Genre: Dark Electro, Electro-Industrial, EBM, Synth Wave
Release: 2019
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Innerhalb kürzester Zeit hat sich der Underground-Künstler Mark Rydyger mit seinem Hauptprojekt Holon in die Herzen der Synth Wave, Electro-Industrial und Dark Electro-Gemeinschaften katapultieren können. Obwohl dieses Projekt bereits seit Mitte der 2000er existiert, startete der Klangtüftler erst die letzten zwei bis drei Jahre so richtig durch und veröffentlichte ein großartiges Album nach dem anderen. Sein bisheriger Stil ist klar orientiert an nordamerikanisch komplexe Klangspielereien á la Front Line Assembly, was auch nicht wundert, da Mark selbst aus Toronto, Kanada, stammt. Darüber hinaus können auch Freunde der aktuellen Synth Wave-Welle Gefallen daran finden. Unermüdlich bastelte der Kanadier in den letzten Monaten anscheinend an weiteren Soundscapes, denn klammheimlich wurde unter dem Pseudonym Sylac ein neues Solo-Album kürzlich von ihm veröffentlicht. Der Grund für eine namentliche Abgrenzung zu Holon erschließt sich aktuell nicht, denn das Artwork sieht nach wie vor futuristisch verträumt, wenn auch etwas technoider, aus. Das Debut-Album Survival Mechanism wurde frei zugänglich unter haueigenem Label Subatomic Audio digital veröffentlicht und umfasst zwölf neue Tracks mit einer Spielzeit von etwa einer Stunde. Ob Sylac genauso überzeugen kann wie Holon muss sich jedoch noch heraus stellen.
Mit weitläufigen Klangsphären und technoiden Effekten geht es mit dem gleichnamigen Albumsong los, während nach kurzer Zeit eine dezent anmutende Synth-Sequenz sich langsam an den Hörer heran schleicht und von einer weiteren überlagert wird. Die Drum-Anteile bauen sich ebenfalls stückweise im weiteren Verlauf des Songs ins Arrangement mit ein und so ca. nach einer Minute fängt der Track mit einer Planierraupen-artigen Bassline an ordentlich Fahrt aufzunehmen. Dieser technoide Synth Wave-Einstieg umschließt den Hörer komplett und sorgt für eine angenehme Atmosphäre.
"A Price Must Be Paid" sorgt mit vereinzelten Synth-Bässen und atmosphärischen Sound Samples für eine futuristisch, cineastische Atmosphäre im Blade Runner-Stil. Neben dezenten Breakbeats sorgt vor Allem eine verträumte Melodie für eine melancholische Stimmung. Darüber hinaus kommen noch Holon-typische Sequenzen zum Tragen, welche angenehm in den Ohren klingen. Ein sehr ruhiger und anmutiger Track, der den Hörer in dunkel-dystopische Sci-Fi-Welten entführt.
Mit einer schnellen Bassline und unruhigen Effekten sowie typischen 1980er Synth-Bässen legt "War Is Coming" futuristisch weiter nach. Die Anlehnung zu alten FLA-Tracks wäre hier nahe liegend, auf Grund der Breakbeat-artigen Inszenierung erinnert der Song jedoch stark an Blastromen. Das Zusammenspiel einzelner Klangparameter und das komplexe Arrangement gefallen über den weiteren Verlauf sehr gut. Schöne Nummer!
Mit Effekten und Glitches macht "All According To Plan" weiter. Dieser fokussiert sich im weiteren Verlauf auf tonal unterschiedliche Synth-Sequenzen, welche sehr gut ineinander übergehen und vor Allem in Kombination mit den gelungen eingesetzten Drum-Elementen fett wirken. Eine recht mechanische Nummer, die ein architektonisch gut gebautes Arrangement liefert und in Verbindung mit den atmosphärischen Pads unter die Haut geht. Das Ganze erinnert etwas an Object und klingt schön futuristisch. Fans des deutschen Dark Electro werden hier ihre Freude haben.
"Contain And Control" liefert mit einer dicken, melodischen Bassline etwas mehr EBM. Zusätzlich gibt es noch tanzbare Breakbeats und eine gelungene Kombination unterschiedlicher Synth-Pads, die tonal hervorragend ineinander übergehen. Der Song erinnert deutlich stärker als die letzten an anfängliche Veröffentlichungen von Front Line Assembly, so dass man fast Bill Leeb's Stimme hier vermisst. Auch dieser Track überzeugt von Anfang bis Ende und ist wunderschön inszeniert.
Technoid geht es weiter mit "Autonomous And Lethal". Dieser cineastische Synth Wave-Song verwirrt zunächst mit unterschiedlichen Sound Samples und Effekten, während die sich langsam aufbäumende Kombination aus Bassline und melodischen Pads den Hörer auf die Folter spannt. Es wird über weite Strecken Spannung aufgebaut, während der Hörer darauf wartet, dass die Drumloops den eigentlichen Track eröffnen. Nach einer Break zur Mitte hin beginnt das Ganze wieder von vorn und sorgt für weitere offene Fragen. Eine äußerst kreativ und inspirierend umgesetzte Nummer.
Mit einer helleren Synth-Sequenz setzt "The Second Machine Age" ebenfalls in schnellem Tempo an. Es wird viel mit Filtern gespielt und mit einer tonal abwechslungsreichen Klanggestaltung experimentiert. Dieser Track beweist ein ums andere mal welch Talent Mark Rydyger in Anbetracht einer hervorragend inszenierten Klanggestaltung besitzt und überzeugt durch ein schönes Zusammenspiel komplexer Synth-Sequenzen sowie imposanter Effekte.
Mit einer richtig dicken Bassline und fetten Drumbeats legt daraufhin "Orbital Defence Platform" nach, während Scifi-lastige Effekte im Hintergrund verhallen. Die Nummer ist sehr gut abgemischt und liefert auf Grund seiner Basslastigkeit sowie verspielter Sequenzen ein angenehmes Feeling. Auch hier finden sich unterschiedliche Einflüße zusammen und integrieren sich gekonnt ins Gesamtgemisch. Der Track erinnert etwas an Terminal State und weiß dabei von Anfang bis Ende zu überzeugen.
"The Hunt Continues" spielt mit hochtönigen Sequenzen und starken Resonanzen innerhalb der Grundsequenz, während eine rhythmische Bassline und dezente Einzeltöne als Drum-Ersatz dienen. Gut integrierte Breakbeats wissen aber auch hier nach kurzer Zeit zu überzeugen. So baut sich der Gesamtmix nach und nach zusammen und belebt durch ein gelungenes Arrangement. Zur Mitte hin sorgen des Weiteren atmosphärische Synth Pads für eine verträumt melancholische Stimmung und gliedern sich ebenfalls gelungen ein.
Mit "Outgrow Your Programming" folgt wieder eine eher technoidere Nummer, die mit dicken Synth-Bässen und effektreichen Glitches sowie Bitcrush-Elementen den Hörer zum Tanz einladen möchte. Die Drums kommen hierbei straight zum Einsatz und sorgen dafür, dass die Musik mit starkem Volumen nach vorne treibt. Trotz der etwas aggressiveren Tonalität wirkt der Song ruhig und gemächlich in seinem Arrangement.
"Vector Burn" wirkt daraufhin etwas experimenteller und spielt mit unterschiedlichen Samples, Effekten und Glitch-Geräuschen während eine hochtönige Sequenz darauf wartet von einer dicken Bassline verschlungen zu werden. Ineinander greifende Töne formen eine abermals mechanisch wirkende Nummer, die einen 1990er Cyberpunk gekonnt inszeniert. Schöne Mischung!
Zum Abschluß dieses hervorragenden Electro-Albums trägt dann noch "Artificial Minds" positiv und Oldschool-lastig bei. Das geht vor Allem auf Grund der starken und breitbandigen Hauptsequenz sowie den Breakbeat-lastigen Drum-Elementen hervor. Ein komplexes Klangbild, welches ebenfalls gut ineinander übergeht und über weite Strecken die komplette Atmosphäre des Albums weiter trägt.
Fazit:
Mark Rydyger beweist, dass es nicht auf den Projektnamen ankommt um ein gutes, deftiges Electro-Album abzuliefern. Das Debut-Album von Sylac unterscheidet sich von Holon hauptsächlich und höchstens darin, dass es etwas technoider und futuristischer klingt. Jedoch treten sehr viele klangliche Parallelen auch hier auf. Die Produktion ist wieder mal erstklassig und der Künstler sorgt dafür, dass eine breite Anzahl an elektronischen (Sub-)Kulturen sich angesprochen fühlt. Sowohl Fans des Dark Electro, Electro-Industrial, Oldschool EBM als auch Synth Wave kommen hier voll auf ihre Kosten. Alle Tracks auf Survival Mechanism besitzen ihre eigene Raffinesse und erzählen unterschiedliche Geschichten, welche mal mehr, mal weniger dystopisch wirken. Eine cineastische Sci-Fi-Atmosphäre liegt jedoch dem gesamten Album zu Grunde. Das Album kommt ganz ohne Vocals aus und Kritik lässt sich auf das Gesamtwerk nur schwer ausüben. Manche Songs hätten höchstens etwas mehr Tempo-Variation untereinander vertragen können. Ein erstklassiges Album, bei dem Freunde von Front Line Assembly, Fix8:Sed8, Pyrroline, Terminal State & Object kommen hier voll auf ihre Kosten kommen!
Lieblingstrack: Contain And Control
Bewertung: 9(,5)/10
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