10.04.2019

OHMelectronic ‎– OHMelectronic


Genre: Electro, Industrial, Dark Ambient
Release: 2019

Da derzeit ein gelungenes Überraschungs-Album das nächste jagt wurde es Zeit, dass auch aus Kanada mal wieder gefragter Nachschub kommt. Das Projekt OHMelectronic hieß vor einigen Jahren noch Öhm und veröffentlichte zu Beginn diesen Jahrzehnts mit dem gleichnamigen Debut-Album einen äußerst atmosphärisch gelungenen Release, welcher sich nicht vor Größen wie FLA & Skinny Puppy zu scheuen braucht. Dies ist auch kein Wunder, hinter diesem Projekt stecken nämlich kein geringerer als Ex-Front Line Assembly & Delerium-Protagonist Chris Peterson sowie Mr. Landscape Body Machine Craig Huxtable. Wenn sich also zwei kanadische Oldschool Electro-Veteranen zusammentun kann man eigentlich davon ausgehen, dass das klangliche Endresultat äußerst spannend ausfallen könnte. Mit neuem Projektnamen kommt auch ein neuer Albumname, dieser bleibt hier jedoch ebenfalls gleich. Die Cover-Optik macht auch deutlich, dass es sich bei dem Projekt nach wie vor um Eingangs besagte Band handelt. Dieses erscheint wie gewohnt beim kanadischen Supreme-Label Artoffact Records auf CD und digital und hält neun neue Tracks bereit, bei denen Freunde des Electro-Industrials voll auf ihre Kosten kommen sollten. Also Player an und Lauscher auf!

"Uppercut" lautet der erste Track und beginnt nicht mit einem Punch ans Kinn, sondern mit atmosphärischen Flächen, während nach kurzer Zeit Breakbeat-lastige Sequenzen sowie ein typisch kanadisches Klangbild zum Besten gegeben werden. Der Drumbeat fällt ziemlich groovig aus und sorgt von Beginn an für einen gelungenen Flow. Das feine Gesamtbild wird noch ergänzt durch eingängige Vocals, die mit charismatisch behafteten Lyrics eingesungen wurden. Ein wirklich gelungener Einstieg!
Mit einer stark Distortion-behafteten, noisigen Bassline legt "Everything Is Gone" überraschend nach. Auch die Drums kommen rauh und grob zur Geltung und liefern einen straighten Industrial-Track, welcher straight forward geht. Die Vocal-Shouts sind ebenfalls ein tragendes Element dieses Songs und erinnern in der dargebotenen Form etwas an Nine Inch Nails. Ein Song bei dem man ganz klar von Geschmackssache sprechen kann, imposant recorded ist er nämlich dennoch.
Mit dezenten Beats setzt "With" den Abwechslungsreichtum des Albums weiter fort. In Anbetracht des minimalistischen Industrial-Arrangements sowie den direkten, penetranten Vocals orientiert sich dieser Track ebenfalls vermehrt an einen NIN-Stil. Die Bassline sowie die zischenden Klangelemente kommen ziemlich cool zur Geltung, doch ist es dem Hörer schwer Zugang zu diesem leicht schwammigen Klangbrei zu finden.
"Undone" bleibt darauf folgend dem vorangegangenen Stil treu und sorgt durch atmosphärische Flächen sowie sich leicht zurückhaltende Synth-Bässe für eine weiträumige Nummer. Die röchelnden Vocals kommen ebenfalls recht ambient zur Geltung, während sich das Gesamt-Arrangement nach und nach immer weiter aufbäumt. Nach ca. einer Minute kommt der Song dann voll in die Gänge und liefert einen tanzbaren Beat und ein schönes Synth-Sequenz-Gemisch. Feine Sache!
Mit einer dicken EBM-Bassline setzt "Disarmed" durch eingänge Tonalität weiter an. Die Drumbeats laden zum Tanzen ein und wurden gekonnt ins gesamtheitliche Klangbild mit abgemischt. Die Nummer macht vor Allem auf Grund der LFO-getriggerten Synth-Sequenz und den sich gekonnt einbringenden Vocals Spaß. Zur Mitte hin wird die Speed-Schraube noch etwas angehoben und das Fettigkeits-Level erhöht. Feine Sache!
Zum Durchschnaufen läd daraufhin "Godspeed" ein, was ein wenig kontrovers zum Titel wirkt. Eine sich langsam aufbäumende Bassline sowie ambiente Klangpads, welche aus Orchester-Samples und zusätzlichen Effekten bestehen, liefern eine schöne Mischung aus Dark Ambient und Industrial und sprechen eine anmutig gehaltene Bildsprache. Schöner Filler für Zwischendurch!
Einem größeren Electro-Industrial Anspruch im Oldschool FLA-Stil nimmt sich desweiteren "Decline" an. Dieser Track erinnert stärker an das Debut-Album des Projekts und sorgt durch Abwechslungsreichtum innerhalb der stark zur Geltung gebrachten Synth-Sequenzen sowie straighten Drumlines für eine verträumte Atmosphäre. Etwas Goa steck in dem Ganzen auch noch drin, streckenweise ist das jedoch etwas zu überspitzt abgemischt und dröhnt leider auch an einigen Stellen.
Martialische Drums bekommt der geneigte Hörer daraufhin beim passenden Titel "Endless War" zu hören. Darüber hinaus sorgen auch noch dumpfe Sequenzen für eine Spannungs-treibende Atmosphäre. Die Vocals kommen zunächst etwas schwach zur Geltung, breiten sich im Laufe des Tracks jedoch immer weiter aus und liefern an Hand des Gesamtgemisches eine unruhige, jedoch bestimmt imposante Nummer!
Zuletzt gibt es mit "Redshift" noch ein sonderbar, noisiges Outro welches stilistische zwischen Dark Ambient und Industrial wechselt. Kann man machen.

Fazit:
Das Öhm-Nachfolgeprojekt OHMelectronic liefert mit dem neuen gleichnamigen Album eine gesunde Mischung der guten, alten kanadischen Electro-Industrial-Schule. Tendenziell kann man davon ausgehen, dass man mit diesem Album bekommt was der Hörer erwartet hat. Dennoch haben sich so einige neue Stilistiken, die man so von den Protagonisten noch nicht kannte breit gemacht. Die Front Line Assembly-Einflüsse scheinen etwas verschwunden zu sein, dafür hat man hier eine gehörige Portion Nine Inch Nails drauf gepackt. Desweiteren können sich Freund von Full Contact 69 mit der dargebotenen Stilistik bestimmt ebenfalls anfreunden. Nichts desto trotz schien das Album nach einem starken Einstieg mit der Zeit etwas schwächer zu werden und trotz Abwechslungsreichtum und Spannung aufbauenden Tracks fehlt es hier streckenweise etwas an  Feinschliff und an der explosiven Würze. Der Fokus liegt stark an gesprochenen Vocals und hätte etwas mehr saubere Instrumental-Anteile vertragen können. Prinzipiell jedoch dennoch eine runde Sache!

Lieblingstrack: Uppercut

Bewertung: 7(,5)/10

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