Genre: Electro-Industrial, Industrial Metal, Electro-Punk, Horror Rock
Release: 2018
Homepage: http://www.rabiasorda.com/
Es gibt mal wieder Neues aus Mexiko: Hinter dem Projekt Rabia Sorda steckt der bereits durch Hocico bekannte mexikanische Künstler Eric Garcia alias Erk Aicrag, welcher bereits so einige kommerzielle Erfolge feiern durfte. Während Hocico nun bekanntlich bereits fast 25 Jahre auf dem Buckel hat und Wegbereiter des klassischen Harsh Electro ist, wie er in den 2000ern äußerst beliebt war, orientiert sich das Side-Projekt mehr an melodischen Electro-Industrial-Klängen bei denen auch gerne zusätzlich harte Gitarrenriffs zur Geltung kommen dürfen. Das Projekt veröffentlicht recht selten einen Longplayer, so ist auch die neue Scheibe mit der klaren Ansage The World Ends Today nach 15 Jahren erst die vierte Scheibe, die abermals via Out of Line veröffentlicht wird. Rabia Sorda behandelte stets persönlichere Texte von Erk als Hocico und liefert auch hier wieder ein dick bepacktes Album inkl. Bonus-CD mit zusätzlichen Remixen. Wie schön sich der heutige Weltuntergang nun anhört muss sich jedoch erst beweisen.
Nach einem einleitenden "Twet!" geht es mit epochalen Drums und dem Song "Perfect Black" auch schon vielversprechend los. Die röchelnden Vocals und orchestralen Pads sorgen für eine mystisch-düstere Stimmung. Im einseitig anmutenden Refrain stoßen ebenfalls harte Gitarrenriffs hinzu und liefer eine energiegeladene Nummer ohne Kompromisse. Der Song weist höchst professionelle Aufnahmequalität auf und ist sauber abgemischt. Starker Einstieg, der mit wenigen Elementen einen gewünschten Effekt hinterlässt.
Mit Breakbeat-artigen Alüren macht "So Slow It Hurts" weiter und offenbart knallharte Shouts und groovige Beats, die einen medientauglichen Sound aufweisen. Vor Allem in diesem Song werden die starken Industrial Metal-Einflüsse zur Geltung gebracht, an einen Rob Zombie kommt dies allerdings nicht ran. Die Lyrics liefern leider zu wenig Aussagekraft und auch wenn der Song gut gewollt klingt, so fehlt hier eine ordentliche Portion Authentizität.
Mit "Estás ahí?" folgt ein spanischer Telefonfiller und ebnet weiter in "Violent Love Song". Dieser schlägt von Beginn an ein wie eine Granate und liefert starken Electro Rock, wie in bereits Die Krupps perfektionierten. Die Vocals kommen hier sehr gut rüber, der Beat ist tanzbar und sowohl die Synth-Elemente als auch die Riffs harmonieren perfekt miteinander. Sehr schön, so muss das klingen!
Daraufhin folgt mit "We're Not Machines" eine mit Hardcore-Breaks besselte starke Electro-Punk-Nummer mit coolen Vocal-Einlagen und noch cooler einsetzenden Synthsequenzen. Einen besonderen Effekt weisen die zusätzlich einsetzenden Gitarren-Riffs auf, die zusammen mit den fein anmutenden Electro-Elementen zum dauerhaften Pogo einladen. Das Ganze macht Spaß und ist äußerst fett umgesetzt.
Nach dem Filler "Estas Conmigo..." macht "Shut Up And Dance" zunächst mit schrägen Hardcore-Synth-Effekten und leider recht einfallslosen Drum-Einlagen weiter. Die Snare-betonte Monotonie und die im Hintergrund verhallenden Klangelemente gehen einem streckenweise recht schnell auf den Nerv und auch wenn die Vocals gut rüberkommen so fällt es dem Hörer auf Dauer recht schwer sich für diesen Party-Song zu begeistern. Skip und weiter.
Äußerst überraschend wirkt daraufhin "Nobody", welcher von Beginn an eher Dark Electro-Elemente und IDM-Beats mit äußerst schön integrierten Drumsamples und atmosphärischen Klangflächen liefert. Die Shouts hätten allerdings nicht sein müssen, da sie die Atmosphäre doch etwas zerstören. Hier hätte auch ein sanft röchelnder Gesang gereicht. So erinnert der Song etwas an die Metalcore-Band Architects. Was dem Song jedoch ebenfalls positiv anzurechnen ist sind die Flamenco-Anteile, die aus dem Gitarrenspektrum hervorgehen. Experimentell, interessant und abwechslungsreich.
Elektronischer wird es von Beginn an mit "Dekadenz". Hier erwartet dem geneigten Hörer eine Nummer, die sich nicht so ganz klar ist in welche Richtung sie gehen möchte. Der Refrain liefert recht punkige Alüren, während in den Strophen zwischen Breakbeat und auch Drum'n Bass gewechselt wird. Kunterbunter Genre-Mix, dessen Fokus auf hochtönige Sequenzen gepaart mit knallharten Shouts und abwechslungsreichen Drum-Elementen liegt.
Mit stark verzerrten Sawtooth-Synths und äußerst laut abgemischten Gitarren- und Drum-Elementen macht "Rebellion Of The Wicked" weiter. Diese zunächst geradlinige Nummer mit abermals harten Shouts wirkt von Beginn etwas zu überladen und wie bereits erwähnt vom Loudness-War beseelt. Leider handelt es sich dabei um einen gefühlt wieder eher recht einfallslosen Song, der es nicht schafft eine überzeugende Wirkung zu hinterlassen.
Der gleichnamige Albumtrack beginnt zunächst sanftmütig bis wieder harte Drum-Anteile und Gitarren-Riffs den Song vorantreiben wollen und sich Erk abermals die Kehle aus dem Leib schreit. Die sanften Synthelemente wirken wie eine wilkommene Abwechslung, doch was den Vocal-Part angeht gilt auch hier: Weniger ist manchmal mehr.. nichts desto trotz hat diese Horror-rockige Nummer etwas von den Murderdolls, was vor Allem im Refrain deutlich rüberkommt und instrumentell eine coole Nummer abliefert.
Nachdem der Hörer mit "Despierta" die nächste Bandansage von Erk's Telefon vorgesetzt bekommt macht "Mother" mit deutlich langsamerem Tempo und atmosphärischen Gitarren-Elementen im Shoegaze-Stil weiter. Und ehe man sich versieht bekommt man streckenweise endlich mal keine Shouts, sondern ebenfalls angenehm röchelnde Vocal-Parts zu hören. Der doch recht persönliche Song liefert eine wilkommene Abwechslung in melancholischem Gewand und ist sehr schön abgemischt.
Als nächstes folgt mit "Don't Run (The Evil Within)" ein alarmierender Song, der möglicherweise an das gleichnamige Horror-Game angelehnt ist. Hier wird mit imposanten Synth-Elementen eine spannende Slasher-Nummer in Bewegung gesetzt, bei der sich die Gitarren mal zur Abwechslung etwas zurück halten. Diese Nummer ist äußerst unterhaltsam inszeniert und gefällt von Anfang bis Ende.
Die eigentlich letzte Nummer auf diesem Album nennt sich "Words In Scars" und ist ebenfalls Electro-lastiger als die übrigen Songs auf diesem Album. Abgehackte Sequenzen und überschwengliche Drum-Anteile werden gekonnt kombiniert, während erst im Refrain die vertrauten harten Gitarren-Riffs dem Song nochmal zusätzlich Energie verleihen. Auch nicht schlecht.
Zum Schluß bekommt man noch eine russische Sprachnachricht und darf sich gerne die zweite CD welche noch einige spaßige spanisch-sprachige Electro-Horror-Punk-Songs und Remixe, unter Anderem von Cypecore & Chemical Sweet Kid, beinhaltet.
Fazit:
Nach dem Hören dieses Albums muss ich wirklich zugeben überrascht worden zu sein. Nachdem bereits die vorherigen Alben "Hotel Suicide" & "Noise Diary" einem doch recht bekannt und vertraut erschienen und wenig Überraschungen lieferten macht Rabia Sorda mit The World Ends Today irgendwie alles anders, wenn auch weiterhin vertraut. Das Album ist ein kunterbunter Genre-Mix, den man in der Form wohl sehr selten bis nie erleben durfte. Einzige Voraussetzung: Man muss eine Affinität für divese Metal-Richtungen mitbringen, da auf diesem Album harte Gitarren-Riffs deutlich stärker als in den vorherigen Album im Vordergrund stehen. Das Album richtet sich vor Allem an Freunde von Industrial Metal, Metalcore, Horror Rock und Electro Punk. So ist die Scheibe von Anfang bis Ende äußerst abwechslungsreich, professionell abgemischt und orientiert sich an unterschiedliche Geschmäcker. Doch es gibt auch hier so einige Songs, die leider nicht authentisch und streckenweise einfallslos wirken, so dass sie einem schnell auf den Keks gehen können. Was vor Allem negativ auffällt ist die dauerhafte Shout-Stimmlage von Erk, die vor Allem bei ruhigeren Song-Parts die Atmosphäre schnell zu Nichte machen kann. Darüber hinaus geht auch deutlich hervor, dass im Mastering eine Orientierung am Loudness-War zu Grunde lag und wenig Dynamik vernehmbar ist. An sich ist das Konzeptalbum jedoch eine Runde Sache, auch wenn es nicht ganz an "Hotel Suicide" heran reicht. Wer jedoch mal offen für was Anderes ist kann gerne mal Reinhören.
Lieblingstrack: Violent Love Song
Bewertung: 8/10
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