Genre: Industrial, Dark Electro, Dark Techno
Release: 2019
Homepage: http://www.sylker.net/
Electro-Projekte gibt es heut zu Tage wie Sand am Meer und man muß die Spreu vom Weizen schon trennen um den Durchblick zu behalten. Ein neues Projekt kann immer einen frischen Wind in die Szenelandschaft bringen oder aber auch das was bereits hundert andere davor gemacht haben nochmal durchkauen. Bei Sylker treffen zwei aus Frankreich stammende Elektronik-Tüftler aufeinander, die bereits mit ihren Solo-Projekten Soul Stalker & Sylvgheist Maelström einiges an Erfahrung nachweisen dürfen, jedoch nie aus dem Underground heraus traten. Die beiden Künstler Julien & Vincent treffen bei diesem avantgardistischen Projekt zusammen um ihre Vorliebe für elektronische Klanggestaltung auf eine moderne und, im Gegensatz zu ihren Solo-Projekten, doch etwas härtere Art und Weise zum Besten zu geben. Nachdem die beiden Künstler nun bereits seit zehn Jahren miteinander kollaborieren wurde es auch endlich mal Zeit für eine erste Album-Veröffentlichung, welches sich gleichnamig zum Projekt liest. Das Album wurde kürzlicher unter eigener Hand digital veröffentlicht und beinhaltet neun Songs mit insgesamt knapp einer dreiviertel Stunde Spielzeit. Zeit das Ganze mal genauer unter die Lupe zu nehmen!
"Losing My Mind" sorgt mit dröhnenden Bass-Flächen und noisigen Sequenzen zu Beginn bereits für eine düstere Industrial-Atmosphäre. Durch Breakbeat-lastige Sequenzen, röchelnde Vocals sowie eigensinnigen Klangspielereien gewinnt der Track zunehmend an Komplexität. Die im belgischen Stil zum Besten gegebenen Vocals erfahren dabei einen starken Delay, während der Instrumental-Teil äußerst wirr aufeinander abgestimmt ist. Ein experimenteller und interessanter Sylker-Einstieg.
Mit stark detunten Distortion-behafteten Industrial-Pads sowie Flanger-getriggerten Sequenzen und Tribal-lastigen Drum-Parts sorgt "Crack" ebenfalls für eine schöne Drone-lastige und düstere Atmosphäre. Der Song erinnert in seiner Grundstruktur etwas an Dive und liefert streckenweise gekonnt abgemischt sehr deutliche Proppelerhead Reason Sample-Patches. Die Vocals verhalten sich analog zu vorherigem Track und sorgen innerhalb eines komplexen, wirren Soundgemisches für einen interessant abgestimmten Song.
Mit tanzbaren Breakbeats sowie Reverb-behafteten Bell-Samples liefert "I Gave You" von Beginn an ein äußerst imposantes Klangbild ab. Auch hier erinnern Aufbau des Songs sowie die Vocal-Elemente sehr stark an Dirk Ivens. Zur Mitte hin gewinnt das Ambiente durch noisige Pads und abwechslungsreiche Effektspielereien nochmal zusätzlich an Würze.
"No Noise" beginnt daraufhin recht gemächlich und konzentriert sich in erster Linie auf integrierte Effekte sowie sequenzielle Modular-Spielereien. Die Vocals kommen düster und kräftig zur Geltung und integrieren sich sporadisch ins wirre Klangkonstrukt. Auch diese Nummer ist auf seine ganz eigene Art recht erlebnisreich und sorgt dafür, dass die Spannung Aufrecht gehalten wird. Freunde von Projekten wie Vomito Negro & Seven Trees können hier schnell gefallen daran finden.
Mit mysteriösen, Industrial-behafteten Lead-Synths, tanzbaren Breakbeats sowie groovigen Tribal-Bässen liefert "Killed" ein innovatives Klangbbild ab, dessen Einflußreichtum gekonnt ineinander übergeht. Hier zischt und surrt es an allen Ecken, die Vocals kommen dabei im Klangstabil-Stil stark zur Geltung und liefern darüber hinaus eine recht eigensinnige Struktur ab. Coole Nummer.
Bei "Your Leader" wird es zunächst wieder etwas verwobener. Experimentelle Drum-Sequenzen sowie hochtönige Lead-Sphären gehen experimentell ineinander über. Industrial-lastige Effekte begleiten den Track. Die Vocals gliedern sich hier jedoch nicht so harmonisch hinzu und treten streckenweise eher als störendes Element in Erscheinung. Eine vergleichsweise leider etwas schwächere Nummer.
"The Light" verfolgt einen ganz anderen Ansatz und spielt hier vermehrt mit noisigen Sequenzen und wobbelnden Algorithmen. Experimentell zischende Laute und rhythmische Beats versuchen dabei Hand in Hand zu gehen und hängen den Hörer dabei schnell ab. Der Track pumpt recht stark und wirkt dabei etwas überkomprimiert, während die Vocals eher eine Nebenrolle spielen. Darüber hinaus erklingen die sich zusätzlich ergänzenden Melodie-Sequenzen im Gegensatz zum restlichen Instrumentalteil recht unharmonisch, so dass der geneigte Hörer nicht wirklich darauf schließen kann ob es sich dabei um Absicht handelt oder nicht.
Der darauf folgende "Rule The World" versteht sich auch eher als spacig atmosphärischer Dark Ambient-Track mit einer Menge Reverb/Delay-Anteilen. Die Sprachvocals sowie die zusätzlich dröhnenden Sequenzen hätten etwas besser abgemischt werden können, was der psychedelischen Atmosphäre dieses Songs jedoch evtl. geschadet hätte. Eine äußerst verträumt, verstörende Nummer die durch eigensinnige Tonalität einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Den Abschluß macht dann noch ein Song mit dem Titel "Hate Yourself", welcher zunächst etwas entschläunigend beginnt, jedoch nach kurzer Zeit in Anbetracht der sich zurückhaltenden Beats sowie der wirren Klanggestaltung etwas mehr an Fahrt gewinnt. Die leicht verzerrten Vocals und Tontalitäten kommen dabei stark zur Geltung. Diese Nummer verfolgt einen coolen Ansatz, als Hörer muss man sich jedoch erstmal darauf einstellen.
Fazit:
Bei dem hier vorliegenden gleichnamigen Debut-Album von Sylker handelt es sich tatsächlich um eine recht innovative, neue Projektumsetzung welche man in dieser Form nicht alle Tage zu hören bekommt. Es werden starke Industrial-Anteile gekonnt in eine düstere Atmosphäre gepackt, bei dem eine komplexe Klanggestaltung an der Tagesordnung steht. Etwas schwer erreichbar für den Hörer ist das Ganze jedoch besonders dadurch, dass die Tonalität nicht immer harmonisch aufeinander abgestimmt ist und das Mastering in Anbetracht vergleichbarer Produktionen doch relativ schwach ausfällt. Was vor Allem interessant ist, ist das Wechselspiel zwischen erkennbaren VST-Instrumenten sowie modularen Anteilen. Die Tracks sind alle äußerst experimentell in Szene gesetzt und liefern auch in Kombination mit den dunklen, Effekt-behafteten Vocals ein eigensinniges Klangbild mit Wiedererkennungswert ab. Freunde gängiger Industrial- und Dark Electro-Projekte wie Dive, Vomito Negro, Seven Trees & Klangstabil können schnell Gefallen an diesem Album finden.
Lieblingstrack: I Gave You
Bewertung: 7/10
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