Genre: Dark Electro, Harsh Electro, Industrial
Release: 2019
Homepage: http://www.iceages.info/
Der Projektname Ice Ages wird vermutlich nur wenigen Leuten etwas sagen, dafür sind das Gothic-Projekt Die Verbrannten Kinder Evas sowie die Folk/Black Metal Band Summoning deutlich geläufigere Begriffe. Wo die diesbezüglichen Zusamenhänge zu finden sind? Hinter all diesen Bands & Projekten steckt Mastermind Richard Lederer. Das Multitalent ist auch mit seinem Electro-Sidekick Ice Ages bereits seit Mitte der 1990er Jahre aktiv, trat damit jedoch nur selten in den Vordergrund. Da es jedoch nie wirklich im Fokus stand gehören längere Pausen bei diesem Projekt zum guten Ton. Bislang sind mit größeren Abständen drei Alben erschienen, wobei "Buried Silence" nun schon elf Jahre zurück liegt. Mit Nullify erblickt nun Album Nummer vier das Licht der Welt und ist darüber hinaus das erste, welches unter eigener Hand rein digital vom Künstler vertrieben wird. Mit acht Tracks ist dieses nicht besonders groß, dafür weisen sämtliche Tracks vertrauterweise eine üppige Länge auf. Zeit das Ganze mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Es geht sofort los mit dem gleichnamigen Albumtrack und Lead-lastigen Synth-Sequenzen, die mit recht überspitzten Stereo-Effekten ins Trommelfell gelangen. Bass-lastige Pads sowie verschrobene, schief klingende Drumloops ergänzen sich ins Klanggemisch. Die Vocals weisen einen recht hohen Distortion-Anteil auf und erinnern etwas an Plastic Noise Experience. Die weiteren nachhallennde Lead-Melodien wirken leider recht einfallslos und von einem guten Mix kann man hier leider nicht sprechen, da der gesamte Track ziemlich dröhnt. Die Sawtooth-Lastigkeit über fast alle Spuren wirkt auch etwas störend.
Das Tempo nimmt daraufhin mit "Empty Shrine" etwas ab. Die Stereo-Effekte bleiben und der Mix bleibt weiterhin recht grob. Allerdings wirken die Bass-lastigen Elemente in Kombination mit den abwechslungsreich gestalteten Lead-Melodien sowie den ambitionierten Drum-Beats deutlich besser. Der Track nimmt eine lange Vorlaufzeit an und entfaltet sich erst zur Mitte hin zu voller Größe. Positiv fallen hier besonders die verzerrten Vocals ins Gewicht.
An der Tonalität der Lead-Synths ändert sich auch von Beginn an bei "Reunion" nicht viel und spätestens hier sind die überschwänglich aktiven Stereo-Effekte deutlich zu viel des Guten. Der langgezogene Wave-Pad wirkt leider etwas lieblos und auch die Vocals liefern sehr störende Anteile. Mit weiteren schrägen Sawtooh-Elementen setzt der Track seinen recht einfallslosen Lauf weiter fort und schafft es nur mit gelungenen Drum-Anteilen den Hörer etwas zu beglücken. Im Großen und Ganzen aber leider ebenfalls eine recht schwache Nummer.
Deutlich entspannter setzt "Chasm" mit sanftmütigen Synth-Akkorden und Ritual-Drum-Elementen weiter an. Diese Nummer weiß von Anfang an deutlich besser zu überzeugen als vorherige Tracks und schafft es eine anmutige Dark Electro-Atmosphäre zu erzeugen, die mit kreativen Elementen beseelt ist. Der Vocal-Einsatz erinnert dabei stark an Fix8:Sed8 und bringt eine nachdenkliche Atmosphäre zur Geltung. Na bitte, geht doch!
"Death Parade" setzt dagegen wieder auf verzerrte Sawtooth-Leads, Stereo-Effekte und plumpe Drumbeats. Das wird alles zusätzlich noch mit fiepsigen Melodien versehen und wirkt somit wie eine billig erzeugte Produktion eines Suicide Commando-Tracks. Die Vocals treten hier darüber hinaus viel zu penetrant in den Vordergrund.
"Lost" schließt darauf an und konzentriert sich dem Anschein nach auf eine gleich bleibende Tonalität und dem Verharren auf der gleichen Soundebene wie zuvor schon. Einzig die sich einbringenden Wave-Pads sowie die abwechslungsreiche Drum-Gestaltung schaffen es hier ein besseres Klangbild zur Geltung zu bringen. Diesmal bleiben hier Vocals aus, was dem Track jedoch ganz gut steht.
Industrial-lastig mit der darauf folgende "The Wheel" mit düsteren Klängen und komplexen Frequenzgemischen weiter. Das klingt gar nicht mal so verkehrt, denn liefert es eine wilkommene Abwechslung zu dem Sawtooth-Stereo-Effekt-Überschuß der meisten Songs auf diesem Album. Auch die Vocals kommen hier gut zur Geltung. Schöne Nummer!
Den Abschluß macht daraufhin "Forsaken" und lässt noch mal Nintendo-artige Synth-Leads zur Geltung bringen. Die Vocals sind hier wieder etwas übersteuert und dröhnen leicht. Der weitere Verlauf des Tracks ist etwas abwechslungsreicher, dennoch bleibt auch dieser sehr schwach abgemischt. Hier sind es die Melodie-Anteile und die Drums, die noch etwas überzeugen können.
Fazit:
Leider muss ich zugeben, dass ich schon lange kein so schwaches Electro-Album mehr gehört habe. Hier stimmt vieles Nicht. Die Lead-Synths wirken oft sehr einfallslos, es wird mit Stereo-Effekten übertrieben, die auch allesamt gleich klingen. Die Tonalität bleibt oft unverändert, der Mix fällt sehr schwach aus und die Vocals übersteuern gerne mal. Der Vocaleffekt an sich ist jedoch recht gut gewählt, einige Melodien klingen eingägig und auch die Drums scheinen etwas Abwechslungsreichtum an den Tag zu bringen um auch mal positive Auffälligkeiten zu nennen. Doch leider ist der Gesamtmix des gesamten, tonal recht iddenlosen Albums so schwach, dass es nur aufmerksamen Hörern auffällt. Schade, vielleicht sollte der Künstler doch lieber beim Black Metal bleiben. Die Produktionen von Summoning klingen nämlich deutlich anspruchsvoller.
Lieblingstrack: Chasm
Bewertung: 3(,5)/10
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