Genre: Techno, Dark Electro, Industrial
Release: 2019
Homepage: https://www.facebook.com/thxmpage/
Es gibt mal wieder Neuigkeiten aus der slowakischen Klangküche. Tomas Mutina alias Chris XX ist schon lange kein Unbekannter mehr in Szenekreisen. Der in Bratislava ansäßige Klangtüftler hat bereits mit futuristischen Dark Electro-Projekten wie Terminal State & Apophysia bewiesen was er alles auf dem Kasten hat. Mit einer gewissen dystopischen Sci-Fi-Nostalgie, welche cineastische Eindrücke belebt und klangtechnisch oftmals an frühe Front Line Assembly-Werke erinnert, offenbart der Künstler einer geneigten Hörerschaft stets eine düstere, elektronische Soundkulisse. Sein neuestes Solo-Projekt trägt mit THXM mehr oder weniger seinen Namen und beinhaltet deutlich maschinellere Töne. Bereits das vor zwei Jahren erschienene Debut-Album Future Might Be Delayed zeigte wohin der Weg geht und kombiniert Techno-Rhythmik mit experimentellen Geräuschen, welche auf Dauer jedoch recht gewöhnungsbedürftig erscheinen. Freunde von Modular-Schraubereien können durchaus Gefallen daran finden. Kürzlich erschien das neueste Album Corroded Planet, welches abermals unter eigener Hand vertrieben wird, und acht neue Tracks mit knapp einer Stunde Spielzeit beinhaltet. Dies macht deutlich, dass sämtliche darauf befindlichen Stücke eine erhebliche Länge aufweisen. Die Cover-Optik wirkt allerdings verquer und nicht sonderlich eindrucksvoll.
"The Core" beginnt mit atmosphärisch Sci-Fi-lastigen Pads und experimentellen Glitches. Es schwirrt und zischt innerhalb einer imposanten Stereo-Kulisse und spannt den Hörer über lange Zeit auf die Folter. Nach zwei Minuten gesellen sich zusätzlich harte Industrial-Beats, über die ein Flanger-Effekt gelegt wurde, hinzu. Der Track wird zunehmend schroffer, aber nicht weniger kreativ. Das düstere Klangschema weiß zu gefallen und lässt vor Allem Industrial-Herzen höher schlagen. Einige Klänge erinnern zusätzlich deutlich an Terminal State, was dem Ganzen nicht schadet. Weitere Pads und ambiente Töne runden den Track ab der Hälfte noch etwas ab und sorgen für eine willkommene Abwechslung.
Der gleichnamige Albumtrack beginnt mit ambienten Klängen und leichtem regenrauschigen Zischen im Hintergrund. Einige rhythmische Effekte sowie Breakbeats erschaffen zusätzlich ein dunkles, tanzbares Klangbild. Es vermischen sich wieder verschiedene Eindrücke, die gut ineinander übergehen und ein nachdenkliches Soundschema in den Vordergrund stellen. Hier und da zusätzlich einsetzende Effekte sowie Sprachsamples sorgen noch für einen kreativen Charme. Zur Hälfte hin wird der Track jedoch auf Grund seiner Monotonie etwas fad.
Mit synthetisch verträumten Klängen setzt "Clusterenia" weiter an. Die stumpfen Beats klingen zunächst etwas plump. Mit Erweiterung der Soundkulisse durch einige Melodien und experimentelle Hintergrundeffekte gewinnt das Ganze jedoch deutlich an Fahrt. Der Track versucht stückweise Spannung aufzubauen und an Energie zu gewinnen, tut sich jedoch schwer in seinem verqueren Klangbild dem Hörer Zugang zu gewährleisten. Hier muss man offen für den Experimentierreichtum sein, welcher einem begegnet.
"Crash" beginnt dumpf, noisig und düster. Das Klangbild schwirrt etwas vor sich hin, bis sich der Track nach kurzer Zeit abrupt vollständig entfaltet indem Electro-Industrial-lastige Beats und eine verquer bedrohliche Soundkulisse ineinander übergehen. Der schroffe Track schafft es Spannung aufzubauen und sorgt auf Grund seiner Komplexität für einen gewissen Nervenkitzel. Kunst pur!
Auch bei "Methane" bleibt es zunächst stark noisig. Rauhe Geräusche, sanfte Pads und verstörende Sprachsamples sorgen dafür, dass eine innere Unruhe an den Hörer getragen wird. Planierraupen-artige Beats und imposante Stereo-Effekte ergänzen sich noch gekonnt hinzu. Dieser Industrial-Track ist äußerst gewöhnungsbedürftig und als Hörer man muss sich auf ein hartes Soundschema gefasst machen. Einfach gestrickte Hats versuchen eine gewisse Rhythmik in den Vordergrund zu heben, während weitere Drum-Elemente eher in den Hintergrund geraten. Erst mit Anbeginn der Synth-Sequenzen scheint der längste Albumtrack etwas an Fahrt zu gewinnen. Eine recht schmale Gratwanderung.
Mit seltsamen Fliegenschwirren und erzählerischen Samples sowie Reverb-lastigen Pads im Hintergrund scheint "Human Glimpse" zunächst etwas zu nerven und man muss dem Track wirklich eine lange Vorlaufzeit geben um da ran zu kommen. Düstere Synth-Leads versuchen dem Hörer jedoch klar zu machen, dass dies noch nicht alles war. Es dauert knapp über drei Minuten bis der Song zeigt, dass er sich eher zu einer atmopshärischen Ambient-Nummer wandelt, jedoch auch noch nicht so richtig weiß was er repräsentieren soll. Erst ab der Hälfte wird klar: Hier kommen dicke Beats zum Tragen und die ganze Nummer scheint wieder besser zu gefallen. Schwere Kost, aber nicht unkreativ!
"Night Walk" versucht sich wiederum atmosphärischer und Sci-Fi-lastiger. Ambiente Klangpads und schön inszenierte Drumloops gehen imposant ineinander über. Die Drum'n Bass Rhythmik weiß von Anfang an zu gefallen und die zusätzlich einsetzenden Effekte wirken wie eine willkommene Abwechslung. Bei diesem Track kommen wieder eine klare FLA-Inspiration sowie Terminal State-Strukturen hervor. Zusätzliche Glitches sorgen aber der Hälfte jedoch für ein eher Industrial-lastiges Schema, sind jedoch gut hinein gemischt.
Den Abschluß macht mit "Radiation Playground" noch der kürzeste Track des Albums und mischt ein ambientes Soundschema mit Acid-Sequenzen, was für eine überraschende Abwechslung sorgt. Zur Mitte hin schaffen noch klassische Breakbeats ein rhythmisches Arrangement und sorgen dafür, dass der Track sich Stück für Stück weiter aufbaut und somit auch einen verträumt, komplexen Sound liefert.
Fazit:
Tomas Mutina ist ein Klangkünstler durch und durch. Mit seinem Solo-Projekt THXM lässt er tief in eine chaotische Gedankenwelt blicken, welche weiterhin von dystopischen Sci-Fi-Alüren erfüllt ist. Der Künstler wirkt auch mit seinem zweiten Album Corroded Planet höchst authentisch und liefert ein abwechslungsreiches und gut abgemischtes Schema ab. Das Album wirkt einen Tick professioneller als der Vorgänger, bleibt jedoch auf gleichem Level. Als Hörer sind vor Allem die Songs zur Mitte hin schwere Kost, jedoch muss man sich auf die Industrial-lastigen Elemente und Noise-Elemente einfach einlassen können. Darüber hinaus ist das Gesamtwerk sehr gut abgemischt und wirkt trotz seiner verqueren Töne in keinster Weise störend. Der Künstler liefert einen schwer vergleichbaren Stil, den man sich einfach zu Gemüte führen muss um eine eigene Meinung daraus zu bilden.
Lieblingstrack: Night Walk
Fazit: 7/10
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