11.02.2019

Hante. - Fierce


Genre: Coldwave, Darkwave, Synthwave, Synth Pop
Release: 2019

Die Pariserin Hélène de Thoury ist eine der talentiertesten und gefragtesten Wave-Musikerinnen der heutigen Zeit und sorgte mit ihren Veröffentlichungen sowie auch Live in den letzten Jahren für eine Menge Gänsehaut-Momente. Einst startete die begnadete Sängerin zu Beginn des Jahrzehnts zusammen mit Natalie Bruno & Jake Ambridge mit dem Projekt Phosphor, welches jedoch lediglich leider nur ein Album das Licht der Welt erblicken ließ. Sie ergänzte sich jedoch daraufhin sehr gut mit der ebenso bezaubernden Amandine Stioui und veröffentlichte zur Mitte des Jahrzehnts mit Minuit Machine zwei sehr schöne Studio-Alben welche Wave-Herzen höher schlagen lassen. Ihren eigentlichen Durchbruch jedoch erlebt die Künstlerin aktuell durch ihre Solo-Karriere als Hante. Ein Projekt mit dem sie ein klanglich von tiefseeliger Melancholie und perfektionistischer Expertise beseeltes Album nach dem anderen liefert. Fierce ist das bereits vierte Studio-Album, welches die Vollblut-Musikerin innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne an die Öffentlichkeit bringt und anders als ihre bisherigen Alben erscheint es diesmal nicht über ihr hauseigenes Label Synth Religion, sondern über das namhaft große Metropolis Records. Mit verträumter Cover Optik wollen wieder elf neue Tracks sowie zwei Bonus Songs zum Besten gegeben werden und möchten wohl wieder einen bleibenden Eindruck in der Wave-Welt hinterlassen. Das Ganze erschien digital, auf CD wie auch in lieblichen Vinyl-Varianten.

Vertraute Synth-Sequenzen und atmosphärische Lead-Synths sorgen mit "Tommorrow Is A New Day" für eine gewohnt verträumte Kulisse. Reverb-lastige Beats und verspielte Percussion-Elemente werden ergänzt durch weitere melodiöse Sequenzen und schaffen es so noch mehr Tiefe in die Klangfarbe zu bringen. Der Vocals erscheinen hier eher gesprochen und allgemein wirken die Klangfarben etwas dunkler und Sci-Fi-lastiger als in vergangenen Alben.
Sehr tieftönig und Synthwave-lastig setzt "Wild Animal" nach. Ein Track, welcher mit einer rapiden Bassline und Delay-behafteten Beats eine äußerst starke und tanzbare Nummer zum Besten gibt. Gesanglich wird man von einer wunderschön nachhallenden Klangatmosphäre umhüllt, während weitere Melodien das emotionale Soundbild noch weiter verstärken. Der Track trifft mitten ins Herz und schafft es so von Anfang bis Ende auf Grund seinem sich stets aufbäumenden Arrangements einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Wundervoll!
Zusammen mit der von Kaelan Mikla bekannten Künstlerin Sólveig Matthildur wurde der Song "Unknown"  aufgenommen. Dieser liefert treibende Breakbeat-artige Drumlines zusammen mit weitflächigen Synth-Melodien, emotionalen Gesangs-Parts, einer entschleunigenden Effektkulisse sowie ein formvollendetes Klangbild. Ein im Inneren etwas unruhiger Song, jedoch nicht weniger beeindruckend wie bisher performtes.
"Serre-Moi Encore" (deutsch: Halte mich wieder) ist ein eher gemächlicher Coldwave-Track, der in erster Linie auf seine Arpeggios und Percussion-behafteten Drumbeats setzt. Hier finden sich wieder unterschiedliche, analoge Synth-Klänge, welche von einem mit starkem Reverb behafteten Gesang umhüllt werden. Auch dieser Song macht in seinem Gesamtbild alles richtig auch wenn dabei der Gesang vergleichsweise etwas dick aufträgt, so dass im Frequenzgemisch die Lead-Sequenzen etwas untergehen. An sich jedoch eine abermals echt starke Nummer!
Ein etwas Synth Pop-lastiger Track erwartet den Hörern bei dem zusammen mit "Marble Slave & Fragrance" aufgenommenen Song "Nobody's Watching". An diesem Song kann man sehen, dass der Sound, den eine Hélène de Thoury zum besten gibt, auch mit männlichem Gesang hervorragend funktioniert. An Hand der Drumbeats lässt sich auch ein leichter Hang zu Italo Disco feststellen. Allerdings sorgen die sehr schön nachhallenden Wavepads wieder für ein vertrautes Stilmittel der Künstlerin. Einzig die Bassline sticht etwas andersartig hervor.
"Waiting For A Hurricane" sorgt mit Lead-Sequenzen und weitflächigen Melodien in Kombination mit einer melancholischen Bassline für eine schöne Synthwave-Atmosphäre. Die straighten Drums wirken hier jedoch vergleichsweise etwas schwach in Szene gesetzt und überzeugen in erster Linie durch die Percussion-Elemente. Der Gesang erscheint leicht schwammig, vermischt sich jedoch gut mit den verträumten Synthflächen im Chorus. Ein Song zum Zurücklehnen und Genießen!
Der nachfolgende "Respect" beginnt wieder überraschend poppig und leicht fröhlich, was in erster Linie von den verspielten Leads und den schrillen Melodien hervor geht. Die im Gegensatz dazu clubbigen Beats und schwer wirkenden Drums ergänzen sich nicht ganz so gut zu dieser Form von Stilistik. Gesanglich ist der Song jedoch wiederum gut in Szene gesetzt.
Ein weiteres Featuring erfährt der Song "No Tenderness" zu welchem sich das Projekt Aetervader dazu hat gesellen dürfen. Hier werden unterschiedliche Sequenzen gekonnt miteinander kombiniert und liefern ein feines Klangbild, welches unterschiedliche Tonalitäten zum Besten gibt. Hier kommt wieder männlicher Gesang zum Tragen, der dem Song ebenfalls eine gewisse Würze gibt und in seiner Melancholie für eine schwermütige Atmosphäre sorgt.
"Silence The Voices" drückt ein wenig auf die Bremse und lässt wieder vertraute Pads und verträumte Leads zum Besten geben. Das geschieht während Bass-lastige Klänge und minimalistische Drumbeats sich gekonnt mit einem wunderschönen Gesang ergänzen um den Hörer wieder in tiefe Gedankenwelten mit zu nehmen.
Die von "Box And The Twins" bekannte Sängerin Box von Düe darf sich mit Hante. "The Moon Song" teilen und beide Künstler sorgen bei dieser äußerst experimentelln Nummer für eine wirklich atmosphärisch starke Stimmung. Das liegt zum Einen an den seichten Gitarren-Anteilen, den mysteriösen Synth-Sequenzen, den impulsiven Drum-Elementen als auch an den etwas frecheren Gesangseinlagen. Hier beweist Hélène mal eine ganz andere Seite, welche ihr jedoch ebenfalls sehr gut steht!
Zuletzt liefert "Never Over" noch eine eher minimalistische Nummer zwischen Synthwave und Synth Pop und sorgt dafür, dass ein abermals brillantes und überraschend abwechslungsreiches Album einen gekonnten Abschluß findet!
Dennoch darf man sich noch über die beiden ebenso guten Bonustracks der Cover-Version von "I Don't Need A Hero" sowie der Drumless-Variante von "Wild Animal" freuen.

Fazit:
Auch mit ihrem nun bereits vierten Solo-Album beweist die Künstlerin Hélène de Thoury aka Hante., dass sie eine leidenschaftliche Synth-Expertin ist, welcher man so schnell nicht das Wasser reichen kann. Die Stilistik ist abermals vertraut Wave-lastig, auch wenn sich auf Fierce zur Abwechslung etwas mehr Synth Pop- & Italo Disco-Elemente eingeschlichen haben. Ebenfalls eine positive Ergänzung auf diesem Album ist der Gastbeitrag unterschiedlicher Szene-Musiker, deren Kooperation sehr gut auf das Album gewirkt zu haben scheint. Auch wenn man bereits drei wunderschön inszenierte Studio-Alben von der Musikerin kennt, so langweilt dieses in keinster Weise und liefert neue Klänge und Eindrücke. Hélène, könnte man fast sagen, war hier sogar etwas experimentierfreudiger als in der Vergangenheit. Streckenweise wirken manche Songs etwas verwaschen und an die emotionale Tiefe der beiden Vorgänger-Alben kommt das Ganze auch nicht so ran, es ist dennoch wieder mal ein Meisterwerk geworden!

Lieblingstrack: Wild Animal

Bewertung: 9(,5)/10

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