08.10.2020

Novakill ‎– Iconoclast


 Genre: Harsh Electro, EBM, Electro-Industrial

Release: 2020

Homepage: www.novakill.com

 

Bei Novakill handelt es sich um ein aus Sydney, Australien, stammendes 2-Mann-Projekt hinter dem die Protagonisten Craig L. Saunders (alias Sik) & Warren Bones stehen. Beide sind dort zu Lande bereits seit mehreren Jahrzehnten aktiv und können bereits auf einige Referenzen zurück blicken. Jedoch ist es ihnen bisher kaum gelungen sich auch interkontinental einen Namen zu machen. Schade eigentlich, denn die Band ist nun bereits seit fast zwanzig Jahren musikalisch aktiv und veröffentlicht mit Iconoclast nun ihr fünftes Studio-Album. Die Protagonisten selbst präsentieren sich gerne in post-apokalyptischen Outifts und erzeugen so ein futuristisch dystopisches Gesamtbild. Darüber hinaus ist der gewählte Sound äußerst modern und switcht gerne mal zwischen rauem Harsh Electro und komplexem Electro-Industrial. Das neueste Studio-Album beinhaltet auch eine üppige Fülle von achtzehn Tracks mit knapp fünfundsiebzig Minuten Spielzeit. Somit ist die CD ziemlich voll bepackt und wartet nur darauf genauer gehört zu werden.


Das Album startet mit dem Song "Way" und atmosphärischen Synth Pads, während Flanger-behaftete Sawtooth-Leads das Ganze überlagern um Spannung zu erzeugen. Nach dem Intro geht es auch schon los mit einer rapiden und treibenden Haupt-Sequenz, clubbigen Sounds, leicht verzögert gesprochenen Vocals und düsterer Tonalität. Der Delay trägt etwas zu dick auf im Gesamtmix, instrumentell ist der Song jedoch ziemlich stark und macht Lust auf mehr.

Weiter geht es mit "Light" und einer knallharten Oldschool EBM-Nummer, die etwas an Front 242 erinnert. Die Bassline ist ziemlich dunkel gehalten, während straighte Drums für einen tanzbar treibenden Rhythmus sorgen und einige Percussion-Spielereien das Ganze abrunden. Die Vocals kommen hier erneut gesprochen zur Geltung, wirken jedoch besser im Gesamt-Mix, auch wenn das Ganze gesanglich etwas besser hätte ausfallen können.

"V27-4D" stellt einen kleinen atmosphärischen Filler dar, der auf alarmierende Geräusche und einige verquere Effekte setzt. Den eigentlich nächsten Song liefert daraufhin "Underground" mit einer schnellen Harsh Electro Bassline sowie ein paar überspitzen Sawtooth-Leads, die jedoch rhythmisch sehr gelungen in Kombination mit den gekonnt einsetzenden Drums wirken. Das Ganze ist wirklich an eine schön dystopische Sci-Fi-Atmosphäre angelehnt und klanglich gut umgesetzt. Imposante Synth-Spielereien und einfach gesprochene Vocals sind das tragende Bindeglied dieses Songs.

Daraufhin geht es äußerst EBM-lastig weiter mit "Strike" und einer treibenden Bassline, während clubbige Beats im Hintergrund zu verspielten Reverb-Effekten verhallen. Die Vocals kommen dabei etwas rauer zur Geltung, tragen jedoch nach wie vor dick auf und sind klangfarblich etwas daneben. Der Song spannt den Hörer über lange Zeit auf die Folter und bäumt sich erst zur Hälfte etwas weiter auf, hier kommen auch die Distortion-behafteten Vocals besser zur Geltung und alles in allem wirkt es langsam wie eine runde Sache. Dazu tragen jedoch auch die atmosphärischen Klangflächen bei.

Nach einigen Synth-Spielereien im Filler "W7-91E" sorgt als nächstes "Road" für einen dichten, atmosphärischen Track bei dem zurückhaltende Synth-Elemente und ein treibender Beat sich in den Vordergrund drängen. Der Song ist äußerst basslastig, enthält jedoch gute Frequenzweichen, so dass die Vocals gut zur Geltung kommen. Der Song baut sich stückweise immer weiter auf und liefert ein ausgeklügeltes Arrangement, der die Spannung allmählich steigen lässt. Auch die Tonalitätswechsel zur Mitte hin sind recht ausgewieft. Netter Song, wobei der Schluß nicht sein hätte müssen..

Mit einer atmosphärischen Dichte macht daraufhin auch "Twisted" weiter. Hier sorgt eine gedämpfte Bassline für einen leichten Synth Wave-Ansatz, während glitchige FX-Elemente sowie sich überlagernde Sequenzen das Klangbild noch weiter abrunden. Die Vocals sind hier erneut verzerrt und verzögert zur Geltung gebracht, integrieren sich jedoch recht gut in den Gesamt-Mix. Die Nummer ist etwas ruhiger gehalten, kombiniert jedoch orchestrale Elemente sowie Synth-Spielereien recht imposant miteinander.

"Madness" beginnt mit einem leichten Horror-Touch im Angesicht der ansetzenden Effekte. Liefert mit schroffen Sawtooth-Elemente und einigen Sprach-Samples jedoch einen eher Sci-Fi-lastigeren Song. Dieser setzt auf verspielte Bass-Sequenzen und ein sich langsam aufbäumendes EBM-Arrangement. Die Vocals stören hier jedoch streckenweise das doch recht dichte und gemächliche Gesamtbild. Manchmal ist einfach weniger mehr, wobei der Track schon nett anzuhören ist.

Nach dem nächsten ambienten Synth-Filler "K491-3" macht "Man" mit einer Synth Wave-lastigen Sequenz und weitflächigen Leads weiter. Der Rhythmus-Beat kommt hier schleichend und erst nach einiger Zeit zur Geltung. Dieser sorgt jedoch für eine gut tanzbare Nummer, die auf instrumenteller Ebene durch mehrfache Layer zu überzeugen weiß. Wieder sind es die Vocals, die etwas (zu) dick auftragen und dem Song so etwas die Energie rauben. 

Daraufhin gibt es mit "53XN-A" einen eher glitchigen Filler um den Start für die brachiale Nummer "Descent" freizugeben. Dieser liefert einige dicke und knallharte Beats, während ebenso laute Synth-Elemente nach vorne preschen. Der Track überlagert dabei auf mehreren Ebenen verschiedene Geräuschkulissen und sorgt für ein großes Volumen. Man könnte sich diesbezüglich etwas am Mix stören, aber irgendwie stimmt das Gesamtbild im Großen und Ganzen dann doch.

"Anger" baut darauf auf, verhält sich jedoch zunächst deutlich ruhiger. Im Fokus steht eine schnelle Bass-Sequenz, während martialische Industrial-Drums das Ganze abrunden. Etwas gezirpe und zischende Synth-Elemente heben nochmal die Effektkiste hervor. Das Ganze klingt ziemlich cool und erinnert streckenweise an Front LIne Assembly, jedoch nicht ganz so gut abgemischt. Der Track macht jedoch auf seine brachiale Art und Weise dennoch Spaß und lässt wenig Elemente vermissen.

Mit "U648IT" bekommt der Hörer noch den nächsten, diesmal Spannungs-machenden, Filler geliefert um mit "Fear" daraufhin eine anfänglich leicht ambiente Nummer zu erhalten. Dezent ansetzende Synth-Sequenzen und leise gesprochene Sprach-Samples sind das Hauptelement dieser tanzbaren Nummer. Diese baut auf ein klassisches Arrangement zu dem sich weitere Sequenzen, einige Leads und nachhallende Vocals ergänzen.

Der eigentlich letzte Song des Albums "Forsaken" stellt auch den längsten dar. Dieser beginnt mit glitchigen Effekten und legt äußerst schnelle und leicht experimentelle Sequenzen nach. Ein martialisch clubbiger Beat sorgt jedoch dafür, dass das Ganze in eine eher tanzbare Richtung geht und zu einem Floorstomper werden könnte. Die Vocals sind hier auch etwas ruhige integriert und runden so das Gesamtbild ab. Daraufhin kann man sich noch über eine "Radio Edit"-Variante von "Underground" freuen.


Fazit:

Das Projekt Novakill kann tatsächlich auf eine lange Zeit der musikalischen Erfahrung zurück blicken, doch leider scheint sich mit Iconoclast nicht viel gewandelt zu haben. Die Band erfindet das Rad nicht neu und kombiniert EBM mit Harsh Electro & Electro-Industrial-Elementen. Die Synths weisen oft ein modernes Klangbild auf und sind tonal schön gewählt. Rein von der musikalischen Instrumentalität ist das ein wirklich gutes Album, welches auf musikalischen Abwechslungsreichtum und einige gewiefte Ideen setzt. Allerdings ist der Mix oftmals ziemlich dürftig und die Vocals tragen wirklich zu stark und verzogen auf und hinterlassen so leider ein störendes Gesamtbild. Von einer Band mit so viel Erfahrung hätte man ruhig etwas mehr Professionalität in der Umsetzung erwarten können. Wer jedoch Lust auf ein futuristisch, dystopisches Album im modernen Front 242-Gewand hat, kann hier gerne mal hinein hören.


Lieblingstrack: Light


Bewertung: 7/10

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