Genre: Synth Wave, Snyth Pop, EBM, New Beat, Italo Disco
Release: 2019
Homepage: https://web.facebook.com/blacksundreamer
Viele Leser wissen, dass dieser Blog gerne ein Auge auf die besonderen und eher seltener umworbenen Releases wirft. Bei dem hier vorliegenden Künstler-Kollektiv Black Sun Dreamer, welches aus Polen stammt und Zusammensetzung nicht ganz klar ist, handelt es sich um eines dieser deutlich unbekannteren Projekte. Polen hatte in den 1980ern ihre ganz eigene New Wave-Bewegung, welche auf eine melancholische und sentimental mystische Art und Weise gelernt hat mit skurrilen Klängen umzugehen. Diese Philosophie wurde über die darauf folgenden Jahrzehnte hinweg in dem Land, welches schon viele kreative Köpfe und tiefgründige Musiker das Licht der Welt erblicken ließ, weitergelebt. Das hier nun vorliegende Album ist nach dem 2017 erschienen Debut Adjustment Disorder das nun zweite Studio-Album des Projekts und hört auf den etwas brachialer klingenden Titel Post-Traumatic Stress Disorder. Das Projekt selbst vermischt unterschiedliche Genre und Einflüße und schaffte es mit dem Debut einen ganz eigenen Stil zu entwickeln, welcher positiv in Erinnerung geblieben ist. Wie für die Wave-Szene typisch erscheint das Album ausschließlich auf Kasette, kann jedoch auch digital gehört und erworben werden. Es beinhaltet elf neue Tracks, ein schlichtes Cover-Artwork und wurde von keinem geringeren als Thomas P. Heckmann gemastert. Genug Gründe sich das Ganze mal genauer anzuhören.
"The Good Fight" macht den Anfang mit Hat-lastigen Elementen und 1980er Jahre typischen Synth-Sequenzen sowie einer Akkord-Gitarre. Ein straighter Beat sorgt für einen tanzbaren Rhythmus, während Bass-lastige Synths und Lead-Melodien das Gesamtbild abrunden. Das Ganze klingt tatsächlich sehr Retro und liefert einen guten Einstieg in ein doch recht vielversprechendes Album.
Mit Trance-lastigen Synth-Akkorden und melancholischen Pads sorgt "Virtues" für eine eher gedämpfte Stimmung. Die Drum-Elemente haben dabei leicht etwas Italo Disco-lastiges, ergänzen sich jedoch ganz gut mit den Sound Samples und den übrigen Klängen. Der Track klingt schön abgerundet und weiß mit einer abwechslungsreichen Klanggestaltung zu überzeugen.
Im Gegensatz dazu beginnt "Control" eher verträumt und gemächlich. Setzt nach wie vor auf Vocal Samples, liefert einen cleanen Sound, auch wenn die Drums hier etwas zu dick auftragen, und schafft es gut eine Retrospektive zum Besten zu geben. Im Fokus stehen dabei melodiöse Synth-Sprünge und ein melancholisches Gesamtbild, welches sich wie ein seidener Faden über den gesamten Track zieht. Trotz dauerhafter Monotonie hört man sich dies gerne bis zum Schluß an.
"Future" lautete 2016 die erste Single des Projekts, hier bekommt der Hörer eine gekonnt inszenierte Fortsetzung dessen zu hören. Diese hat stark Italo Disco-lastige Drum-Elemente, spielt jedoch gekonnt mit unterschiedlichen Bass- und Lead-Synths und schafft es eine Art düsteres Miami Vice-Klangbild zum Besten zu geben.
Mit "Intervention" bleibt es zunächst mysteriös und Oldschool-lastig. Ein dicker Beat sorgt für nickende Köpfe und, nachdem eine ebenfalls fette Bassline sich gekonnt ins Gesamtwerk eingliedert sowie abwechslungsreiche Samples den Song weitergeleiten, ist die Mischung perfekt. Ein schöner Bastard zwischen Synth Wave & EBM, welcher auf ganzer Strecke zu überzeugen weiß.
Melodiös geht es mit "Old Bitterness" weiter. Das Tempo bleibt relativ gleich, das Klangbild wirkt hier jedoch etwas verträumter und Cold Wave-lastiger. Die Drums sind verspielt und liebevoll arrangiert, während straighte Sequenzen die tanzbare Struktur entsprechend ausweiten. Auch dieser Track ist schön inszeniert und weiß unterschiedliche Klangfacetten passend ineinander zu verstricken. Auch die Flanger-behafteten Reverb-lastigen Gitarren-Elemente gliedern sich gut ein.
Mit atmosphärisch düsteren Pads und einer entsprechenden Bassline setzt "Comfort" noch einen oben drauf. Chor-lastige Atmosphäre-Klänge und dezente Lead-Sequenzen wissen mit Synth Wave-Beats von Beginn an zu überzeugen. Die Nummer ist ebenfalls schön abgemischt und bringt die relevanten Klangelemente gekonnt auf den Punkt. Auch dies macht auf Grund seines tonalen Variationsreichtum eine Menge Spaß.
Der darauf folgende "Strength" beginnt recht dezent, sorgt jedoch mit einigen verqueren Klängen und starken Gitarren-Riffs für eine willkommene Abwechslung. Ebenfalls recht schwer und melancholisch in Szene gesetzt sorgen in erster Linie die Drum-Elemente für ein tanzbares Arrangement und liefern zusammen mit den Melodien eine starke Gesamtnummer ab! Schönes Ding!
"Lipstic Marks" beginnt etwas experimenteller, tranciger und erfreut sich an einem gewissen Effekt-Reichtum. Die Leads stechen dabei zunächst etwas zu stark heraus, werden nach kurzer Zeit jedoch von dicken Bass-Beats überlagert. Darüber hinaus ergänzen sich auch hier wieder verinzelte Vocal Samples und atmosphärische Soundflächen gekonnt hinzu. Etwas schwächer als die vorherigen Nummern, aber dennoch gut.
Der darauf folgende "What Else Is There" scheint auf der gleichen Tonlage zu beruhen wie vorheriger Song und auch die Tonfolge ändert sich nur geringfügig. Das Tempo ist etwas geringer und es wird etwas mehr mit Pads und Drum-Elementen hantiert. Eine schwere und dunkel gehaltene Nummer, die sich allerdings nicht sonderlich von der vorherigen unterscheidet und dadurch das Gesamtbild des Albums etwas abflachen lässt.
Den Abschluß macht dann noch "Surrender" mit einer zunächst bedrohlichen FM-Synthese sowie spannungsgeladenen Drum-Elementen. Eine dicke Synth Wave-lastige Bassline sowie eine snappy Snare sorgen für ein tanzbares Gesamtbild, während atmosphärische Klangflächen den Dunkelheitsfaktor erhöhen. Schön fallen auch vereinzelte Lead-Melodien auf. Eine runde Sache!
Fazit:
Das Projekt Black Sun Dreamer kann sich auf jeden Fall auch mit dem hier vorliegenden Album sehen und hören lassen. Post-Traumatic Stress Disorder ist ein ebenso kreatives Gesamtwerk wie es der Vorgänger war und weiß durch Variationsreichtum und einer Vielzahl verschiedener Einflüße sogar noch etwas besser zu überzeugen. Ein klarer Unterschied bei diesem Album zum Vorgänger ist der komplette Wegfall Vocoder-verzerrter Gesangseinlagen. Dafür wird auf eine Vielzahl von Film Scores und Samples zurück gegriffen, welche eine cineastische Atmosphäre erzeugen. Als Kritikpunkt könnte man anmerken, dass sich einige Tracks doch zu stark ähneln und viele Elemente auch etwas arg monoton gestaltet wurden. Allerdings ist das Mixing und Mastering wirklich sehr gelungen und schafft es ein schönes Soundtrack-artiges Album im John Carpenter-Stil zum Besten zu geben, welches man sich gut und gerne von Anfang bis Ende anhört.
Lieblingstrack: Intervention
Bewertung: 9/10
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