Genre: Electro, Darkwave, EBM, Industrial, Synth Pop
Release: 2018
Homepage: http://www.project-pitchfork.eu/
Es gibt nur wenige Underground Electro/Darkwave-Bands, welche sich über mehrere Jahrzehnte stabil halten und deren Auskopplungen immer wieder aufs neue begeistern. Ohne Zweifel gehören Project Pitchfork dazu, welche sich aus Frontmann Peter Spilles sowie den Klangexperten Dirk Scheuber & Jürgen Jansen zusammensetzt. Ihre derzeitige Output-Resonanz überrascht ebenfalls, haben sie doch bereits zu Beginn des Jahres mit Akkretion ein überaus eindrucksvolles Album veröffentlicht, so folgte nun kürzlich mit Fragment die bereits zweite Album-Veröffentlichung des Jahres. Diese erscheint abermals bei Trisol und stellt laut Ansage den zweiten Teil einer Trilogie dar - de fakto darf man sich bereits auf nächstes Jahr freuen wenn Teil drei erscheinen soll.
Wie gehabt finden sich auf dem Hauptalbum zehn neue Tracks und sind darauf ausgelegt wieder eine Stunde stilvolle Klangsphären zum Besten zu geben. Auch das Booklet wirkt wieder schön aufbereitet und veranschaulicht abermals den Hang zu dunkler Ästhetik. Somit CD rein und Lauscher auf!
"The Great Storm" macht den Anfang mit einigen Klangeffekten, während nach kurzer Zeit vertraut gefilterte Wave-Pads erklingen sowie dezente Drum-Elemente einen dancigen Darkwave-Song aus dem Gesamtkonstrukt zaubern. Auch die dunkel verzerrten Vocals wirken erneut sehr vertraut, allerdings tragen diese hier etwas zu dick auf. Der Track nimmt erst richtig Fahrt auf als eine gut inszenierte Bassline sowie imposante Melodien zum Besten gegeben werden. Der Song lebt in erster Linie vom sich bis zum Schluß aufbäumenden Arrangement.
Daraufhin fackelt "In Your Heart" nicht lange und beginnt mit vollen Klangsphären, welche sich aus treibenden Sequenzen, sanftmütigen Bässen und verspielten Melodien zusammensetzen. Die Vocals integrieren sich gekonnt in den Gesamtmix und der Refrain wirkt auf seine verträumte Art und Weise ebenfalls gut in Szene gesetzt. Ein sehr schöner Song mit klassischem Aufbau.
Mit EBM-lastigen Basslines und nach vorne prischenden Sequenzen setzt "Peruse How Infinite You Are" die Story in etwas gemächlicherem Tempo, aber nicht weniger ästhetisch, fort. Ein klanglich imposantes Gemisch aus unterschiedlichen Elementen, die sich aus gekonnt einsetzenden Drum-Elementen und Lead-Synths ergänzen. Vor Allem die Glockenspielereien und die stetige Veränderung der Klangfarbe innerhalb der Lead-Synths kommen, ebenso wie die Vocals, gekonnt rüber.
In gleich bleibendem Tempo macht der gleichnamige Albumtrack weiter. Hier treten die Leads etwas zu penetrant zum Vorschein, während die Bassline und Vocals doch recht dumpf wirken. Der Song macht auf seine Art einen monotonen Gesamteindruck und auf Grund der nicht sonderlich variationsreichen Arrangement-Struktur ist es leider auch einer der etwas faderen Songs.
Mit barockigen Stil-Alüren macht "A Clockwork" mit Cembalo-artigen Samples weiter, während passend zum Titel die Drum-Elemente wie ein Uhrentickern klingen. Schöne Wave-Pads und dazu passende Lyrics runden das wohl gewollte Steampunk-Bild ab und so bleiben Pitchfork ihrer Linie durchgehend treu. Auch die Violin-Samples & Lead-Synths integrieren sich gut ins Gesamtgemisch, so wirkt dieser Track wie eine wilkommene Abwechslung welche sich deutlich von vorherigen unterscheidet. Feine Sache!
Die zweite Hälfte beginnt mit "There Is Much More", welcher sich zunächst aus verspielten Effekten und treibenden Beats zusammensetzt. Piano-Melodien und Bass-Sequenzen runden das klassische Gesamtbild ab, während Peter Spilles gesanglich wieder seine dunklen Vocals zum Besten gibt. Weitere im Hintergrund verhallende Sequenzen sorgen noch für ein wenig Abwechslung, wobei dieser Song auf Dauer doch etwas lahm erscheint.
Mit Reverb-lastigen schwurbelnden Sequenzen und gemächlichen Drums setzt "On This Small Blue Planet" Fragment vor. Der Track dümpelt etwas vor sich und die Vocals ergänzen sich nicht ganz so gekonnt in den Mix. Die Piano-Melodien klingen leicht jazzig, wirken in Anbetracht der übrigen Elemente jedoch etwas verloren. Der Song nimmt erst aber der zweiten Hälfte etwas mehr Fahrt auf als die bisher fehlenden atmosphärischen Pads das Gesamtbild doch noch abrunden.
Etwas clubbiger und zugleich rockiger wirkt der darauf folgende "Hearts Got Wings". Dieser formt sich aus straighten Drums, verspielten Sequenzen und im Hintergrund verharrenden Gitarren-Riffs. Hochtönige Leads sorgen noch dafür, dass dieser Song sehr Wave-lastig in Erscheinung tritt. Die dunklen, erzählerischen Gesänge wirken wie eine zusätzliche Gesangsspur. Der Track ist ebenfalls abermals ein Fall von stetigem Aufbau und Stiltreue.
Etwas Future Pop-lastiger beginnt daraufhin "And Everything Reflects", wobei sich die verträumten Sequenzen sowie die dunklen Gesänge etwas beißen. Die Leads tragen etwas zu dick auf und wirken streckenweise recht störend. Was schön klingt sind vor Allem die Drum-Parts sowie die effektreichen Bass-Spielereien im Hintergrund. Leider wird der Gesamtmix jedoch überschattet von den zu stark in den Vordergrund geratenden Vocals und Lead-Synths, hier wäre "weniger ist mehr" besser angebracht gewesen.
Das Album endet mit "The Universe" und ambienten Lead-Melodien, die ein wenig an ein Wiegenlied erinnern. Nach einigen Filter-Spielereien beginnt eine klassische Project Pitchfork-Bassline sowie gleich bleibende Vocals damit das Album zu seinem rhythmischen Ende zu führen.
Wer sich die 2CD Special Edition zugelegt hat kann sich noch über zwei zusätzliche, poppige Songs sowie drei Remixe freuen.
Fazit:
Die zweite Jahres-Auskopplung Fragment bietet eigentlich keine großen Überraschungen. Bei Project Pitchfork weiß man recht schnell wo man dran ist und als Hörer bekommt man auch was erwartet wird. Hier setzen sich abermals klanglich stilvolle Synth-Elemente gekonnt mit Spilles' düsteren Gesängen zu einem Gesamtwerk zusammen, bei dem es allerdings an Abwechslung und dem besonderen "Kick"-Erlebnis mangelt. Das ganze Album läuft in recht monoton und gleich bleibendem Tempo durch und bietet nur sporadisch einige Neuerungen. Die erste Hälfte ist wieder gekonnt in Szene gesetzt und gut abgemischt, während die zweite Hälfte des Albums etwas schwächer ausfällt und einige störende oder zu dick aufgetragene Elemente beinhaltet.
Alles in allem ist es jedoch wieder ein gut gelungenes Album, auch wenn es wohl zu den schwächeren Projekt Pitchfork-Alben gehört und nicht an Akkretion oder vergangene Werke ran kommt. Vielleicht hätte man sich da doch ein wenig mehr Zeit, als nur ein halbes Jahr, nehmen sollen.. nichts desto trotz, wie bei Filmen gilt hier vielleicht auch: Teil 2 einer Trilogie ist meist immer der schwächere Teil - somit bleibt nur zu hoffen, dass Teil 3 einen epischen Höhepunkt darstellen wird!
Lieblingstrack: In Your Heart
Bewertung: 7/10
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