29.01.2019

Cold Therapy ‎– The Darkest Hour


Genre: Symphonic Dark Electro, Dark Wave, Dark Ambient, Downtempo
Release: 2019

Bei Cold Therapy handelt es sich um ein noch überraschend unbekanntes Projekt hinter dem der aus Polen stammende Künstler Jacek Wolanski stammt. Polnische Musik ist seit jeher bekannt für einen eigensinnig düster-melancholischen Stil. So wirkt auch dieses Projekt von Dunkelheit beseelt was auch der Titel der neuesten Auskopplung, The Darkest Hour, nochmals bekräftigt. Der talentierte Künstler ist seit Beginn diesen Jahrzehnts aktiv und arbeitet bereits unermüdlich an mehreren Projekten mit denen er in kurzer Zeit eine Menge Releases veröffentlicht hat. Unter Anderem gehören dazu das neoklassische Autumn Nocturne, das Aggrotech-Projekt Traumatize sowie das Industrial-Projekt Unsinn. Cold Therapy ist jedoch sein Dark Electro-Steckenpferd mit welchem Jacek bereits drei äußerst anspruchsvolle Alben veröffentlicht hat. Mit The Darkest Hour liegt nun also sein viertes Album vor, welches abermals beim ungarischen Label Advoxya zur Geltung bringt. Zwölf neue Tracks und zwei Remixes erwarten den geneigten Hörer auf dieser in anspruchsvoller Cover-Optik erscheinenden Auskopplung. Man darf also gespannt sein was der vielfältige Künstler diesmal für einen parat hat.

"A Dark Path" setzt mit orchestralen Streichern und Orgelpads an. Es folgen harte Kickdrums, verschrobene Synth-Leads sowie dunkle, erzählerische Vocals während Chor-artige Gesangseinlagen und weitere düstere Stilmittel den Hörer umhüllen. Minimalistisch inszeniert und aufs Wesentliche beschränkt schafft es der Track eine mysteriöse Atmosphäre auszustrahlen.
Weiter geht es mit "Ashes To Ashes" und Glocken-artigen Klangmelodien sowie tiefgreifenden Synth-Bässen. Ritual-lastige Drumloops und weitere erzählerische Vocals in melancholisch melodiösem Gewand sorgen für eine schön schaurige Stimmung. Die Inszenierung erinnert streckenweise etwas an 2nd Face und weiß zu überzeugen.
Der daraufhin folgende "If You Go" wirkt ebenfalls sehr atmosphärisch und liefert schöne orchestralische Klangelemente in Kombination mit gemächlichen Ritual-Drum-Elementen, anmutigen Vocal-Parts und überzeugenden Synth-Melodien. Ein Song der schnell unter die Haut geht.
Mit "I Remember" geht es sehr ambient und gemächlich weiter. In traurig anmutender Melancholie erklingen dabei weitläufige Flächenelemente und dezente Synth-Melodien. Die dunklen Vocals stellen den Anfang von einem sich langsam aufbäumenden Electro-Track dar, welcher mit dicken Beats und schroffen Synth-Leads weiter macht. Dieser aufeinander treffende Kontrast von zart und hart weiß von Anfang bis Ende bei dieser anmutigen Nummer zu überzeugen.
"The Light Is Dead" setzt an mit Delay-lastigen Synth-Melodien, orchestralen Streichersamples und coolem Tribal-Beat im düsteren Gewand. Die Vocals kommen hier etwas härter zur Geltung, was dem Ganzen recht gut steht. Ebenfalls ein sehr schöner Track zum Zurücklehnen und Genießen.
Mit dem noch unbekannteren Künstler Tanaros zusammen entstand der Song "Nachtmahr", welcher auf deutsch eingesungen wurde und abermals anmutig orchestrale Elemente mit harten Beats und schönen Synth-Sequenzen kombiniert. Allerdings muss man sagen, dass sich die deutschen Gesänge hier nicht ganz so passend zum instrumentellen Gesamtbild ergänzen.
Die zweite Hälfte setzt an mit "Relentless Torture" und Cembalo-artigen Klängen, während creepy Chor-Elemente und düstere Vocals die dunkle Atmosphäre weiterspinnen lassen. Auch hierbei handelt es sich um einen äußerst langsam gestalteten Song, den man sich zu Gemüte führen muss. Vor Allem die Lyrics fallen dabei sehr überzeugend aus.
Mit dem polnischen Titel "Wsrod Cieni" geht es mit abermals gemächlichem Tempo weiter. Die polnischen Vocals klingen äußerst anmutig und schaffen es gut sich in die verquere orchestrale Tonalität zu integrieren. Instrumentell klingt der Track wie aus einem Tim Burton-Film und hätte auch von Danny Elfman geschaffen sein können.
"Exordium To End" beginnt zur Abwechslung mal deutlich elektronischer, Synth-lastiger und weniger orchestral, was dem Gesamtalbum jedoch ganz gut tut. So zischen fein granulierte Klangelemente umher während dicke Drums und abermals düstere Vocals gekonnt zur Geltung gebracht werden.
Wave-lastig setzt "Fading" mit langgezogenen Pads und Tribal-Elementen an. Auch dieser Track bleibt dem Stil von Cold Therapy treu und weist einen sehr gelungenen Mix auf. Die harten elektronischen Drum-Parts in Kombination mit den melancholischen Chor-Gesängen und düsteren Vocals schaffen es auch diesen Song zu etwas ganz Besonderem zu performen. Schöne Sache!
Der daraufhin folgende "The Solace Of Silence" weist mit einigen Synth-Leads wieder deutlich elektronischere Anteile auf und versucht sich von Beginn an langsam aufzubäumen. Das Arrangement fällt dabei etwas vielfältiger aus und auf Grund größerer Komplexität weniger minimalistisch. Eine starke Dark Electro-Nummer!
Zuletzt gibt es mit "Through The Night" noch einen weiteren recht ambienten Track, de ein gelungenes Album mit schönen orchestralischen Elementen, dicken Drum-Beats und gekonnt einsetzenden Vocals zu seinem düsteren Ende führt.
Daraufhin darf man sich noch über zwei nette Remixe von den ebenfalls unbekannten Projekten Dedicated Harware & Neroese freuen.

Fazit:
Schade, dass dieses Projekt noch so wenig Aufmerksamkeit erfährt, denn Cold Therapy liefert mit seinem hier vorliegenden vierten Album definitiv ein Gesamtkunstwerk der Meisterklasse. The Darkest Hour ist beseelt von düsterer Melancholie und auf Grund seiner kombinatorischen Vielfalt orchestraler Samples und elektronischer Härte ein wirklich gelungenes Album. Der minimalistische Ansatz ist größtenteils überzeugend, da er dennoch ein sehr gut aufkommendes Gesamtvolumen zur Geltung bringt. Bei diesem Projekt hilft es jedoch nicht schnell mal reinzuhören, denn bei vielen Downtempo-Nummern braucht man Zeit sich diese zu Gemüte zu führen. Aufmerksames Zuhören mit besonderer Beachtung auf Details ist hier gefragt und Jacek Wolanski weiß gekonnt mit seiner düsteren Atmosphäre zu überzeugen. Etwas mehr Abwechslung in Form ein paar schnellerer Tracks sowie abwechslungsreicherem Arrangement hätte dem Ganzen als Kritikpunkt jedoch nicht geschadet, so ähneln sich doch eine Menge Songs ziemlich stark und lassen sich schwer auseinander halten. Nichts desto trotz liefert der Künstler hier einen ganz eigenen Stil der schwer zu vergleichen ist und an dem geneigte Hörer von Tri-State & 2nd Face ihren Gefallen finden könnten. Darüber hinaus ist das Ganze noch verdammt gut recorded, gemixed & gemastered worden. Eine wirklich feine, runde Sache!

Lieblingstrack: The Light Is Dead

Bewertung: 8(,5)/10

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