Genre: Minimal Electro, Techno, Ambient, Synthwave
Release: 2018
Homepage: http://www.metrolandmusic.com/
Das belgische Duo Metroland, welches sich aus Passanger A (Andy de Decker) und Passanger S (Sven Lauwers) zusammensetzt, orientiert sich stets an Kraftwerk-ähnlichen Attitüden und brachte in diesem Jahrzehnt bereits drei Longplayer heraus welche sich allesamt hören und sehen lassen konnten. In Anbetracht der atmosphärischen Klänge möchte man kaum meinen, dass es sich bei den gleichen Protagonisten auch um die Ionic Vision-Haudegen handelt, welche mit straightem EBM und harten Shouts ganze Massen zum toben brachten. Das vierte Studio-Album nennt sich Men In A Frame, beinhaltet zehn neue Tracks und ist abermals beim renomierten belgischen Label Alfa Matrix erschienen. Das Cover ist passend zum musikalischen Ausdruck wieder recht schlicht gewählt. Man darf also gespannt sein ob der Inhalt ebenfalls schlicht anmutet oder doch auch mal etwas Neues zu bieten hat.
Es geht los mit "Concrete Witness" und sich zunächst dezent zurückhaltenden, nachhallenden Signaltönen. Diese schließen sich an eine ebenfalls recht einfach gehaltene Sequenz mit an, welche sich jedoch immer weiter aufbäumt und durch weitere klangliche Strukturen allmählich ein harmonisches Gesamtbild zu erzeugen scheint. Eigensinnige Klangspielereien und weitläufige Flächen im Tangerine Dream-Style umhüllen das Gesamtbild. Nach diesem melodischen Einstieg wird es durch eine schwere Bassline sowie minimalistische Drum-Strukturen ab der Hälfte doch wieder recht rhythmisch. Wie in einer Konstruktion stoßen weitere Sequenzen hinzu und umhüllen die Klangschale zu einer angenehmen Gesamtmischung.
"B-Old" schließt nahtlos duirch analoge Klangfarben an den vorherigen Track an und überrascht durch abwechslungsreiche Drum-Segmente sowie melancholisch anmutende Melodien. Auch hier ist die Gesamtmischung geprägt durch gekonnt inszenierte Sequenzen, atmosphärische Klangflächen, verspielte Einzeltöne und rhythmische Drum-Strukturen. Ein sehr schöner, verträumter Track zum Zurücklehnen und Genießen.
Atmosphärisch und Delay-behaftet macht "Shades Of Pale" weiter, wobei sich die dezent eingliedernden Melodien zunächst etwas unbeholfen verhalten. Nach kurzer Zeit gesellen sich noch experimentelle Vocal-Samples sowie verspielte Melodien hinzu. Was vor Allem Spaß macht ist die sich eingliedernde Club-Rhythmik in Form einer EBM-lastigen Bassline und tanzbar abwechslungsreichen Drum-Strukturen. Eine Gratwanderung zwischen Experimentierfreude und Disco-Ambiente.
Mit dem schwurbelnden "Proiezione 41-828" geht es etwas zurückhaltender weiter. Der Track spannt den Hörer lange Zeit auf die Folter und läd zum aufmerksamen Zuhören ein. Durch Eingliederung einer 4/4-Bassdrum bekommt die Struktur nochmals eine ganz andere Wirkung. Eigensinnig wirken ebenfalls die sich eingliedernden Bass-Synths, welche ein Teil des Gesamtgemisches in Kombination mit Reverb-behafteten Leads sind. Mit italienischen Vocal-Samples geht es im Kraftwerk-Stil weiter. Klangfarbliche Wechsel stellen den Hauptbestandteil dieses Tracks dar, welcher jedoch nicht so recht zu zünden scheint.
Ebenfalls italienisch mutet "La Macchia D'acqua" an. Dieser klingt auf Grund seiner umschweifenden Leads recht vertraut. Technoide Rhythmik-Passagen sowie imposante Drum-Elemente umhüllen den Hörer von allen Seiten. Ein recht komplex zusammen geschusterter Song, was vor Allem durch die unterschiedlichen Synth-Passagen nochmals verstärkt wird. Schön robotisch.
"The Speed Of Life 3" wirkt zunächst überraschend düster, was aus den tieftönigen Bass-Synths und den nachhallenden Synthwave-lastigen Leads hervor geht. Äußerst ambient wirken ebenfalls die sich eingliedernden Atmosphäre-Pads welche von schweren Drum-Elementen gemächlich begleitet werden. Hier wird nebenher noch ein wenig mit Pitch- und LFO-Filtern gespielt, was für einen belebenden Effekt sorgt.
Daraufhin macht "Creative Rose" mit lautstarken Leads auf sich aufmerksam. Der längste Track dieses Albums besticht zunächst durch Effekt-behaftete Sequenzen und etwas orientierungslos erscheinende, sich überlagernde Klangstrukturen. Das ändert sich durch Integration fein abgemischter Drum-Loops, so dass der Song dazu tendiert wieder in eine eher tanzbare und schön anzuhörende Richtung zu gehen scheint. Auch hier zischt und schwirrt es aus allen Ecken, was recht anspruchsvoll anmutet. Schöne und sehr verträumte Nummer!
Mit humoristisch beseelten Klängen geht es mit "Trust" weiter. Die Lead-Sequenz wirkt dabei recht spaßig und ergänzt sich zu einer begleitenden Bassline und minimalistischen Drum-Strukturen hinzu. Pads sorgen hier noch für einen zusätzlich atmosphärischen Effekt, ebenso wie Robotik-Vocals und zusätzliche Begleit-Sequenzen. Eine vergleichsweise eher schlichte Nummer, die den Hörer jedoch nicht so schnell abholen kann wie vorherige.
Für eine ambiente Atmosphäre sorgt zunächst "Hope" bis nach kurzer Zeit einschwingender Klangflächen Synthwave-lastige Bass- und Drum-Sequenzen den Hörer weiter umhüllen. Die Vocal-Parts wirken dabei streckenweise leider etwas störend, imposant erscheinen jedoch die sequenziellen Klangänderungen und variationsreichen Klangfarben. Der Song bäumt sich allmählich immer weiter auf und erschafft so allmählich einen tanzbaren Club-Song.
"Next Choice" schließt zu Guter letzt noch nahtlos mit nachklingenden Leads, technoider Rhythmik und verspielten Sequenzen an. Eine runde Sache dieses Album!
Fazit:
Das Projekt bleibt nach wie vor seinem Stil treu und entwickelt sich trotz Allem stetig weiter. Men In A Frame wirkt im Vergleich zu vorherigen Alben etwas technoider, komplexer und sogar Club-tauglicher, schafft es jedoch nicht den atmosphärischen Schweregrad von Things Will Never Be The Same Again zu erreichen was womöglich andere Hintergründe hat. Das Konzept ist jedoch klar und auch hier sind die Wurzeln in analogen 1970er Jahre-Klänge in Kombination mit modernem und zeitgemäßgen Synthwave deutlich zu finden. Auch wenn die Retrofuturistik nach wie vor gegeben ist wirkt das Gesamtkonstrukt doch recht modern, was wohl auche in prägendes Markenzeichen von Metroland ist. Was auch noch besonders auffällt ist das dieses Album diesmal komplett ohne Gesang auskommt und auch das wunderbar funktioniert. Die Produktionsqualität ist nach wie vor hoch und geneigte Hörer können sich ruhig in anlaoge Traumsequenzen entführen lassen ohne zu befürchten, dass sie davon scheiden erleiden.
Lieblingstrack: B-Old
Bewertung: 8/10
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