18.10.2018

Tobias Bernstrup ‎- Technophobic


Genre: Minimal Electro, Synthwave, Italo Disco, Synth Pop
Release: 2018

Der aus Göteborg, Schweden, stammende Künstler Tobias Bernstrup wirkt durch seine androgyne Ausstrahlung und den provokant-künstlerischen Posen auf den ersten Blick wie ein moderner David Bowie-Verschnitt. Was Musikproduktionen angeht ist er mittlerweile jedoch kein ungeschriebenes Blatt, veröffentlicht er doch seit nun schon 20 Jahren diverse Releases in unregelmäßigen Abständen während er nach wie vor dem Underground treu geblieben ist. Diese erschienen bei den verschiedensten Labels und mit ebenso unterschiedlich wirkenden Darstellungsformen seiner Kunst. Klanglich orientiert sich seine Musik an eine Mischung aus Minimal Electro, Italo-Disco & Synthwave während er selbst immer wieder neue Themen behandelt. So wirkt auch der neueste Longplayer Technophobic, welcher beim kanadisch-deutschen Label Nadanna Records erscheint, abermals recht eigensinnig und beinhaltet zehn neue Tracks, die es zu erkunden gibt. Ob die Seichtheit seiner Klangkunst bei potenziellen Hörern weiterhin zu überzeugen weiß muss sich somit erst noch heraus stellen.

Mit glasklaren Sequenzen setzt "Night In The Science Zone" von Beginn an. Dazu gesellen sich noch sphärische Wave-Flächen und schöne Streichersamples. Ein klassischer Synthwave-Track mit Space-synthigen Einlagen und deutlichem Feingefühl für schöne Klangkunst, welcher Lust auf mehr macht.
Poppig wird es sogleich als "Doesn't Matter" mit dicken Drums und schlichten Bass-Synths nachlegt. Gesanglich kommen dabei starke Parts zum Tragen und sorgen dafür, dass sowohl Coldwave- wie auch Synthie Pop-Herzen höher schlagen. Weitere Sequenz-Spielereien sind ein zusätzliches Bindeglied dieses gelungenen Songs, allerdings fehlt es im weiteren Verlauf etwas an Abwechslungs- und Ideenreichtum.
Die schöne und talentierte Hante featured Bernstrup bei dem darauf folgenden Synthwave-Track "Metropolis Of Tomorrow". Im Fokus stehen abermals verspielte Sequenzen, gelungene Gesangseinlagen, schöne Streicherpads sowie atmosphärische Effekte. Das arrangierte Zusammenspiel einzelner Klangspuren fällt hierbei äußerst gelungen auf und sorgt dafür, dass dieser Song sehr überzeugend wirkt.
Der gleichnamige Albumtrack liefert TR-8-lastige Percussions und eine dancige Klangatmosphäre, die sich aus straighten Drumbeats und hochtönigen Melodien zusammensetzt. Dazu kommen noch seichte Sprachgesänge, welche sich jedoch vor Allem im Refrain nicht so wirklich ins Klanggemisch eingliedern wollen. Der Track wirkt leider etwas unausgereift und macht den Anschein sich der eigenen Struktur nicht so richtig bewusst zu werden.
Zart beseitete Klänge liefert auch "Something To Believe In", welcher auf Bass-Ebene Oktavsprünge und hochtönige Harmonien gekonnt mit dumpfen Atmosphäre-Pads kombiniert. Eine eher schlicht zusammengesetzte Nummer, welche jedoch auf Grund seiner eindeutigen Zusammenstellung und den gelungenen Gesängen ein gekonnt wirkendes Synthie-Gemisch zur Geltung bringt.
"Hear Me Calling" ist wieder mehr der poppige Italo Disco-Track und liefert einen tanzbaren Beat, klassische 80s Sequenzen und Gesänge im wavigen Modern Talking-Stil. Diese sind hier auch etwas zu dick aufgetragen, so dass der geneigte Hörer Volumen im Instrumentalteil vermissen könnte. Auch dieser hätte etwas Abwechslung vertragen können.
Daraufhin wird es tatsächlich auch mal etwas dunkler und Bass-lastiger als "Everything Is Wrong" Moll-lastige Sequenzen und gelungene Drum-Anteile gekonnt mit wavigen Pads kombiniert. Eine gute Grundstimmung, welche aus diesem Track hervorgeht. Gesanglich erinnert das Ganze stark an frühe Camouflage-Tracks, macht jedoch Laune da die vermisste Abwechslung hier über den gesamten Song geliefert wird.
Weiter geht es mit "Utopia" und seichten Piano-Klängen, kurz bevor spacige Synth-Wellen sich überschlagend und langsam ans Trommelfell heran pirschen. Auch das ist gut zusammengesetzt und nicht minder gut abgemischt. Ein Track der eine Menge Spaß macht und auch durch ein Feingefühl für verträumte Klangwelten zu überzeugen weiß.
"Uncanny Valley" macht weiter mit sprunghafter Lebendigkeit und gekonntem Einfallsreichtum innerhalb der klanghaften Synthwelten. Schöne Melodien und verspielte Einlagen sorgen zusammen mit guten Gesangseinlagen auch hier für eine runde Sache.
Das Outro findet in Form von "Redundant" mit einigen humoristischen Synthie-Klängen und technoiden Sequenzen statt.

Fazit:
Auch mit Technohobic beweist Tobias Bernstrup, dass er ein Experte der synthetischen Klangsynthese ist und liefert ein schönes Konzeptalbum, welches Genre-übergreifend sowohl Freunde diverser Wave-, Pop- & Disco-Stile überzeugen kann. Hier und da finden sich Einflüsse unterschiedlicher Spielarten, er selbst bleibt jedoch seiner Linie treu. Einziges Manko wäre streckenweise der Mangel an Abwechslungsreichtum, da sich viele Klänge und Tracks nicht wirklich voneinander unterscheiden. Harmonielehre weiß der Künstler jedoch sehr gut zu beherrschen und schafft es so ein hörbares Abenteuer zu liefern, welches den geneigten Hörer in Traumwelten zu entführen weiß. Ebenso hier auch nochmal lobende Worte an Mix und Mastering - auch dieser Teil der Stuiodproduktion fällt hier gelungen aus.

Lieblingstrack: Metropolis Of Tomorrow

Bewertung: 8/10

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