Genre: Industrial, Harsh Electro, Rhythm'n Noise
Release: 2020
Homepage: https://www.riotlegion.com/
Beim US-Amerikaner Michael Coultas handelt es sich um einen Newcomer, welcher in den letzten Jahren bereits mit unterschiedlichen Projekten und Musikstilen versucht Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Da diese jedoch stilistisch stark im Underground vertreten sind, konnte er bis dato damit auch kaum europäische Gefilde erreichen. Sein Steckenpferd nennt sich RIOTLEGION mit welchem er bereits Mitte der 2010er einige Singles und EPs veröffentlichte. Gut Ding will bekanntlich Weile haben, somit veröffentlichte der Künstler erst in diesem Jahr beim vom SHIV-R Frontmann, Pete Crane, gegründeten Label Blind Mice Productions sein erstes Album mit dem TItel Machine Liberation. Die dargebotene Cover-Optik mutet an, dass es sich dabei um einen Synth-Enthusiasten handelt, vom Künstler selbst ist allerdings nicht allzu viel bekannt. Das Album beinhaltet elf neue Tracks mit einer Gesamtspieldauer mit einer klassischen Länge von fünfundvierzig Minuten. Da neue Projekte stets etwas spannendes mit sich bringen, darf man hier also auch gespannt sein, was einem nun geboten wird.
Das Album startet mit "For Society" und glitchigen Industrial-Klängen. Brachiale Drumbeats und hochtönige Lead-Synths geben hier den Ton an. Das Ganze klingt teilweise orientalisch und düster angelehnt und bietet darüber hinaus noch einige dick aufgetragene Vocal Shouts, die sich ebenfalls krachig hinzu ergänzen. Die Stilistik erinnert auf diese Weise etwas an Dive und liefert einen monotonen, jedoch stimmigen Einstieg.
Weiter geht es mit "Jacked In" und etwas treibenderen Drumbeats. Die Rhythmik bleibt straight, jedoch ebenso brachial wie bereits der Vorgänger. Die Tonalität der Leads streckt sich auf Grund des überschwänglichen Sägezahns schon etwas in Richtung Harsh Electro, wobei die Vocal über einen Vocoder ziemlich technoid wiedergegeben werden. An Melodie und Rhythmik verändert sich darüber hinaus über den gesamten Track nicht allzu viel.
"Out Of My Head" beginnt von Beginn an mit einer nach vorne pirschenden, treibenden Bassline und weitläufigen Sweeps. Nach kurzer Zeit ergänzen sich tanzbare Beats hinzu, welche sich gelungen in den Gesamtmix eingliedern und so für einen ziemlich coolen Club-Song sorgen, dessen Elemente sich stückweise hinzu ergänzen. Auch hier sorgen zischende Sawtooth-Leads für eine leicht penetrant konträte Sound-Grundlage. Die Stilistik erinnert etwas an Faderhead und hätte vor allem in den 2000ern gut gefruchtet.
Darauf geht es mit "Affirmation" wieder etwas rougher zur Sache, als eine stark detunete Hauptsequenz und verschrobene Industrial-Beats den Track nach vorne treiben. Neben einigen Hat-Spielereien bekommt der Hörer hier starke Glitches und verquere Synth-Einlagen präsentiert. Der Track geht schon stark in die Richtung Rhythm'n Noise und ist nichts für klanglich sanfte Gemüter.
Mit "Field Day" bekommt der Hörer ein paar experimentelle Töne serviert, die jedoch in brachiale Sequenzen und harte Drumbeats münden. Die Vocals werden ebenfalls rau und hart präsentiert und sorgen in Kombination mit klirrenden Klängen für eine leicht verstörende Atmosphäre. Musikalisch geht es hier hart und monoton zur Sache, so dass man nur schwer Zugang zum Gesamtmix erhält. Besonders einfallsreich ist das Ganze zudem leider auch nicht.
"Decimator" spannt den Hörer zunächst durch atmosphärische Effekte und eine langsam empor steigende Lead-Synth-Sequenz auf die Folter. Dann treten aus dem nichts noch ziemlich harte sowie übersteuerte Beats in den Vordergrund und dazu noch verschrobene Vocal Shouts. Hinzu kommt, dass auch die Drum'n Bass Sequenz ziemlich dick aufträgt und das Ganze so schwer hörbar und nicht leicht zu ertragen ist. Manchmal ist weniger einfach mehr und hier wurde am Mix doch ziemlich gepfuscht.
Weiter geht es mit "The One You Deserve" und zur Abwechslung mal ein paar EBM-Einlagen in Form einer dunklen FM-Synth-Sequenz, einigen Samples sowie Delay-behafteten Drumbeats. Das erinnert in seiner Form stark an 1990er Bands wie Paranoid & Armageddon Dildos. Die leicht verzerrten Vocals haben jedoch wiederum etwas Harsh Electro-artiges. Nichts desto trotz ist es einer der besseren Songs auf diesem Album.
Als nächstes folgen bei "Cease To Be" leicht zurückhaltende Synth-Sequenzen und einfach gestrickte Drum-Einlagen, während erneut auf eine FM-Bassline gesetzt wird, welche so für eine treibende Nummer sorgt. Diese findet sich mit der Zeit als das Arrangement durch weitere Drum-Elemente ergänzt wird. Die Vocals klingen hier ebenfalls interessant anders, liegen jedoch tonal nicht ganz auf der gleichen Ebene wie der Instrumental-Teil. Jedoch ist auch diese Nummer nicht schlecht.
"Liberation" liefert von Beginn an eine stark detunete Haupt-Sequenz und einige Sprach-Samples, die für eine mysteriöse Stimmung sorgen sollen. Schrille, hochtönige Leads setzen überraschend an und wirken auf die dargebotene Weise auch etwas störend. Bei dieser Nummer knarzt und knirscht es wieder an allen Ecken, jedoch kommen die Vocals und die straighten Drums gut zur Geltung.
Darauf folgt mit "Funded" eine Harsh Electro-Nummer, die zunächst auf atmosphärische Violin Pads setzt, jedoch mit hochtönigen Leads wieder diesen penetranten Anteil zur Geltung bringt. Die Drums kommen brachial rüber, wirken jedoch abwechslungsreich verspielt. Die Nummer wirkt in sich geschlossen nicht wirklich harmonisch, möchte sich jedoch beweisen. Ein dezenterer Mix wäre erträglicher gewesen.
Zuletzt bekommt der Hörer mit "Playback Reality" noch einen etwas experimentierfreudigen Ansatz zu hören, bei dem man sich nicht sicher ist ob es sich hierbei um eine verschrobene Industrial-Nummer oder tanzbaren Club-Track handelt. Der Song ist durchgehend monoton und sorgt nur innerhalb der Vocal Shouts für Abwechslung. Leider ein relativ schwaches Ende.
Fazit:
Wenn ein neuer Künstler die Bühne betritt, bleibt die Sache meist immer erwartungsvoll und spannend. Ob dieser sich jedoch beweisen kann, ist dann meist eine andere Sache. Bei RIOTLEGION handelt es sich um ein Projekt bei welchem man als Hörer das Gefühl hat, dass dieses sich noch finden muss. Michael Coultas versucht sich hier mit unterschiedlichen stilistischen Ansätzen und kann mit all dem Dargebotenen auf Machine Liberation leider auch nur marginal überzeugen. Dies liegt im Grunde genommen zum einen daran, dass sämtliche Tracks äußerst monoton inszeniert wurden und so nach einiger Zeit relativ fad werden und zum anderen, dass der Mix und die Tonalität oft einige störende Anteile mit sich bringt. Zudem wirkt vieles leider inhaltlich relativ einfallslos und an anderen Künstlern orientiert. Ein gewisser Wiedererkennungswert wäre hier schön gewesen. Nichts desto trotz sollte der Künstler am Ball bleiben, denn Potenzial ist vorhanden.
Lieblingstrack: Affirmation
Bewertung: 6/10
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