Genre: Dark Electro, Electro-Industrial, EBM
Release: 2019
Homepage: http://www.terminalstate.info/
Eines der bekanntesten und hochwertigsten Projekte des Sci-Fi-lastigen Electro-Industrials gibt sich wieder die Ehre der Öffentlichkeit eine kleine Überraschung zu präsentieren. Terminal State stammen aus der Slowakei und bestehen in erster Linie aus den Brüdern Tomas & Boris Mutina, welche außerdem mit Projekten wie The Opposer Divine, Apophysia & THXM punkten konnten. Die beiden Klangkünstler hatten stets ein Händchen für besonders atmosphärische Sounds im Rahmen eines Weltraum-dystopischen Ambientes und lieferten immer wieder hörenswerten Output. So verwundert es doch stark, dass das renomierte slowakische Label Alien Productions Recording den neuesten Release dieses Projekts ablehnte. Dies hindert die beiden jedoch nicht daran das Ganze einfach digital unter eigener Hand an den Mann zu bringen. So erschien kürzlich auf Bandcamp unter dem Namen Suspended Editions ein dickes, zweiteiliges Album mit je dreizehn neuen Tracks, welches hier nun näher behandelt werden soll.
Vol. 1 beginnt mit dem Intro "Atlantis" und vertraut atmosphärischen Electro-Klängen, bei denen düstere, weite Flächen und nachhallende Sprach-Samples für ein beklemmendes Gefühl sorgen. Vereinzelte Synth-Melodien verstärken die düstere Note des Tracks noch weiter.
"Synthetic Red Eye" knüpft nahtlos darauf an und sorgt mit Drone-lastigen Ambient-Klängen und einem simulierten Raketen-Start zunächst für einen effektreichen SciFi-Movie-Score. Die darauf anknüpfenden, verzerrten Vocals treten stark in den Hintergrund und sind kaum verständlich. Desweiteren sorgen zusätzliche Synth-Bässe und melodiöse Passagen dafür, dass der Track einen smoothigen Groove erfährt.
Ambient bleibt es auch bei "Forbidden World". Die nach kurzer Zeit einsetzenden Drum-Passagen wirken äußerst überzeugend und sorgen für einen dicken Electro-Industrial-Track mit abermals leider etwas schwach verzerrten Vocals und überraschend einsetzenden Gitarren Riffs. Auf diese Art und Weise erinnert der Song stark an Industrial Rock-Tracks Mitte der 1990er Jahre. Das wirkt streckenweise jedoch etwas überladen und die Synth-Elemente ergänzen sich leider auch nur sporadisch hinzu. Ebenfalls hätte hier eine bessere Abmischung stattfinden können.
Mit abfallenden Synth-Sweeps sorgt "The Rest Of The Robots" weiterhin für eine technoide Atmosphäre, welche durch klippende Sound-Effekte und Sprach-Samples verstärkt wird. Die straighten Beats und TB-3-lastige Bassline kombiniert mit weiträumigen Flächen-Synths schaffen einen Oldschool EBM-Track, wie er an frühe FLA-Tage erinnert.
Zischend geht "Genetic Transformation" mit weiteren ambienten Elementen ans Eingemachte. Hier und da schwirren noch unterschiedliche Klänge und gehen gekonnt ineinander über. Das klingt sehr angenehm und sauber in Szene gesetzt. Die wirren Sequenzen ergänzen sich darüber hinaus zu einem guten Gesamt-Arrangement und liefern so eine gelungene Nummer.
Technoid bleibt es natürlich auch bei "Microspace", wobei hier stark mit Chor-Pads und verzerrten Synth-Elementen gespielt wird, welche kombiniert mit Bass-lastigen Synth-Sequenzen und Breakbeats wieder eine starke und tanzbare Nummer an den Tag legt. Das macht Spaß und überzeugt über die gesamte Spieldauer.
"Earth vs. Mars" setzt ebenfalls atmosphärische Sci-Fi-Sweeps in den Vordergrund, die sich etwas hinziehen. Die Klangstrukturen fallen bei dieser Nummer etwas verwirrend aus und schaffen es nicht so ganz dem Ganzen ein Gesicht zu verleihen. Auch, wenn hier ein deutlicher Anspruch an Kreativität zu Grunde liegt macht es der Song dem Hörer nicht so leicht Anschluß zu finden, darüber hinaus sind die Vocals schwach abgemischt.
"Vision Of Death" beginnt ebenfalls zunächst sehr Effekt-lastig, mündet daraufhin in eine TB3-lastige Sequenz und spannt den Hörer lange Zeit auf die Folter. Nach kurzer Zeit werden abermals stark verzerrte Vocals und GItarren-artige Riffs mit jener verspielten Sequenz kombiniert. Der Track ist auf diese Art recht spaßig, sorgt in Anbetracht unterschiedlicher Tonalitäten jedoch auch für etwas Verwirrung.
Die Tracks "Land" & "My Blood" sind bereits von älteren Releases bekannt und liefern astreine EBM/Electro-Industrial-Nummern ab, welche nichts von ihrer Blüte verloren haben.
Mit Breakbeat-lastigen Strukturen und straighten Sequenzen knüpft "Undestructive Brain Spam" an und erinnert auf die hier inszenierte Weise stark an Front Line Assembly Tracks zur Hardwired-Ära Mitte der 1990er. Das Arrangement wirkt in sich stimmig und auf Grund der atmosphärischen Bandbreite schafft es der Song ein bedrückendes Ambiente zur Geltung zu bringen.
Wie der Name "Spacetime" bereits andeutet erwarten den Hörer hier abermals sehr spacige und ambiente Sounds, die sich aus langgezogenen Flächen-Synths, schwurbelnden Effekten sowie Sprach-Samples auseinandersetzt. Dieser Song versteht sich in erster Linie als ambienter Filler in Überlänge und mündet direkt zum letzten Vol.1-Albumtrack "Vortex" hin. Dieser bedient sich ebenfalls vertraut zischender FX-Elemente sowie energiegeladenen Sequenzen und sich dezent zurückhaltende Breakbeats im Dark Electro-Stil.
Kurz darauf erschien Vol. 2, welcher ebenfalls einige imposante Tracks bereit hält. "Ceremony" macht den Anfang und stellt zunächst einen weiteren ambienten und langgezogenen Intro-Song dar, welcher reichlich Sci-Fi-lastige Effekte auf eine schwere Art und Weise vertont.
Glitchig und krachig wird es daraufhin mit "Dust". Ein Track überladen von unterschiedlichen Drum-Elementen, Effekten, Sequenzen und Sprach-Samples, welcher den Hörer komplett umschließt.
Mit "Cryogenic Society" wird es daraufhin sehr Dark Electro-lastig. Der klangliche Aufbau erinnert an aktuelle Fix8:Sed8-Tracks gepaart mit einer Priese Mentallo & The Fixer. Ein überaus gelungenes Stück Musik mit einer Menge Feuer sowie einer hervorragenden Zusammensetzung unterschiedlicher Klangfacetten.
Etwas zurückhaltender setzt daraufhin "Pain" an. Bei dieser klassischen Electro-Industrial-Nummer wird eine Nähe zu FLA erneut deutlich spürbar. Der Song weist nach wie vor ein hohes Maß an Dunkelheit und Melancholie auf und sorgt für eine in sich gekehrte und schlüssige Stimmungslage.
Ambienten Dark Electro erwartet den Hörer wieder bei dem äußerst gelungenen Track "Infection". Dieser kombiniert sehr schöne ambient Flächen und stimmige Synth-Sequenzen äußerst eindrucksvoll und inszeniert dies in einem verträumten Arrangement.
"Residual Energies" beinhaltet wiederum einige verquere Klangbilder, die recht molekular klingen und dessen Drum-Beats einen feinen Scatter-Effekt auferlegt bekamen. Darüber hinaus sorgen noch ambiente Synth-Sequenzen und stimmige Melodien dafür, dass der Hörer auch diesen Song als ein sehr beeindruckendes Erlebnis empfängt.
Einen bedrohlich, atmosphärischen Filler-Track stellt daraufhin "Storm" dar, der mit einigen Glitches und Distortion-lastigen Synth-Effekten eine Alien-artige Stimmung verbreitet.
"Plasmatic" klingt wiederum recht typisch für das Projekt und spinnt sich durch verschiedene klangliche Atmosphären aus, die gekonnt miteinander kombiniert werden, während der darauf folgende "Eared" wieder eher eine Weltraum-Atmosphäre auf verschrobene Art und Weise vertont. Äußerst interessant in Szene gesetzt das Ganze.
Etwas EBM-lastiger wird es daraufhin mit "Cyanide", bei dem technoide Sequenzen und straighte Drumbeats den Ton angeben, während im Hintergrund Synth-Pads und Scatter-Effekte für eine dumpfe Atmosphäre sorgen.
Mit "Social Enemy - Anti Crack" & "Valis" erwarten den Hörer wiederum eher sehr experimentelle Songs mit einer Menge Effekte und Distortion-lastigem Gesamtvolumen.
Daraufhin folgt noch mit "Humilated" ein ambienter Filler-Song.
Fazit:
Das slowakische Duo Terminal State hat nach ihrem letzten Album Illegal Space Acitivity mit sechs Jahren lange auf einen neuen Release warten lassen. Umso mehr ist die Überlieferung eines so dick gepackten und abwechlungsreichen Doppel-Albums, wie es hier mit Suspended Edition in zwei-teiliger Fassung geliefert wird, eine wahre Überraschung. Beide Varianten unterscheiden sich auch deutlich in seinem Klangbild. Während Volume 1 mehr Projekt-vertrauten und Vocal-lastigen Electro-Industrial liefert stellt Volume 2 ein äußerst eindrucksvolles und ambientes Dark Electro-Album dar. Beide Varianten haben ihre Vorzüge und ihren ganz besonderen Anspruch, jedoch darf man an der Stelle auch zugeben, und das fällt besonders bei Vol. 1 auf, dass der Gesamt-Mix etwas unausgereift in Erscheinung tritt. Ebenfalls sind einzelne Strukturen sehr verquer und kommen dadurch nur bedingt beim Hörer an. Das Projekt hat jedoch nichts an Charme eingebüßt und liefert ein solides Gesamtwerk für jeden, der in sphärische Weltraumgefilde eintauchen möchte.
Lieblingstrack: Genetic Transformation
Bewertung: 7(,5)/10
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