Genre: Techno, EBM, Acid
Release: 2018
Homepage: http://www.troperecordings.de/
Der Techno-DJ und Musikproduzent Thomas P. Heckmann, welcher bereits seit Anfang der 1980er musikalisch aktiv ist und seit 1991 Platten veröffentlicht, legte gut getimed innerhalb der Love Parade-Ära in kürzester Zeit eine steile und erfolgreiche Karriere hin. Seine Erfahrung spricht in Anbetracht der aufwändig inszenierten Studioproduktionen für sich, denn seine Alben waren allesamt Kassenschlager. Darüber hinaus entwickelte er über die Jahre einen immer dunkler werdenden Touch in Kombination tanzbarer Rhythmiken, was vor Allem auch bei Freunden der gepflegten elektronischen Körpermusik gut ankam. Da wir uns im Jahre 2018 aktuell wieder vermehrt in einer Phase befinden in der elektronische Underground-Musik immer mehr in Richtung gesangsloser Technoproduktionen seinen Trend findet, kommt das neueste Machwerk mit dem schlichten und doch so ausdrucksstarken Titel Body Music wie gerufen. Das Album erscheint ebenfalls in schlichtem schwarz unter dem Berliner Techno-Label Monnom Black und beinhaltet vierzehn vielversprechende Tracks, welche nur darauf warten gehört zu werden.
Das Album beginnt mit "Provide The Future" und einer ordentlichen Portion Percussion-Rhythmik, während dunkel gesprochene Vocals und weitere Drum-Machine-Elemente sowie TB303-lastige Sequenzen für eine klassische 1990er Oldschool Techno-Atmosphäre sorgen. Der Song setzt sich weiter zusammen aus eigenwilligen Zischlauten und durch gekonntes Timing dominierte Laser-Beep-Laute wodurch er sich immer weiter Sequenz-getriggert aufbäumt. Ein gewisses Kraftwerk-Feeling macht sich dadurch ebenfalls breit.
Mit Bassdrum und Cowbells geht es weiter mit "Parasomnia" und Rumba-lastigen Beats, diese dienen jedoch nur als Wegbereiter einer darauf folgenden schlichten, jedoch präzise eingesetzten, EBM-Bassline. In Kombination mit treibenden Beats finden sich hier schnell Anlehnungen an Nitzer Ebb & Terence Fixmer. Der Song zieht ordentlich und macht trotz seiner Monotonie eine Menge Laune, da vor Allem die einsetzenden Effekte und Drumeinlagen für eine gelungene Abwechslung sorgen.
Das auch EBM ein großer Bestandteil von Heckmann's Musik ist wird spätestens durch den Song "Zeitmaschine" deutlich unter Beweis gestellt. Hier explodiert von Beginn an eine treibende Bassline und tanzbare Rhythmik-Beats. Darüber hinaus ist noch erwähnenswert, dass die Wahl der Instrumente äußerst analog klingt, so dass davon ausgegangen werden kann dass es sich um reine Handwerks-Kunst handelt. Leider handelt es sich bei dieser Nummer jedoch auf Dauer um ein eher fader wirkendes Stück mit etwas zu hohem Schranz-Anteil und von den Breaks wird der Hörer auch nicht so schnell schlau. Der End-Mix hätte darüber hinaus auch noch etwas Bass-lastiger ausfallen können.
Der gleichnamige Albumsong beginnt zunächst mit atmosphärischen Klangflächen, während nach kurzer Zeit eine Delay-behaftete und verspielte Bassline die Oberhand gewinnt und darüber hinaus einfach gestrickte Drumbeats den Song über die gesamte Länge hin begleiten. Mit fortschreitendem Verlauf wird vor Allem der Cutoff-Regler nach oben geschraubt, so dass die Grundsequenz eine ziemlich penetrante Klangfarbe erhält welche streckenweise wieder einige Abwandlungen erfährt. Imposant sind vor Allem die sporadisch einsetzenden Effekte über den gesamten Songverlauf.
Weiter geht es mit "Bodywrap" und pulsierenden Percussion-Elementen während einsetzende Lead-Sequenzen einen auf Dauer recht schnell auf den Senkel gehen können. Dieser Song lebt in erster Linie und ausschließlich von seiner Monotonie und den sich kaum verändernden instrumentalen Zügen. Eine äußerst hektische und unruhige Nummer, welche auch gerne mal eine Atempause hätte vertragen können.
Etwas mehr Effekthascherei erwartet den Hörer von Beginn an bei dem Track mit dem Horror-Titel "Cabin Fever". Eine Horror-Atmosphäre kommt dabei jedoch leider nicht so schnell auf, vielmehr gibt es abermals eine recht schranzige Nummer mit verspielten Drum-Anteilen und dumpfer Sound-Grundlage. Zumindest zieht Heckmann seinen Stil straight durch und überzeugt seine Fans davon der alten Schule treu zu bleiben.
Mit "The Hand That Rocks" bleibt es weiterhin sehr monoton. Allerdings findet sich hier eine äußerst beeindruckende Bassline-Gestaltung mit angenehmer Tonalität wieder. Die Drumbeats sind straight und der Rhythmus erscheint flach. Der Song ist etwas besser abgemischt als vorherige und sorgt in dem Fall für eine unterhaltsame Nummer, welche trotz einer weiteren Länge von über sieben Minuten nicht so schnell langweilig wird.
Auch wenn schon die erste Hälfte dieses Albums mit einer Länge von knapp über fünfzig Minuten bereits ein gesamtes Album bilden hätte können legt Thomas mit "Bloody Vacant" und gleichbleibender Rhythmik direkt nach. Die darin erhaltene Bass-Sequenz wirkt deutlich düsterer als vorherige, was recht gut gefällt. An den Drumbeats scheint sich allerdings nicht viel verändert zu haben. Dennoch ist auch dieser Song wieder Techno in seiner Reinstform und potenzielle Hörer werden daran ihre Freude haben.
"No Saint" beginnt wiederum von Beginn an rauh, schroff und irgendwie auch fett. Die Grundsequenz quäkt ziemlich vor sich hin und der Beat hat gut an Fahrt gewonnen. Das Ganze mündet streckenweise auch in Richtung Drum'n Bass hin, sorgt jedoch vor Allem auf Grund atmosphärischer Breaks für eine deuliche Oldschool Techno-Nummer mit einer Menge Freude am Speed-Gewinn.
Dass Thomas auch Acid und Dark Techno kombinieren kann beweist er mit dem passenden Titel "Acid Head", bei welchem dickes Bassdrum-Wummern im Vordergrund steht während Industrial-lastige Geräusche und eine klassische TB303-Sequenz im Acid-Stil den Ton angeben. Ein schönes, kombinatorisches Zusammenspiel welches keine Fragen und Wünsche offen lässt.
Auch mit "Hardbeatfunk" vollzieht er daraufhin einen leichten Stilbruch und lässt schroff erscheinende Rhythmiken durch unterschiedliche Drum-Anteile sich gegenseitig ausspielen. Nachhallende Claps durchfluten hier den Gehörgang, während das Spiel mit Samples und einfach gestrickten Elementen einen ziemlich rauhen Techno-Song formen.
Bei "Veitstanz" heißt es tatsächlich die Beine in die Hand nehmen und rauf auf die Tanzfläche. Eine satte EBM-Nummer mit Bassline, harten Drums und Laser-Sounds liefert alles was dazu gehört um einen Floor-Stomper zu erzeugen. Ein paar verspielte Effekte stellen noch einen zusätzlichen Bonus dieses fein eingespielten Tracks dar.
Für etwas Abwechslung sorgt daraufhin "Drowning", welches mit mal andersartigen Machine-Drum-Tönen und schwirrenden Geräuschen eine zögerliche Hauptsequenz begleitet. Diese wird überlagert von einer glockenartigen Hintergrund-Sequenz und weiteren klanglichen Spielereien, die dem Song eine gewisse Würze verleihen.
Den Abschluß macht dann noch eine recht minimalistische Nummer Namens "Departure", welche auf Grund seiner fein abgemischten Sequenzen und dezenten Klänge zu einem der besten Songs auf diesem dick befüllten Album gehört.
Fazit:
Thomas P. Heckmann liefert mit seinem neuesten Machwerk Body Music ein wirklich dickes Gesamtpaket an Musik ab, welches Techno-Herzen der 1990er höher schlagen lässt. Auf diesem Longplayer findet sich über 90 Minuten elektronische Handwerkskunst bestehend aus rauhen Sequenzen, straighten Drumbeats und experimentellen Effekten wieder. Zugegeben unterscheiden sich viele der Songs nicht sonderlich voneinander und dafür, dass fast jeder Track über sieben Minuten Länge aufweist passiert leider auch nicht wirklich viel über den vertrauten Inhalt hinaus. Doch das ist eben Stilelement dieser Richtung und Heckmann beweist ebenfalls, dass er die Fähigkeit besitzt auch andere Subkategorien zu bedienen. Vom Mixing hätte man darüber hinaus etwas mehr erwarten können und zugegeben ist die vorliegende Monotonie streckenweise etwas zu viel des Guten. Auf einer Samstag Nacht-Playlist würde sich der ein oder andere Song jedoch gut wieder finden können.
Lieblingstrack: The Hand That Rocks
Bewertung: 7/10
Danke für die nette Rezension, aber ich habe schon 1990 angefangen Platten zu veröffentlichen und habe schon seit 1981 Musik gemacht ;-)
AntwortenLöschenHallo Thomas,
Löschenfreut mich zu hören, dass du auf diese Rezension gestoßen bist. Deine Anmerkung habe ich soeben im Anfangssatz korrigiert. Danke für den Hinweis.
Beste Grüße und viel Erfolg weiterhin!