Release: 2018
Wer sich mit female fronted Electro beschäftigt kommt heut zu Tage wohl kaum um die zauberhafte Mari Kattman herum, welche mit Ihrer lieblichen und dennoch vulominösen Stimme eine Menge Herzen an sich reißen konnte. Nachdem die junge und talentierte Electro Pop-Sängerin bereits in den letzten Jahren auf Erfolge durch die Veröffentlichung einiger Solo-Alben sowie Kollaborationen mit Joe Lindo (Day Twelve) und Jean-Marc-Ledermann (Mari & The Ghost) zurückblicken durfte, steht nun das nächste große Ding mit keinem geringeren als Assemblage 23-Mastermind Tom Shear an. Helix nennt sich nun das nächste Side-Projekt, dessen Debut-Album Twin beim renomierten US-amerikanischen Label Metropolis Records erschienen ist und mit sphärischem Cover-Artwork in Erscheinung tritt. So schön die junge Sängerin auch von innen wie auch außen strahlt, so vielversprechend sind ihre Releases. Aus dem Grund kann man auch bei den zehn auf diesem Longplayer hörbaren Tracks darauf hoffen eine geballte Ladung gute Musik konsumieren zu dürfen.
Atmosphärische Flächen und Geräusche läuten das Album mit "Widescreen" ein, darauf folgen noch atmosphärischere Melodien und angenehme Soundeffekte. Im Anschluß sorgen noch Triphop-artige Drum-Beats und Mari's volle und anmutige Stimme dafür den Song in seiner ganzen Größe entfalten zu lassen. In Begleitung der Piano-Passagen und dem entspannten Downbeat-Tempo werden Freunde von Massive Attack großen Gefallen an einen derartigen Sound finden.
Auch der darauf folgende "Anymore" schafft es mit anmutigen Melodien und schönen String-Pads ein tiefgründiges Gemüt zu erfüllen. Als dann noch der Gesang nach vorne prischt und weitere Effekt-reiche Sequenzen sowie dazu passend gewählte Synth-Rhythmen den Beat vorgeben schafft es auch dieser Song den Hörer zu umhüllen. Das Arrangement ist recht klassisch gewählt und darüber hinaus leicht zugänglich.
"Bird Of Prey" setzt genau dort weiter an und beginnt effektreich. Nach kurzer Zeit überrascht dieser jedoch mit straighten Club-Beats und schafft es zusätzlich durch eine Wave-lastige Bassline den Hörer zu umhüllen. Die Synth-Leads erinnern in ihrer Form stark an Depeche Mode und sorgt durch seinen harmonischen Aufbau in Kombination mit schönen Gesangseinlagen für entsprechende Glücksmomente. Feine Sache!
Etwas ruhiger wird es sogleich mit "Kicking And Screaming" und Tribal-artigen Percussion-Klängen während nach wie vor schöne Streicher-Synths und effektreiche Leads den Hörer in verträumte Sphären transportieren. Auch dabei ist wieder in Begleitung von Mari's lieblichen Double Vocals feinste Klangkunst in Kombination mit liebevoll gestaltetem Arrangement zu bewundern.
Etwas poppiger und auch Club-orientiert wird es daraufhin mit "Expensive Thing". Bei diesem Song kommt schnell das Gefühl auf, dass die Experimentier-Schraube entsprechend hoch gedreht wurde. Zunächst treten konfuse Drum-Elemente in Erscheinung während laute Lead-Sequenzen eine unruhige und hektisch zumutbare Klangatmosphäre schaffen. Neben einigen Lauten und Geräuschen gehen die gesanglichen Parts dabei auch leider etwas unter. Die kreative Idee hinter diesem Song ist unverkennbar, jedoch ist es hier leider auch ein wenig "too much".
Nach dieser nicht ganz ausgereiften Nummer sorgt ab der zweiten Hälfte "We Are" wieder für etwas komplexere Soundkulissen und IDM-lastige Electro-Passagen. Die Vocoder-behafteten Vocals treten dabei recht zeitgemäß in Erscheinung und orientieren sich an aktuelle Club Lounge-Tracks. Der gesangliche Part wirkt jedoch daraufhin stark und unterhält durch angenehm nachhallende Effekte, was wirklich sehr schön ins Gewicht fällt. Ein Track der sich nicht im Underground zu verstecken braucht und voll ins Jahr 2018 einschlägt.
Etwas spaßig und minimalistisch wird es sodann mit "Like A Drug", bei dem man zunächst das Gefühl entwickelt es mit einem alten Video Game Soundtrack zu tun zu haben. Die Synth Pop-lastigen Passagen sowie feinen Gesangseinlagen erinnern in seiner Grundform stark an Client und unterhalten durch hochtönige Synth-Effekte, welche vielleicht auch nicht jedermanns Sache sind. Hier handelt es sich klar um eine geschmackliche Frage, an sich beinhaltet der Song einen guten Mix.
Etwas ruhiger und Flächenbetonter wird es daraufhin wieder zum Glück mit "I Might Be Wrong". Atmosphärisch angenehme Klangpassagen und ein minimalistischer Drum-Beat ergänzen sich gekonnt zum Chor in welchem sowohl Mari als auch Tom ihr Bestes zur Geltung bringen. Die Zusammensetzung einzelner Klangeffekte ist ebenso gelungen wie der Abwechslungsreichtum, welcher vom gesamten Song ausgeht.
Mit einer klassischen Club-Bassline und entsprechendem Beat geht es weiter mit "Live In My Heart". Ein Song der in seinem Aufbau, selbst was für Eurodancer sein könnte - nur ohne schrille Leads. Gesanglich kommt auch hier Mari's Stimme in Kombination mit imposanten Effekten stark zur Geltung. Auch diese Electro Pop-Nummer ist schön anzuhören und bereitet dem Synthie-Herz eine Menge Freude.
Der letzte Song "The Beautiful Unseen" sorgt wiederum für einen gekonnten Trip Hop-Abschluß mit fein ausgearbeiteten Drum'n Bass-Loops und anmutigen Piano- sowie Streicher-Sequenzen. Nichts zu vergessen abermals der großartige Gesang einer Mari Kattman, die auf diesem Album eine unverkennbar tragende Rolle spielt.
Fazit:
Das hier vorliegende Album ist eine ziemlich Runde Sache. Das Projekt Helix setzt sich ohne Zweifel aus einem großartigen Klangkünstler und einer großartigen Sägnerin zusammen, welche sich beide in Ihrer Gestaltungsweise wunderbar ergänzen. Zudem ist Twin äußerst abwechslungsreich und liefert für unterschiedliche Geschmäcker aus den sanfteren Elektronik-Gefilden (Synthie Pop, Trip Hop, Future Pop, Minimal Electro) hervorragende Tracks ab. Das daraus resultierende Machwerk braucht sich in seiner darbietenden Form auch nicht zu scheuen eine größere Fanbase anzusprechen und entsprechend auch in eine kommerziellere Richtung abzudriften, denn es ist durchaus erfolgsversprechend inszeniert und selbstredend auch nicht nur für den Underground gedacht. Man kann auch gespannt sein ob dieses Projekt hier und da mal auf der Bühne zu sehen sein wird, denn das könnte auf jedenfall eine interessante Performance bedeuten, da diese Kollaboration wirklich mehr als geglückt ist. Einziger Kritik-Punkt: Das Mixing hätte etwas Bass-lastiger und weniger Mitten-betonter ausfallen können, aber an sich macht beim Kauf dieses Gesamtkunstwerks niemand etwas falsch.
Lieblingstrack: Bird Of Prey
Bewertung: 9/10
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