22.02.2019

Die Klute ‎– Planet Fear


Genre: Industrial Metal, Hardcore Electro, EBM
Release: 2019

Langjährig etablierte Künstler neigen gerne dazu sich zusammen zu finden um durch eine Fusion frischen Wind in diverse Musikgenre zu bringen. So treffen bei der neuesten Superband mit dem bereits andeutendem Namen Die Klute drei überaus erfahrene und musikalisch leidenschaftliche Haudegen zusammen, die mit Planet Fear ihren ersten Longplayer der Öffentlichkeit präsentieren. Hinter diesem Namen stecken kein geringerer als Die Krupps-Frontmann Jürgen Engler, Laether Strip-Veteran Claus Larsen sowie überraschenderweise auch Fear Factory-Gitarrist Dino Cazares. Daraus ergibt sich ein vielversprechendes Erfolgsgespann und somit ein imposantes Industrial Metal/Hardcore Electro/EBM-Crossover mit einer Menge Potenzial eine neue Hörerschaft zu erreichen. Die Vergangenheit bewies jedoch auch, dass eine Superband aus erfahrenen Künstlern stets ein Experiment ist und nicht immer für ein harmonisierendes Gesamtergebnis erzeugt. Bei Die Klute darf man sich jedoch auf eine geballte Ladung Manpower gefasst machen bei denen harte Gitarrenriffs mit brachialen Vocals und fetten Basslines kombiniert werden dürften. Planet Fear ist kürzlich beim renomierten US-amerikanischen Label Cleopatra Records digital, wie auch auf CD und LP erschienen und beinhaltet im klassischen Stile zwölf heiße Tracks mit insgesamt einer Stunde Spielzeit. Man darf sich also auf was gefasst machen!

Was fette Basslines angeht, die EBM-Herzen höher schlagen lassen, sorgt bereits "If I Die" für eine heiße Versprechung. Die markanten Stimmen von Larsen & Engler liefern sich nach kurzer Zeit bereits noch ein Distortion-lastiges Vocal-Wechselspiel während Cazares harte, jedoch nicht allzu penetrante Gitarrenriffs, beisteuert. Die Drums sind maschinell gewählt und sorgen für einen tanzbaren, straighten Beat. Im Refrain wird einem zusätzlich ein regelrechtes Feuerwerk entgegen geworfen. Ein wirklich brachial starker Auftakt!
Als nächstes sorgt "Our Of Control" für einen Krupps-ähnlichen Rhythmus, der an die Metal Machine Music Tracks erinnert. Der Song sendet einen schönen Flow im gemächlichem Tempo aus und kombiniert tieftönige elektronische Elemente gekonnt mit im Vordergrund stehenden Gitarrenriffs. Ein wirklich gelungener Track, der unter die Haut geht und auf ganzer Linie Spaß macht. Engler gibt hier den Ton an, während Larsen für ein paar Backing Vocals sorgt.
Etwas rapider und mit mehr Fokus auf der Snaredrums beginnt "The Hangman". Dieser EBM-lastige Song macht weiter mit ein paar überaus cool einsetzenden Sprachsamples, dunkel gesprochenen Vocals, einer fetten Bassline die zum Pogo einläd sowie genial einsetzenden Riffs. Eine wirklich fette Mischung, welche die komplette Expertise aller drei Künstler am besten zur Geltung bringt und vor Allem Larsen in den Vordergrund hebt!
Mit dem witzigen Titel "Rich Kid Loser" bleibt das Tempo recht hoch und sorgt für eine fette Mischung detunter Synth-Sequenzen, überlagernder Gitarrenriffs sowie starken Gesangseinlagen eines Jürgen Engler. De facto handelt es sich dabei vemehrt um einen sehr Krupps-orientierten Song. Diesmal finden sich hier jedoch vor Allem Einflüsse aus der Final Option-Ära wieder. Es wird schnell klar: Die Protagonisten wissen was sie tun und setzen das auch gekonnt ein.Wow!
"For Nothing" beginnt zur Abwechslung etwas gemächlicher, jedoch nicht weniger brachial. Was der Musik gut tut sind die zu Beginn einsetzenden atmosphärischen Pads, hinzu gesellen sich noch Drone-lastige Bass-Synths sowie ein schwermütiger Beat. Die Gitarren sind hierbei eine Begleiterscheinung zu den harten Shouts eines Claus Larsen. Der Klutae-Stil kommt dabei stark zur Geltung.
Mit experimentellen Effekten und einer penetrant einsetzenden Synth-Sequenz in schnellem Tempo sorgt "Human Error" für ein Aufrecht gehaltenes Brachialitäts-Level. Ein straighter, schneller Song mit starken Gesangseinlagen, coolen Lyrics und einem Lärmpegel aus Synth-Sequenzen, Trommelgewitter sowie Gitarrenparts, welche einem nur so um die Ohren fliegt. Trotz der Brachialität ist das Ganze überaus gut aufgenommen und abgemischt, was ebenfalls für den Erfahrungswert der Protagonisten positiv spricht.
Zum darauf folgenden "It's All In Vain" gibt es bereits ein cooles Video, welches vorab veröffentlicht wurde und heiß auf das gesamte Album machte. Dabei handelt es sich um einen straighten EBM Song mit Hardcore Electro-Einflüssen. Der Song ist als Erstveröffentlichung gut gewählt, da er tatsächlich eine perfekte Mischung aus Krupps, Laether Strip & Fear Factory zur Geltung bringt. Eine starke Nummer mit gutem Flow und imposanten Klangeindrücken!
"Born For A Curse" macht wiederum etwas langsamer weiter. Der Song liefert eine detunte Synth-Sequenz, ein etwas komplexeres Arrangement und beherzte Effektspielereien. Der Gesang ist etwas zu stark verzerrt für Engler's Stimme und gliedert sich nicht ganz so gut zum restlichen Instrumental-Teil hinzu wie vorherige Songs. Der Track erscheint eher wie ein Filler, der mit über vier Minuten Spielzeit vor sich hin dümpelt und somit eine etwas schwächere Nummer auf diesem Album darstellt.
Mit alarmierenden Synth-Klängen und schwurbelnden Effekten beginnt der Song "Infectious". Nach ein paar penetrant wirkenden Leads beginnt mit einem krachigen "Go" der eigentliche Song und liefert einen klassischen Krupps-Beat mit harten Gesängen bei denen sich wieder Engler & Larsen ein schönes Wechselspiel liefern. Auch dieser Song ist überaus fett und beinhaltet einige abwechslungsreiche Gimmicks und Soundpassagen, welche diesen nicht langweilig werden lassen. Sehr schön!
"Push The Limit" ist wieder mehr Oldschool und liefert einen gekonnt einsetzenden Flow kombiniert aus EBM-lastiger Bassline, harten Shouts und Gitarrenriffs im Industrial Metal-Stil. Auch dieser Song kann Symbol-bildlich für die Expertise aller drei Hauptprojekte dienen und zeigt wie wunderbar die Künstler auf dieser Ebene harmonieren. Etwas überraschend, aber nicht weniger cool, sind die einsetzenden Dubstep-Anteile zur Break hin.
Mit Slicer-Effekten und Breakbeat-artigem Rhythmus macht "She Watch Channel Zero?!" äußerst gut abgemischt weiter und sorgt auf technoide Art und Weise für etwas Abwechslung. Im Fokus stehen hier die Vocals von Claus Larsen und wenn man genau hin hört finden sich schnell Einflüsse aus alten Fear Factory-Songs. Dies bestärkt Cazares mit gekonnt einsetzendem Gitarrenspiel. Abermals eine sehr schöne Mischung.
Den Abschluß macht auch schon "Mofo" mit einem recht maschinellen und sequenziell anmutenden Song. Was zunächst mit einigen minimalistischen Elementen beginnt, baut sich langsam zu einem vulominösen Industrial Metal Song auf. Auch hier hört man Laether Strip, Krupps & Fear Factory gekonnt raus. So sorgt dieser Track für einen düsteren und coolen Abschluß eines toll umgesetzten Albums!

Fazit:
Als Hörer darf man offen zugeben von dem hier dargebotenen überaus positiv überrascht zu sein. Die Klute ist tatsächlich eine Superband, welche mit allen Wassern gewaschen ist und mit Planet Fear ein vollumfänglich gelungenes Album zum Besten gibt. Diese gelungene Mischung aus EBM, Hardcore Eletro & Industrial Metal harmoniert wunderbar und sorgt dafür, dass sowohl Engler, Larsen als auch Cazares ihr Bestes zur Geltung bringen. Zu Beginn des Albums liefern sich die Protagonisten ein schönes Wechselspiel verschiedener klanglicher Stile während im weiteren Verlauf des Albums das Ganze immer mehr miteinander fusioniert um am Ende eine in sich geschlossene, noch nie dagewesene Oldschool-Einheit zu bilden. Die volle Härte die aus diesem Album hervor geht überzeugt auf ganzer Linie und lässt den Hörer immer mehr davon haben wollen! Es wurde auch Zeit, dass mal wieder ein derartiges Album das Licht der Welt erblick! Man kann nur hoffen, dass diese Supercombo auch mal live zusammen auftritt und noch einige weitere Releases geplant hat.

Lieblingstrack: The Hangman

Bewertung: 10/10

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