Release: 2019
Homepage: https://testdept.org.uk/
Für viele eingefleischte Industrial-Fans wird mit dem hier vorliegenden Album ein wahrer Traum war. Das im Süden London's angesiedelte Projekt Test Dept. gilt als Stilikone und wahrer Wegweiser des in den letzten Jahrzehnten angesiedelten Post-Industrial-Zeitalters. Bereits Anfang der 1980er startete das Kollektiv, welches mittlerweile mehrere wechselnde Besetzungen erlebte einen experimentellen Durchmarsch bei dem sie unterschiedliche Möglichkeiten des Industrie-Zeitalters einfließen ließen und sowohl mit handelsüblichen Maschinen, Industrie-Teilen als auch elektronischen Klangerzeugern eine ganz eigene Klangtiefe zum Besten gaben. Der damit ausgedrückte Charakter war stets wirtschafts- und sozialkritischer Natur mit politischem Inhalt und lieferte der Zuhörerschaft eine bis zu diesem Zeitpunkt noch nie dagewesene Ausdrucksform einer dystopischen Verarbeitung des Industrie-Zeitalters. Nach einer Reihe von Album-Veröffentlichungen war dann aber Ende der 1990er auch Schluß mit dem letzten Release Tactics Of Evolution und die Band löste sich auf. Doch nach über zwanzig Jahren erschien nun kürzlich mit Disturbance überraschenderweise tatsächlich ein neues Album, welches durch die beiden Protagonisten Paul Jamrozy & Graham Cunnington ins Leben gerufen wurde. Das Album erscheint bei dem britischen Major-Label One Little Indian und beinhaltet acht neue Tracks mit Spielzeiten in Überlänge. Ein lang erwarteter Genuß für Industrial-Nostalgiker für den man gerne mal seine Lauscher aufsperrt.
Bereits zu Beginn darf sich die Hörerschaft über sphärisch, ambiente Sound-Effekte, welche mit dem Track "Speak Truth To Power" zum Tragen kommen, freuen. Nach kurzer Zeit werden diese von orchestralen Streicher-Samples sowie Trip Hop-lastigen Beats überlagert. Halb gerappte, halb geshoutete Vocals werden daraufhin mit kritischen Lyrics und leichtem Distortion versehen. Zusätzlich fallen noch die düsteren Bass-Synths ebenso positiv ins Gewicht. Eine bedrückende Soundkulissen, welche einen positiv bleibenden Eindruck hinterlässt. Ein recht fulminanter Auftakt mit überraschender Klangvielfalt.
"Landlord" macht weiter mit einer deutlich clubbigeren Atmosphäre, bei denen dezente Beats und eine nach TB303 klingende Bassline in Kombination mit fetten Drumeinlagen ein tanzbares Gesamtgemisch bilden. Auch die daraufhin folgenden Lead-Synths sowie melodiös, technoiden Sequenzen wissen sich gekonnt in die Klangstruktur zu integrieren. Eine schön verspielte, sich nach und nach aufbauende Nummer, mit einfallsreichem Arrangement.
Drone- & Reverb-lastig setzt "Debris" zu Beginn äußerst ambient nach. Sphärisch und natürlich wirkende Klänge werden dem Hörer tröpfchenweise zu Gemüte geführt und liefern ein atmosphärisches Gesamtkonstrukt mit seichtem Piano-Spiel. Dies hinterlässt einen interessant, experimentellen Eindruck.
Mit düsteren, unheimlichen Sound-Sphären sorgt der darauf folgende "Full Spectrum Dominance" für eine Sci-Fi-lastige Atmosphäre im Alien-Gewand. Das wird bestärkt durch vereinzelte, technoide Synth-Sequenzen sowie tonal verschrobenenen Ansätzen. Ein Song bei dem man genauer hinhören muss um den vollen Detail-Grad in sich zu verleiben. Das gelingt jedoch über weite Strecken auf recht eindrucksvolle Weise, was auch an die gelungen einsetzenden Vocals liegt.
Die zweite Hälfte beginnt mit einem ähnlichen Ansatz bei "Information Scare" wie der erste Song auf diesem Album und lässt verquere Streicher-Samples mit Drone-lastigen Flächen zur Geltung bringen. Die daraufhin ansetzenden Drum-Einlagen sind höchst eigensinnig, wie es sich für das Projekt gehört. Die verspielten Sequenzen hinterlassen dabei einen schönen Eindruck. Mit Einsatz der Beats kommt noch etwas Oldschool EBM durch, was für kopfnickende Gemüter sorgt. Eine wirklich coole Nummer von Anfang bis Ende!
"Gatekeeper" lautet die anschließende Nummer, bei der weibliche Choreinlagen sowie weitere anmutig nachhallende Streicher zusammen mit Tribal-lastigen Drumspielereien für eingängliche Dynamiken sorgen. Ein faszinierend gelungen ansetzender Ritual-Ansatz, den uns dieses Projekt hier präsentiert. Gemächlich bäumt sich diese Nummer nach und nach auf und liefert stückchenweise einen Song, der unter die Haut geht und mit seiner spirituellen Rhythmik mehr als überzeugt.
Überaus experimentell präsentiert sich der Song "GBH84", welcher mit effektreich inszenierten Vocals und Samples sowie schwurbelnden Synths in technoidem Klanggewand eine profesionelle Oldschool Industrial-Nummer zum Besten gibt. Die Message kommt gelungen zur Geltung und der gesamte Song strotzt in seinem Arrangement nur so vor Kreativität.
Mit dem daraufhin längsten Song des Albums, welcher den Titel "Two Flames Burn", endet dieses fulminante Comeback auch schon. Klangliche Spielereien mit Delay- & Reverb-behafteten Effekten sowie eine große Menge an Bell-Einsätzen schaffen eine südostasiatische Atmosphäre, die sich immer weiter in seinem Arrangement verstrickt. Tribal-lastige Drums und ein spannungsgeladenes Konstrukt verstärken diese interessante Atmosphäre noch weiter. Zur Hälfte nimmt der Song dann auf Grund der Rhythmik-Wechsel sowie den gelungenen Vocals nochmal ein ganz anderes Gesicht an. Wirklich faszinierend!
Fazit:
Das hier vorliegende Album scheint wohl eines der ganz großen Überraschungs-Releases des Jahres zu sein. Nicht nur, dass es um Test Dept. nun über zwei Jahrzehnte still war, die Londoner liefern hier gleich eine klanglich überaus eindrucksvolle Bombe ab. Disturbance präsentiert sich mit den acht darauf befindlichen Songs und ca. einer dreiviertel Stunde Spielzeit äußerst eindrucksvoll und hält einige besondere Raffinessen bereit. Das Album glänzt nur so vor Kreativität sowie Einfallsreichtum und präsentiert eine Menge toller Elemente. Es klingt dennoch nach Test Dept. und bleibt somit seiner Oldschool-Linie treu, doch ist es auch mit der Zeit gegangen und hat ebenso auf Seiten der Lyrics einige zum Nachdenken anregende Ansätze. Das Ganze wirkt auch nicht plump, sondern sensationell arrangiert und mit einem perfekten Mixing versehen. Von Anfang bis Ende ein wahrer Klanggenuß und eine Empfehlung für jeden, der Wert auf qualitativ eindrucksvolle Electro- und Industrial-Klänge legt!
Lieblingstrack: Information Scare
Bewertung: 10/10
"Landlord" macht weiter mit einer deutlich clubbigeren Atmosphäre, bei denen dezente Beats und eine nach TB303 klingende Bassline in Kombination mit fetten Drumeinlagen ein tanzbares Gesamtgemisch bilden. Auch die daraufhin folgenden Lead-Synths sowie melodiös, technoiden Sequenzen wissen sich gekonnt in die Klangstruktur zu integrieren. Eine schön verspielte, sich nach und nach aufbauende Nummer, mit einfallsreichem Arrangement.
Drone- & Reverb-lastig setzt "Debris" zu Beginn äußerst ambient nach. Sphärisch und natürlich wirkende Klänge werden dem Hörer tröpfchenweise zu Gemüte geführt und liefern ein atmosphärisches Gesamtkonstrukt mit seichtem Piano-Spiel. Dies hinterlässt einen interessant, experimentellen Eindruck.
Mit düsteren, unheimlichen Sound-Sphären sorgt der darauf folgende "Full Spectrum Dominance" für eine Sci-Fi-lastige Atmosphäre im Alien-Gewand. Das wird bestärkt durch vereinzelte, technoide Synth-Sequenzen sowie tonal verschrobenenen Ansätzen. Ein Song bei dem man genauer hinhören muss um den vollen Detail-Grad in sich zu verleiben. Das gelingt jedoch über weite Strecken auf recht eindrucksvolle Weise, was auch an die gelungen einsetzenden Vocals liegt.
Die zweite Hälfte beginnt mit einem ähnlichen Ansatz bei "Information Scare" wie der erste Song auf diesem Album und lässt verquere Streicher-Samples mit Drone-lastigen Flächen zur Geltung bringen. Die daraufhin ansetzenden Drum-Einlagen sind höchst eigensinnig, wie es sich für das Projekt gehört. Die verspielten Sequenzen hinterlassen dabei einen schönen Eindruck. Mit Einsatz der Beats kommt noch etwas Oldschool EBM durch, was für kopfnickende Gemüter sorgt. Eine wirklich coole Nummer von Anfang bis Ende!
"Gatekeeper" lautet die anschließende Nummer, bei der weibliche Choreinlagen sowie weitere anmutig nachhallende Streicher zusammen mit Tribal-lastigen Drumspielereien für eingängliche Dynamiken sorgen. Ein faszinierend gelungen ansetzender Ritual-Ansatz, den uns dieses Projekt hier präsentiert. Gemächlich bäumt sich diese Nummer nach und nach auf und liefert stückchenweise einen Song, der unter die Haut geht und mit seiner spirituellen Rhythmik mehr als überzeugt.
Überaus experimentell präsentiert sich der Song "GBH84", welcher mit effektreich inszenierten Vocals und Samples sowie schwurbelnden Synths in technoidem Klanggewand eine profesionelle Oldschool Industrial-Nummer zum Besten gibt. Die Message kommt gelungen zur Geltung und der gesamte Song strotzt in seinem Arrangement nur so vor Kreativität.
Mit dem daraufhin längsten Song des Albums, welcher den Titel "Two Flames Burn", endet dieses fulminante Comeback auch schon. Klangliche Spielereien mit Delay- & Reverb-behafteten Effekten sowie eine große Menge an Bell-Einsätzen schaffen eine südostasiatische Atmosphäre, die sich immer weiter in seinem Arrangement verstrickt. Tribal-lastige Drums und ein spannungsgeladenes Konstrukt verstärken diese interessante Atmosphäre noch weiter. Zur Hälfte nimmt der Song dann auf Grund der Rhythmik-Wechsel sowie den gelungenen Vocals nochmal ein ganz anderes Gesicht an. Wirklich faszinierend!
Fazit:
Das hier vorliegende Album scheint wohl eines der ganz großen Überraschungs-Releases des Jahres zu sein. Nicht nur, dass es um Test Dept. nun über zwei Jahrzehnte still war, die Londoner liefern hier gleich eine klanglich überaus eindrucksvolle Bombe ab. Disturbance präsentiert sich mit den acht darauf befindlichen Songs und ca. einer dreiviertel Stunde Spielzeit äußerst eindrucksvoll und hält einige besondere Raffinessen bereit. Das Album glänzt nur so vor Kreativität sowie Einfallsreichtum und präsentiert eine Menge toller Elemente. Es klingt dennoch nach Test Dept. und bleibt somit seiner Oldschool-Linie treu, doch ist es auch mit der Zeit gegangen und hat ebenso auf Seiten der Lyrics einige zum Nachdenken anregende Ansätze. Das Ganze wirkt auch nicht plump, sondern sensationell arrangiert und mit einem perfekten Mixing versehen. Von Anfang bis Ende ein wahrer Klanggenuß und eine Empfehlung für jeden, der Wert auf qualitativ eindrucksvolle Electro- und Industrial-Klänge legt!
Lieblingstrack: Information Scare
Bewertung: 10/10
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