Genre: EBM, Synthwave
Release: 2019
Homepage: https://www.facebook.com/human.steel/
Aus Polen kommt in Richtung EBM bekanntlich nicht viel, aber wenn dann hat es Hand und Fuß! So auch das Projekt Human Steel, welches mit dem hier vorliegenden Album nun schon fast sein zehn jähriges Jubiläum feiert. Nachdem bereits die Vorgänger "Crankshaft Crash" & "Year01" stark überzeugen konnten und das Projekt auch Live eine Menge her macht gibt es umso mehr Grund zur Freude, dass mit Invaders klammheimlich Album Nummer drei kürzlich veröffentlicht wurde. Das Projekt tut sich nach wie vor recht schwer einen hohen Bekanntheitsgrad zu erreichen, braucht sich jedoch in Hinsicht auf die bisher gelieferte Musikqualität keineswegs zu verstecken. Es kam daher bis dato noch kein stabiler Label-Vertrag zu Stande, somit erscheint dieses Album unter eigener Hand und kann direkt bei Mastermind Lindey Lindstorm via Bandcamp erworben werden. Invaders stellt mit neun darauf befindlichen Tracks und vier Live-Aufnahmen das das dritte Studio-Album dar, welches mit einem darauf abgebildeten Insekt eine passend gewählte atmosphärisch, melancholische Cover-Optik darstellerisch präsentiert. Zeit das Ganze mal genauer unter die klangliche Lupe zu nehmen!
"Radar" beginnt mit einer relativ bekannten Countdown-Stimme, während nach kurzer Zeit eine ziemlich harte und schroffe EBM Bassline straight nach vorne prischt. Die Drumloops durchlaufen den Song mit klassischen 140bpm geradlinig straight und variationsarm. Die Vocals beginnen zunächst recht zurückhaltend, entfalten sich jedoch gekonnt im Refrain. Die Nummer ist potenziell im Vergleich zu dem was man von der Band eigentlich gewohnt ist leider etwas schwächer. Mehr abwechslungsreiche Feinheiten hätten hier nicht geschadet.
Etwas mehr an Fahrt nimmt "Sniper No. 6" auf. Die schnelle Bassline erinnert dabei etwas an Cat Rapes Dog, während minimalistische Drumloops einen tanzbaren Ansatz verfolgen. Lead-Melodien und starke Vocals gehen im weiteren Verlauf gut ineinander über. Die notwendige Abwechslung erhält der Hörer während den gelungenen Breaks. Lindey ist in der Tat ein großartiger Sänger, der gesamte Track hätte jedoch noch einen feineren Mix vertragen können. An sich aber eine starke Nummer!
Eine dicke Portion straight forward EBM bekommt der Hörer dann von Beginn an mit dem gleichnamigen Albumsong daraufhin zu hören. Der Song liefert ein klassisches Arrangement, auch wenn sich hier eine etwas dunklere Hauptsequenz kräfitger ergänzt hätte, da der Ansatz doch recht melancholisch klingt. Die Vocals kommen gut und die Drumloops sind diesmal mit mehr Abwechslung gesegnet. Die sich integrierenden Wave Pads ergänzen sich jedoch auch gut hinzu und sorgen für ein schönes Kontrastprogramm während des gesamten Tracks.
Die vermisste, dunkle Hauptsequenz wird mit einer ziemlich fetten Bassline und dem darauf folgenden "Drones" ergänzt. Diese Nummer beginnt recht bedrohlich und spannt den Hörer zunächst auf die Folter. Es folgen noch lang gezogene, atmosphärische Flächen sowie dunkle, verzerrte Vocals was äußerst cool wirkt. Der Song versprüht auf seine dunkle, emotionale Art und Weise etwas bedrohliches und ist hervorragend inszeniert. Die Dark Electro Ansätze stehen dem Projekt gut!
Daraufhin wird es mit "Control Room" und gleich bleibender Tonalität wieder zunehmend tanzbar. Die poppige Bassline sowie straighten Drumbeats ergänzen sich gekonnt hinzu, während einzelne Leads für ein paar melodiöse Einlagen sorgen. Auch hier stimmt vieles, aber auch hier hätte ein besseres Mastering den Song klanglich noch etwas abgerundet! Man hat es jedoch mit einer sehr schönen EBM Nummer zu tun!
Mit dem lustigen Titel "Sturmen Tanz" geht es ebenfalls ordentlich zur Sache. Der Track hat in Hinblick auf die snappy Snare sowie der nachhallenden Atmosphäre schon beinahe etwas waviges und liefert mit den witzigen, deutschen Vocals schon etwas schräges. Dies geht dennoch gut ineinander über und macht trotz oder gerade wegen seiner Einfachheit über weite Strecken Spaß.
"Welder's Dream" beginnt mit tiefer FM-Synthese und Einzeltönen, welche erst ihre Richtung finden müssen. Die Gesänge kommen gut und nachhallend zur Geltung, während noch einige Effekte und schräge Melodien für eine verschrobene Soundkulisse sorgen. Einer der kreativeren Songs dieses Albums, der sich elementar adaptiv zusammensetzt.
Dynamisch geht es mit "Cyber Brainwash" weiter. Auch hier sind wieder eine digitale Sequenz sowie tanzbare Drums die Kern-Elemente. Was besonders positiv hervor sticht sind Wave-Pads sowie klanghafte Effekte, die sich gemächlich hinzu ergänzen. Der Song kommt ganz ohne Vocals aus und liefert eine schöne Cyberpunk Atmosphäre!
Schräger setzt daraufhin der daraufhin letzte Track "Cement, Plastik Und Stahl" an. Hier wirkt die monotone Hauptsequenz etwas zu monoton, so dass Leads und Effekte schnell untergehen. Das Ganze wirkt auf diese Art und Weise leider zu aufgesetzt und plastisch. Die hier auftretenden deutschen Vocals sind ebenfalls recht einfach gestrickt und gliedern sich als zusätzlich arrangiertes Element mit ein. Interessant sind auch hier vor Allem wieder die Synthwave-Melodien.
Daraufhin kann man sich noch über Live-Varianten von "Behind The Walls", "Steel And Hammer", "Warning" & "Outer Space" freuen.
Fazit:
Leider muss man sagen, dass Invaders nicht das beste Album des Projekts ist und auch nicht an den Vorgänger "Year 01" heran kommt. Das liegt in erster Linie daran, dass dem Hörer hierbei etwas zu wenig Abwechslung geboten wird und dem Mixing die nötige Würze fehlt. Was nach wie vor gilt ist, dass Lindey Lindstorm ein hervorragender Sänger ist und auch auf diesem Human Steel Album gut zur Geltung kommt. Darüber hinaus befinden sich ebenfalls einige schöne Besonderheiten, die auf Einflüsse aus dem Dark Electro & Synthwave schließen können. Das Problem an den meisten Tracks liegt vermutlich daran, dass einzelne Elemente etwas organischer hätten ausfallen können, was vor Allem im Rahmen der Drumloops auffällt. Somit sticht die Hauptsequenz oft etwas zu penetrant hervor, so dass atmosphärische Elemente oft dabei untergehen. Nichts desto trotz handelt es sich jedoch auch hierbei um ein solides EBM Album und beinhaltet einige imposante Nummern.
Lieblingstrack: Sniper No. 6
Bewertung: 7/10
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