Genre: Electro Rock, Trip Hop, Synth Pop, New Wave
Release: 2018
Homepage: http://www.unplaces.de/
Die Electro Rock-Formation Unplaces (vormals NRT) stammt aus Bochum und Hannover und kombiniert stilistische Mittel des Rock, Wave & Post-Punks zu einer musikalischen und textlichen Einheit. In ihrem Repertoire befinden sich sowohl kraftvolle Gitarrenriffs wie auch weiche Synth-Parts. Die drei Protagonisten dahinter sind namentlich mit Dorette Gonschorek, Petra Franetzki und Daniel Fasold zu erwähnen. Auch wenn von Ihnen bislang noch nicht allzu viel bekannt ist wirkt sich der Ferneindruck schon mal positiv aus. Auch an Hand der Vielzahl bisher durchgeführter und weiterhin geplanter Gigs kann man durchaus von einer recht gefragten Band sprechen. Bei Changes handelt es sich um das bislang dritte Studio-Album, welche allesamt im Zwei-Jahresrhythmus erschienen sind. Die darauf befindlichen vierzehn Tracks nähern sich, so heißt es, gewählten Themenkomplexen die sich kritisch mit der Frage nach "Sinn und Sebstbestimmtheit in Zeiten von Medialisierung, Informationsflut, Globalisierung und Konsumzwang" auseinander setzen. Das Mediabook wirkt anspruchsvoll und in liebevoll gestaltetem Design erhältlich während die unverkennbare Cover-Optik stets einen melancholischen und schwermütigen Eindruck liefert. Ob der gesamtheitlich positive Ersteindruck auch klanglich überzeugen kann muss sich jedoch erst noch unter Beweis stellen.
Der erste Track nennt sich "Utopian Dream" und fackelt von Beginn an nicht lange. Schwermütige Drum-Parts sowie breitbandige Synth-Elemente umhüllen vulominös den Hörer von Beginn an und sorgen für eine von tiefgründigen Gedanken versunkene Atmosphäre. Nach kurzer Zeit gliedern sich Opern-hafte Gesangsparts in einer ruhigen Post-Metal-artigen Break ein bis daraufhin wieder die Grundstruktur anfängt den Song nach vorne zu treiben und das Arrangement von vorn beginnt. Ein wirklich spannender Einstieg.
Basslastiger wird es sogleich mit "Escape", ein Song bei dem abermals nachklingende Synth-Elemente und verhallende Drum-Anteile stimmig ineinander übergehen. Bei der Nummer handelt es sich um einen klassischen Trip Hop-Song im Stile von Massive Attack. Hier kommt vor Allem der gekonnt aufgenommene Gesangspart zur Geltung und ergänzt sich zusammen mit den nachschwingenden Gitarren-Elementen gekonnt. Ein Bonus sind ebenfalls die ab der Hälfte einsetzenden Bläser. Erwähnenswert wäre noch, dass die Produktion von Anfang bis Ende überaus professionell erscheint.
Mit weischweifigen Flächen, Vocoder-Elementen und einer treibenden Synth-Sequenz geht es weiter mit dem gleichnamigen Albumsong. Die Drumbeats wirken dabei stimmig und tanzbar. Der mit leichtem Reverb behaftete Gesang ist hier teils gesprochen, teils gesungen und gliedert sich ebenfalls gut ins Arrangement mit ein. Auch dieser Song weist wieder hochprofessionelle Klangeigenschaften auf und kombiniert anspruchsvoll inszenierte Synth-Pop-Elemente mit rockigen Anteilen. Schöne Nummer!"The Left Behind" beginnt zunächst mit experimentellen Electro-Elementen während sich kurz darauf weibliche Gesangsanteile im Chor und Wechselspiel mit hinein gliedern. Ein wohl gewolltes Grundrauschen schwingt über den gesamten Song mit, welcher sich in dieser Form eher als eine Art ruhige Filler-Nummer wiederfindet. Leider wirkt dieser Song in Anbetracht der ersten drei etwas unausgereift, denn so ganz scheint dieser beim Hörer nicht anzukommen. Dies können auch die energievoll gestaltetenen zum Ende hin einsetzenden Drum-Anteile nicht wett machen.
Mit "Lost In Space" wird die Experimentierfreude kurzzeitig weiter voran getrieben bis daraufhin stimmige Gitarren-Klänge und Becken-betonte Schlagzeug-Elemente diesen weiter gestalten. Sehr atmosphärisch wirken vor Allem die im Hintergrund verhallenden Klangflächen. Der desweiteren schön eingesungene Gesang setzt zur richtigen Zeit an und die vulominöse Haltung des Songs tut ihr Übriges um die entsprechende Stimmung zu entfalten.
Ein wohl bekanntes Talk Talk-Cover stellt daraufhin "Such A Shame" dar. Dieser bekommt mit dem weiblichen Gesangs-Anteil ein völlig neues Gesicht was sich jedoch vor Allem im Refrain positiv auswirkt. Die Gitarrenriffs liefern dem Track ebenfalls zusätzlich Energie und auch die straighten Drumloops sowie die Piano-lastigen Melodien sind gut gewählt und fein abgestimmt. Im Vergleich zum Original wurde hier jedoch an einigen Synth-Elementen deutlich gespart, welche durch akustische Instrumente ergänzt oder ersetzt wurden. Gewöhnungsbedürftig, aber gut.
"Reset" beginnt zunächst mit seichten Piano-Akkorden und leise verhallenden Synth-Elementen während sich im Hintergrund atmosphärische Klangflächen aufbauen. Der Gesang wird hierbei zunehmend Opern-lastig und könnte ergänzend zur Atmosphäre des Songs etwas kräftiger ausfallen. Die imposant experimentellen Electro-Elemente zur Mitte hin sorgen jedoch für einen positiven Überraschungsmoment während die Drum-Anteile zunehmend treibender werden.
Die zweite Hälfte wird von "Downshifting" eingeleitet und erklingt passend Bass-lastig. Rockige Drum'n Bass-artige Schlagzeug-Elemente sowie Signal-gebende Gitarrenklänge werden ergänzt durch gesprochene Vocals mit Megaphon-lastiger Entzerrung. Hier schwurbeln unterschiedliche Electro-Anteile stimmig zu unterschiedlichen Zeiten des Songs hin und her. Eine mal erfrischend andere Nummer, die durchaus stimmig klingt.
"Insight" setzt weiterhin nach was Atmosphäre und melancholische Gitarren-Elemente kombiniert mit verträumten Synth-Anteilen angeht. Auch diese Nummer wirkt von Anfang an hochprofessionell aufgenommen und abgemischt und hinterlässt auch in Anbetracht der interessant Effekt-reichen Gesangsanteile einen positiven Eindruck. Es gliedern sich vor Allem die ruhig aufgenommenen und langsam aufbäumenden Schlagzeug-Anteile perfekt in den Song hinein. Ebenfalls eine sehr schöne Nummer!
Deutlich schneller und tanzbar treibend geht es mit "Mister Bot" zur Sache. Die Drum-Anteile wirken dabei äußerst Punk-lastig, während die Synth-Elemente sich verspielt und experimentell in den übrigen Song hinein gliedern. Obwohl der Gesang nicht energiereicher wie in vorherigen Songs wirkt gliedert sich dieser dennoch gekonnt ins Gesamt-Arrangement mit hinein. Eine eher unruhige Nummer, die dem Hörer ein buntes Klangwirrwarr ins Trommelfell knallt.
Mit "Freedom" geht es etwas straighter, dennoch ebenfalls in schnellem Tempo weiter. Der Song strahlt ebenfalls Unruhe aus, was in erster Linie an den rapiden Synth-Sequenzen sowie monotonen Klang-Anteilen liegt. Nach der Break geht es jedoch für kurze Zeit deutlich rockiger weiter. Der Song weist ein hohen instrumentellen Wert auf und entführt den Hörer in dunkle Gedankenwelten.
Mit etwas anders klingenden Drum-Anteilen macht "Pseudo Reality" weiter. Auf diesen liegt auch der hauptsächliche Fokus während im Hintergrund atmosphärische Pads und nachhallende Gitarrenklänge einen zusäzlichen Effekt liefern. Auch dieser Song ist deutlich Gedankenversunken und läd den Hörer dazu ein selbst in eine Art Gedankenfluß zu versinken. Die integrierten Sprachsamples tun dabei noch ihr Übriges dazu. Mit Einsatz der Gesänge holt dieser den Hörer wieder zurück. Ebenfalls ein fein abgestimmter Song und mit stimmigen Piano- und Electroklängen umhüllt.
Langsam und gemächlich macht zunächst "Against Ourselves" weiter. Hier schwingen leise Bass-Klänge sowie atmosphärische Effekte nach. Dezent werden zusätzlich noch einzelne Elemente ergänzt, welche dem Hörer signalisieren sollen einfach mal Durchzuschnaufen und den eigenen Gedanken zu folgen. Den Gesangsanteilen liegt eine tiefe Traurigkeit zu Grunde, so dass die melancholischen Anteile stark zur Geltung kommen. Starker Song mit starker Message.
Zum Schluß gibt es noch mit "Open End" schön anzuhörende Piano- und Bass-Klänge, Electro-Elemente und einen Opern-lastigen Gesangspart. Der Song endet daraufhin so schnell wie er begann.
Fazit:
Bei Changes handelt es sich um ein Album auf welches sich der Hörer von Anfang bis Ende einlassen muss. "Einfach mal Reinhören" reicht hier nicht. Jeder Song beinhaltet seine ganz eigenen, persönlichen Raffinessen und liefert abwechslungsreiche und professionell gestaltete Klangelemente, die sämtliche Stilmitel anspruchsvoller Musik bedienen. Hörer von gängigen Synth-Pop, Trip-Hop und New Wave-Bands kommen bei diesem Album voll auf ihre Kosten. Auch die, wenn auch zurückhaltenden, Rock-Elemente sind erwähnenswert und liefern eine kombinatorisch schön einsetzende Atmosphäre. Unplaces hat sich durch dieses Album zu einem wirklich namhaften Projekt gemausert, welches nicht zu unterschätzen sein sollte. Auch wenn der ein oder andere Song vielleicht etwas zu überdimensioniert an klanglichen Elemenenten sein könnte und für den ein oder anderen persönlichen Geschmack zu glatt geschliffen wirkt handelt es sich um ein großartiges Album und liefert eine eindrucksvolle Studioproduktion.
Lieblingstrack: Changes
Bewertung: 9/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen