Genre: Dark Ambient, IDM, Dark Electro, Synth Wave, Industrial
Release: 2019
Homepage: https://aevinsounds.com/
Hinter dem Dark Ambient-Projekt Aevin verbirgt sich der griechische Künstler Teo Tsalmpouris, welcher mit Gravity nun sein drittes Studio-Album abliefert. Zur Mitte des Jahrzehnts gestartet, erschienen bereits zwei klanglich sehr schön anzuhörende und entspannende Alben. Das zweite davon, The Aftermath, erschien beim deutschen IDM-Label Raumklang Records und lieferte äußerst atmosphärische und melancholische Klangvielfalten, welche auf jeden Fall eine Empfehlung Wert sind. Mit Gravity entschied sich der Künstler wohl wieder eigene Wege zu gehen und bietet seine abstrakten Beats und verqueren Sequenzen unter eigener Hand rein digital an. Der Künstler beschreibt seinen Stil so, dass er gerne in Untiefen der digitalen Klanggestaltung hinein wandert und gerne unterschiedliche Ansätze der elektronischen Klangerzeugung ausprobiert. In jungen Jahren wurde er von Projekten wie Tangerine Dream, Kraftwerk & Gong inspiriert und möchte mit seinem psychedelischen Electro-Einschlag nun in die Tiefen seiner Seelen blicken lassen. Man darf also gespannt sein was die elf neuen Tracks zu bieten haben!
Mit sphärischen Soundscapes sorgt "L1" bereits zu Beginn für ein atmosphärisches Intro, bei welchem Breakbeat-artige Strukturen sich langsam aber sicher von hinten an den Hörer heran schleichen. Binaural ist das Ganze gekonnt abgemischt und mit einer Liebe zum Detail-Reichtum versehen.
Dicke Beats sorgen bei "Neptune Trojan" in Kombination mit weit ausgedehnten Flächen für eine beklemmende Atmosphäre. Dies erinnert in seiner Klangstruktur etwas an slowakische Projekte wie Terminal State & The Opposer Divine. Zusätzlich gesellen sich verquere Lead-Sequenzen und Violin-lastige Melodien hinzu, die einen gelungenen, düsteren Flow zum Besten geben. Ein äußerst technoider Track, der jedoch gut ankommt.
"Halo Orbit" wirkt von Beginn an sehr Sci-Fi-lastig und sorgt mit verqueren FX-Elementen und weitflächigen Pads für ein spannendes Ambiente. Eine Menge verspielte und düstere Tonlagen finden hier in einer komplexen Struktur zusammen. Besonders schön ergänzen sich die dicken Drum-Beats und anschließenden Lead-Melodien hinzu. Zusätzliche Samples sorgen dafür, dass der Track eine verstörende Disto-Note erfährt.
Bei "L2" handelt es sich wieder um einen ambienten Filler, dessen Effekt- und Reverb-Reichtum in erster Linie im Vordergrund steht. Ähnlich wie Amnistia gerne ihre Init-Tracks zwischen den einzelnen Songs bauen.
Fett und Synthwave-lastig wird es daraufhin mit "Common Envelope". Eine unheimliche Violin-Sequenz wird begleitet von anmutigen Piano-Klängen, sich heran schleichenden Hat-Elementen sowie imposanten Effekten. Richtig dick wird es als nach kurzer Zeit Breakbeat-artige Strukturen für ein kopfnickende Erlebnisse sorgen. Wunderschön inszenierter und komplexer Electro-Track, den man sich gerne von Anfang bis Ende zu Gemüte führt!
Einen daraufhin düsteren Filler liefert "L3" mit tiefer Sequenz-Tonlage und Industrial-lastigen Klangstrukturen.
Mit etwas entspannteren und nachhallenden Klängen setzt daraufhin "Roche Lobe" an. Eine eher zurückhaltende Klangtiefe und Hat-Spielereien ebnen den Weg für eine gekonnt einsetzende Planierraupen-artige Sequenz, verspielten Leads und dicken Beats. Ein ebenfalls sehr feiner und tanzbarer Track, der auf ganzer Linie Spaß macht und sich gut in eine DJ-Playlist integrieren lassen würde.
Als nächstes folgt "L4" und sorgt mit einer doch eher EBM-lastigen Bassline und sehr schön inszenierten ambienten Pads für einen dennoch Ruhe bewahrenden Song. Auf diese Art und Weise erinnert das Ganze etwas an frühe Front242/Underviewer-Tracks und ist sehr stilvoll in Szene gesetzt.
"The 3-Body-Problem" sorgt zunächst für eine recht weirde Atmosphäre, als Chor-artige Gesänge und unklare Strukturen ineinander fallen und die verschiedensten Tonlagen zusammen krachen lassen. Ein äußerst komplexes Arrangement für das man einge Zeit benötigt um Anklang zu finden. Zur Mitte hin stehen eher minimalistische Beats und eine dicke Bassline im Vordergrund. Kreativ und äußerst künstlerisch in Szene gesetzt!
Daraufhin folgt mit "De Sono" der letzte eigentliche Album-Track. Bei diesem handelt es sich um einen mit klassischen Samples beseelten Dark Ambient-Song, der elektronische Einflüsse mit traditionellen Klängen vereint und auf diese Art und Weise einen naturbeseelten und dennoch technoiden Soundfluß liefert.
Zum Schluß kann man sich mit "L5" auch nochmal auf ein in spaciger Atmosphäre verschwimmendes Outro freuen!
Fazit:
Der Künstler Teo Tsalmpouris aka Aevin begeistert mit seinem Stil auf ganzer Linie und das konnte er mit seiner neuesten Auskopplung Gravity ebenfalls einmal aufs Neue unter Beweis stellen. Dieses Album ist nicht besonders lang, doch liefert es eine Menge Facettenreichtum und abwechslungsreiche Klangvielfalten, welche auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilig werden, selbst ohne Vocals. Er setzt auf komplexe Klangstrukturen und dem ein oder anderen Hörer könnten seine stilistischen Gewohnheiten zunächst etwas abgefahren erscheinen. Allerdings ist eine hohes künstlerisches Potenzial sowie eine Menge Kreativitätsgeist bei dem hier Dargebotenen nicht auszuschließen. Wie man hier heraus hören kann liebt der Künstler es einer Sci-Fi-lastige Atmosphäre eine äußerst dunkle Note zu verpassen und das gelingt ihm hervorragend. Freunde der slowakischen Dark Electro/IDM-Bewegung sollten sich dieses Album auf jeden Fall zulegen.
Lieblingstrack: Common Envelope
Bewertung: 9/10
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