt besteht aus zwei Protagonisten, deren eigentliche Namen unbekannt bleiben und lieferte vor kurzem mit Symmetry Album Nummer drei unter eigener Hand rein digital ab. Die Cover Optik präsentiert sich gewohnt technoid futuristisch und das Album beinhaltet darüber hinaus zehn neue Tracks mit einer Gesamtspieldauer von über fünfzig Minuten. Zeit das Ganze somit mal genauer unter die Lupe zu nehmen!

Den Start macht der Titel "Self-loathing Misery", der mit atmosphärischen Effekten beginnt und ansatzweise an einen Alien-Soundtrack erinnert. Nach kurzer Zeit tritt eine relativ penetrante Vocoder-Stimme in den Vordergrund, die den restlichen Instrumentalteil leider etwas weg presst. Neben martialischen Drums finden sich noch einige hochtönige Leads, wobei der Track sich erst richtig entfaltet als zusätzlich eine treibende Bassline sowie krachigere Beats sich ins Arrangement eingliedern. Ein Ansatz der Spannung erzeugt.

Als nächstes folgen mit "Two Thousand Sols" weiterhin atmosphärische Effekte sowie ein paar straighte und direkte Drumbeats, diese bäumen sich nach kurzer Zeit richtig auf und vor allem die fetzigen und leicht verzerrten Bass-Synths sorgen für einen gewissen "Wow"-Effekt. Die ansetzenden Vocals kommen wirklich stark zur Geltung und erinnern an nordamerikanische Electro-Projekte im Stile von Front Line Assembly & Nine Inch Nails. Der Vocoder trägt allerdings wieder etwas zu dick auf, der Instrumentalteil ist dabei jedoch wirklich schön inszeniert und fährt auch weitläufige Flächenklänge sowie schöne Melodien auf. Überraschend coole Nummer!

"Accident" beginnt mit zögerlichen Drum-Elementen, tritt jedoch auf Grund drastischer Breakbeats und Oldschool lastigen Bass-Synths gewaltig in die Bresche und ebnet einen wirklich feinen EBM-Track der alten Schule, der schon stark an frühe FLA-Tracks erinnert. Auch die Vocals könnten von einem Bill Leeb stammen und so macht der Gesamtmix sowie die dargebotene Tonalität durchgehend eine Menge her. Variationsreiche Drums und verspielte Synth-Elemente sorgen für eine brachiale Oldschool Nummer!

Darauf folgt "ReCreator" mit interessant Gitarren-lastigen Ansätzen sowie martialischen Drums. Nach kurzer Zeit sorgen weitere Sequenzen und eine rapide Hat-Abfolge dafür, dass der Track gar einige Drum'n Bass-Ansätze aufweist. Die Sequenzen und die Beats laufen dabei super ineinander über und auch die leicht verzerrten Vocals haben eine Menge Feuer. Hier treten ebenfalls wieder Oldschool EBM-lastige Bass-Synths in den Vordergrund und sorgen für ein abwechslungsreichese Arrangement und eine Nummer, die von Anfang bis Ende zu gefallen weiß. Wirklich klasse!

Sehr effektreich und etwas glitchy setzt daraufhin "Blackhole Rising" an. Die Nummer weist starke Industrial-Ansätze auf und spielt mit verschiedenen Formen von Verzerrungen und einem experimentellem Sound Design. Die gemächlichen Drumbeats kommen stark zur Geltung und auch gesanglich versucht man sich in diesem künstlichen Rahmen gekonnt zu bewegen. Des Weiteren tritt auch hier nochmal eine wirklich grandiose und Delay-behaftete Bassline in Erscheinung. Ausgeklügelter, wenn auch gewöhnungsbedürftiger Track.

"Rustle Of Metal Springs" setzt wieder auf ein FLA-artiges Arrangement mit schön inszenierten Breakbeats, einer schnellen Bassline, zischenden Synth-Elementen und atmosphärischen Pads. In Verbindung mit den Vocoder-verzerrten Gesangseinlagen und den verträumten Leads erinnert das Ganze dann doch eher stark an Blastromen, ist jedoch wirklich wunderschön technoid und klanglich hervorragend umgesetzt.

Einen weiteren Stilbruch, der mit epochalen Effekten beginnt, bekommt der Hörer bei "Enemy Territory" zu hören, da hier direkt nach kurzer Zeit harte Gitarrenriffs neben treibenden Beatdrums zu hören sind. Das Ganze ist schon ziemlich fett inszeniert und entpuppt sich als astreine Industrial Metal-Nummer, die zusätzlich atmosphärische Wave Pads und eine bedrohliche Stimmung sowie ein wundervolles Arrangement zur Geltung bringen. Wirklich klasse!

Daraufhin geht es mit "Visions" zunächst etwas technoider weiter, es bleibt jedoch dem Industrial Metal/Electro Rock-Stil des Vorgänger-Tracks treu als abermals Distortion-behaftete Gitarren-Riffs sowie metallene Klänge in den Vordergrund preschen. Das Ganze geht so gesehen auch deutlich eine Nummer weiter als beispielsweise Die Krupps und liefert hier schon Fear Factory / Sepultura-Ansätze. Wobei auch die Industrial-artigen Gesangs-Passagen schon eine Eigenheit für sich darstellen und an FLA-Songs Mitte der 1990er erinnern. Sehr beeindruckend!

"You Can't Escape" verfolgt daraufhin wieder ganz andere Ansätze und liefert für das Projekt typischere Klänge im Electro-Industrial Stil mit komplexem Arrangement und imposanten Sequenz-Spielereien. Die Nummer beinhaltet einen coolen Groove und sorgt durch den darin enthaltenen Flow für einen schönen Antrieb. Unterschiedliche Klänge überlagern sich bei dieser rein instrumentellen Nummer wirklich gekonnt ineinander und werden schön kombiniert. Ein Song, der zum Träumen einläd.

Zuletzt gibt es mit "Wasteland" noch einen etwas melancholischeren Track, der zunächst einige Vocal Samples und atmosphärische Effekte bereit hält und so den Hörer zunächst auf die Folter spannt. Gemächliche Drums sowie ambiente Pads schleichen sich dann langsam von hinten heran. Der Track zeigt eine deutlich ruhigere Seite des Projekts und sorgt dafür, dass ein wirklich grandios gelungenes Album so endet wie es angefangen hat.


Fazit:

Man staunt wirklich nicht schlecht bei dem was das russische Duo hinter Synthetische Lebensform mit ihrem dritten Album hier abgeliefert haben. Symmetry sprüht nur so vor Einfallsreichtum und Genialität und beweist ein ums andere mal, dass dieses leider noch relativ unbekannte und unterschätzte Projekt eine Menge Talent besitzt. Vor allem Freunde der nordamerikanischen Electro-Kunst kommen hier durchgängig auf ihre Kosten. Zudem überraschen einige Tracks durch Industrial Metal-Ansätze und harte Gitarren-Riffs. Dabei sind Gesamtmix und Dynamik wirklich klasse in Szene gesetzt. Einzig der Vocoder-Einsatz ist manchmal etwas zu viel des Guten. Alles in allem aber ein wirklich wunderschön inszeniertes Album und ein Muss für jeden, der auf eine technoide Sci-Fi-Atmosphäre im FLA-Stil steht. Ein wahrer Geheimtipp!


Lieblingstrack: Accident


Bewertung: 9(,5)/10

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