20.02.2019

Eden Synthetic Corps ‎– Gold


Genre: Hardcore Electro, Electro-Industrial, Aggrotech
Release: 2019

Es gibt mittlerweile schon so einige dunkeldüstere Underground Electro-Projekte mit dystopischen Sci-Fi-Ansätzen, doch kaum eine stammt aus Portugal. Die Protagonisten der sogenannten Eden Synthetic Corps jedoch schon und machen nicht erst seit gestern Musik. Nachdem sie relativ schnell einen Vertrag bei Francesco D'Angelo's namhaftem Label Scanner aufgesetzt bekamen veröffentlichte das Kollektiv innerhalb von zehn Jahren in regelmäßigen Abständen fünf abwechslungsreiche Alben welche unterschiedliche stilistische Ansätze zum Besten gaben. Album Nummer sechs ist kürzlich erschienen und hört schlicht und ergreifend auf den Namen Gold. Dieses liefert mit zwölf neuen Tracks ca. eine Stunde Spielzeit und erscheint in ästhetischer Cover-Optik, welches etwas Spielraum für Interpretation lässt. Interessant ist, dass das Projekt bislang auch nur in Portugal live aufgetreten ist und bereits seit 2014 keine Live-Aktivitäten mehr stattfanden. Bleibt zu hoffen, dass es kein Dauerzustand bleibt, denn ihre Performance ist auf jeden Fall mehr als nur einen Blick Wert. Mehr als genug Gründe auch dem neuen unverhofft erschienenen Album etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

"Aokigahara" ist gemeinhin bekannt als ein nahe Tokyo gelegener Wald in welchem regelmäßig Selbstmorde begangen werden. So lautet auch der erste Track auf diesem Album, welcher in erster Linie eine fette Bassline, einen straighten tanzbaren Beat und Drone-lastige, atmosphärische Effekte zum Besten gibt. Die Vocals sind im vertrauten Hocico-Stil verzerrt, wechseln jedoch während des Refrains zu cleanem Gesang. Das Ganze liefert auf diese Weise einen vertrauten Hardcore Electro/Aggrotech-Ansatz, jedoch ohne allzu schrille Leads was sich positiv auf den Hörer auswirkt. Dennoch ist dieser anfängliche Song streckenweise vor Allem auf Seiten der Vocals etwas zu schwach abgemischt und hätte ein Round up vertragen können.
Der darauf folgende "Ash" macht äußerst atmosphärisch weiter und kombiniert schöne Effekt-Sequenzen mit Slicer-artigen Leads. Die Vocals und das Arrangement erinnern hierbei streckenweise stark an Project Pitchfork. Auch in diesem Song finden sich eine Menge verschiedener Einflüsse, welche zu einem gesamtheitlich vulominösen Song gekonnt zusammengebracht werden.
Mit ebenfalls atmosphärischen Flächen und schönen Effekten setzt "Borderland" weiter an. Hinzu kommt noch eine wirklich fette Bass-Sequenz und nochmals fettere Breakbeats, welche gut mit Prodigy mithalten können. Die Vocals kommen auf verzerrte Weise gerapped zur Geltung und finden sich ebenfalls in einem schönen Wechselspiel wieder. Ein wirklich gelungener Song, der auf eine sehr eigensinnige Art und Weise zu überzeugen weiß.
"Pledge" macht mit düsteren Leads und laggezogenen Pads weiter, während Industrial-lastige Effekt-Samples den Hörer auf die Folter spannen. Diese münden weiter in einen straighten Aggrotech-Beat und passend dazu gewählten Vocals. Klanglich erinnert dieser Song sowohl instrumentell wie auch gesanglich an frühe Laetherstrip und schafft es so dem Hörer auf ähnliche Weise einen düsteren Hardcore Electro-Song um die Ohren zu hauen.
Der darauf folgende "Sooth" macht zunächst mit ähnlich atmosphärischer Tonalität weiter, tritt jedoch etwas gemächlicher in Erscheinung. Die Elemente lehnen an [SITD] an und sind passend gewählt, die Vocals wirken etwas schwach auf der Brust und der Aufbau bleibt matt. Auch wenn es sich um eine eher abwechslungsreichere Nummer handelt, kann diese nicht wirklich überzeugen.
Mit technoiden Sequenzen setzt "Blackwood" etwas verspielter an. Das Arrangement erinnert allerdings an klassischen Aggrotech, die Vocals klingen ziemlich daneben und die instrumentellen Anteile wirken nicht sehr einfallsreich. Zudem ähnelt die Klangfarbe der einzelnen Elemente zunehmend vorherigen Tracks, so dass man als Hörer an der Stelle etwas Tiefe vermisst.
Die zweite Hälfte beginnt mit dem gleichnamigen Albumtrack, dessen Gesangseinlagen ein wenig weinerlich aufschlagen. Die schwurbelnde Bassline sowie die schön einsetzenden melodiösen Synths hinterlassen einen klanglich positiven Eindruck. Ziemlich schräg wirken jedoch wiederum die zum Mittelteil ansetzenden Leads und sorgen dafür, dass dem Hörer konfuse Eindrücke hinterlassen werden.
"Seven" setzt wieder etwas aggresiver an und macht diesbezüglich einiges besser. Die Vocals kommen hier stärker zur Geltung und ertfrn gekonnt mit dem gelungenen Flow aus Bass- und Drumline kombinirtz. Auch die Leads ergänzen sich bei diesem Hocico anlehnenden Song recht gut an und schaffen so einen positiven Gesamteindruck auch in Anbetracht des Refrains zu hinterlassen.
Ambienter setzt wiederum "October" von Beginn an. Die cleanen Vocals stehen auch hier dem Projekt leider nur marginal, die Lead-Melodien sowie die Breakbeat-lastigen Drum-Samples sind gut gewählt und schaffen es einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Der Refrain wirkt verspielt kommt aber gut zur Geltung.
Darauf folgt mit "Misericordia" wieder eine recht schräge Nummer. Was hier einen positiv bleibenden Eindruck hinterlässt ist der Einsatz der portugisischen Sprache im Gesang, welche man in dieser Stilistik auch nicht alle Tage zu hören bekommt. Auch die Pads und Bass-Anteile sind gut gewählt, jedoch steht der Melodie-Anteil dem Ganzen recht disharmonisch gegenüber.
Daraufhin folgt mit "Pure" eine Spaß bereitende Nummer mit imposant zischenden Lead-Sequenzen, gekonnt einsetzenden Bässen und abwechslungsreichen Beats. Auch hier steht der verzerrte Rap-Anteil dem Projekt ganz gut und so sorgt dieser Song für eine ziemlich coole EBM-Nummer auf dem Album, die an Santa Hates You erinnert!
Der letzte Song nennt sich "Spell" und ebnet nochmal den Weg zu einem eher ambienten und verträumten Dark Electro-Song mit abwechslungsreichem Arrangement.

Fazit:
Auch wenn die Eden Synthetic Corps nun mittlerweile schon auf über 15 Jahre Band-Erfahrung zurück blicken können kommt das Kollektiv auch bei ihrem sechstem Album nicht so recht aus dem Mittelfeld heraus. Die vier Künstler haben sich zwar stets weiter entwickelt, doch vor Allem auf harmonischer Ebene hapert es hier und da recht gewaltig. Der klangliche Ausdruck ist an viele Künstler des Underground-Electros angeknüpft und so schafft es das Projekt leider nur spärlich einen eigenen Stil zu entwickeln. Gold hinterlässt einen interessanten Einblick in das Schaffen von ESC, wobei sich die meisten Tracks allesamt doch in ihrer Tonalität sehr ähneln. Abwechslung findet sich hier eher im Arrangement. Schade ist auch, dass das Mixing & Mastering nicht ganz so ausgegoren wirkt und der Gesamteindruck relativ dumpf ausfällt. Es finden sich dennoch schöne Ideen hier und da und wer auf Hocico & Laetherstrip steht, der kann ruhig auch mal hier reinhören.

Lieblingstrack: Borderland

Bewertung: 7/10

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