02.05.2019

Download ‎– Unknown Room


Genre: Industrial, Glitch, IDM, Breakbeat
Release: 2019
Homepage: http://www.subconsciousstudios.com/download/

Kaum eine Band konnte im Dark Electro so viel Einfluß und einen hohen Bekanntheitsgrad erzielen wie das kanadische Projekt Skinny Puppy. Die Historie dieser Band lässt auf eine lange Geschichte, welche auch einiges an Tragödie erfahren musste, zurück blicken. Die solide Konstante bestand jedoch stets darin, dass die beiden Protagonisten cEvin Key & Nivek Ogre der feste und hauptsächliche Bestandteil dieses Projekts sind und beide Soundtüftler lieferten in der Vergangenheit bereits einiges an kunstvoll gestalteten Veröffentlichungen ab. Ebenfalls sind beide auch mit Solo-Projekten aktiv. Während sich Nivek in letzter Zeit hauptsächlich ohGr gewidmet hat, hat cEvin die letzten paar Jahre dem Anschein nach an einem Download-Album gearbeitet. Auch mit diesem Projekt sind in den letzten 25 Jahren bereits acht Alben erschienen, wobei das letzte nun bereits sechs Jahre zurück liegt. Lingam lieferte zuvor eine verstörend, verträumte Mischung abstrakter Klangkunst und auch Unknown Room scheint in Anbetracht des künstlerisch gestalteten CD Covers und der schrägen Titel wieder einiges an Interpretationsspielraum zu. Das Album beinhaltet neun neue Tracks mit knapp einer Stunde Spielzeit und ist wie gehabt beim kanadisch renomierten Label Artoffact Records auf Vinyl, CD & digital erhältlich. Man darf also wieder mal gespannt sein, was die Modularsynthese in den letzten Jahren so hergegeben hat!

"calling Monster island" beginnt sogleich mit Glitch-behafteten Sequenzen und experimentellen Loops, die eine weirde und zugleich minimalistisch anmutende Klangsphäre schaffen. Hier schrillt und quietscht es aus allen Zonen der binauralen Wahrnehmung. Die Faszination dieses Tracks liegt vor Allem darin behaftet, dass die Bühne sehr verspielt ist und nicht nur an einem Fleck zu verharren scheint. Aphex Twin lässt grüßen. Hinzu kommt noch, dass dieser Track wirklich sauber und facettenreich abgemischt wurde. Je mehr man sich auf diese Klangsphäre einlässt umso mehr scheint sie einen in psychedelische LSD-Welten zu entführen.
Ein Sampler und ein grooviger Beat lassen "Gaslighter" mit einer imposanten Klangästhetik weiter machen. Hier mischen sich mehrere Stilistiken wie Dub, Breakbeat & Glitch und sorgen so für ein innovativ designtes Klangbild. Vor Allem die sich streckenweise dezent einbringenden Effekte in Anbetracht der atmosphärisch weiten Flächen liefern ein anmutiges Spektrum. Sehr künstlerisch umgesetzt das Ganze!
"Happy Tribe Conspiracy" klingt wie der schräge Titel schon andeutet relativ fröhlich und konzentriert sich auf einige verträumte Sequenzen und sphärische Klänge, während Glitches und ein clubbiger Beat für eine tanzbare und experimentierfreudige Nummer sorgen. Diese Mischung aus Minimal Electro und IDM formen aus diesem Song einen melodisch gekonnt umgesetzt und professionell abgemischten Track auf den man sich gut einlassen kann!
Deutlich dunkler und schwerer macht daraufhin "tuFF paws" weiter. Hier kommen zusätzlich zu den verquer ansetzenden Breakbeats noch einige Drone-Elemente hinzu, welche sich vor Allem auf einer Bass-lastigen Ebene befinden. Wobei sich das Klangbild auch wieder in eine vermehrt melancholische Richtung mit Anbeginn der Delay-behafteten und grandios harmonierenden Sequenzen hin bewegt. Eine wirklich tolle Nummer mit einem hohen musikalischen Tiefgang. Gekonnt ist gekonnt!
"DUGaDUGa" wird ebenfalls seinem Namen gerecht, so klingt der Beat tatsächlich nach einem Duga-Duga. Zusätzlich möchte man meinen einige afrikanische Percussion-Elemente zu vernehmen. Das abwechslungsreiche und innovativ inszenierte Klangbild wird weiter verstärkt durch sich gut einbringende Glitches, einer dunklen Bassline sowie verspielter Effekthascherei. Auch diese Nummer besitzt einen coolen Flow, wirkt streckenweise jedoch etwas stockend. Kreativ ist es trotzdem.
Mit minimalistischen und stockenden Drumloops legt auch "GUI goats" nach. Zunächst scheint sich der gesamte Track auf diese Elemente zu konzentrieren, weist in seinem weiteren Verlauf jedoch ein imposantes Arrangement, welches sich aus weitflächigen Bässen, einer verspielten Geräuschkulisse und unterschwelligen Samples gekonnt zusammensetzt. Schwer zu greifen, jedoch spannend aufbereitet.
Etwas ruhiger und strukturierter wirkt von Beginn an der ebenfalls abwechslungsreich gehaltene Dark Electro-Song "23 Years". Hier wird man Zeuge wie schön sich atmosphärische Pads mit gekonnt einsetzenden Breakbeats und verspielten Effekten paaren lassen. Eine äußerst anmutige Nummer, die angenehm erklingt und von Anfang bis Ende für ein wohliges Gefühl sorgt.
Mit loungig, jedoch verstörenden, Club-Beats legt "Takadanobaba" nach. Diese werden begleitet von stark gefilterten Synth-Flächen und effektreichen Sequenz-Ansätzen. Einige spacige Geräusche und eine Erweiterung der Drumloops sorgen noch für ein wenig Abwechslung. Trotz der erneut weriden Ansätze wirkt das Ganze überaus melodisch und hörbar, was man auch erstmal so hinkriegen muss. Streckenweise jedoch etwas zu monoton das Ganze.
zu Guter letzt folgt mit "check the Closet" eine vergleichsweise sogar eher härtere Nummer, die sogar einige EBM-Ansätze aufzuweisen hat. Das liegt zum einen an der Vielzahl unterschiedlicher Percussions, als auch an der straighten Bassline welche sich gekonnt mit melodischen Ansätzen formvollendet kombiniert. Ebenfalls eine cool umgesetzte Nummer, die von Anfang bis Ende einen in klanghafte Sphären mit reißt.

Fazit:
Mit dem hier zu Grunde liegenden neunten Studioalbum beweist cEvin Key ein ums andere mal, dass er ein Meister seines Fachs ist. Unknown Room ist ein äußerst abwechslungsreich gestaltetes Album und beinhaltet eine Menge klanglicher Facetten und raffinierter Ideen. Diese wurden trotz der Glitch-behafteten und streckenweise verqueren Spieleieren äußerst harmonisch umgesetzt und liefern von Anfang bis Ende grundsolide Songs, welche über ihre gesamte Dauer und trotz des Entfalls von Vocals nicht langweilig werden! Download schafft es mal wieder die Hörerschaft durch innovative Ideen zu begeistern und auf eine psychedelische Gedankenreise mitzunehmen. Das Ganze ist natürlich nur möglich, wenn man auch ein Verständnis für modulare Klangsynthese aufbringen kann und weiß wie sich maschinelle Töne am besten verschalten lassen. Aus dem Grund einen großen Respekt an dieses tolle Gesamtkunstwerk!

Lieblingstrack: Gaslighter

Bewertung: 9(,5)/10

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