Genre: Synth Pop, Synth Wave, Electro Rock
Release: 2019
Homepage: https://grendel.bigcartel.com/
Als Grendel wird im altgeschichtlichen Epos eine monströse Gestalt bezeichnet, welche für Unruhe sorgt und dem Helden das Leben schwer macht. Das kann man von dem bekannten und erfolgreichen Musikprojekt allerdings nicht behaupten. Das Projekt selbst findet seine Wurzeln in der Harsh Electro-Ära des Jahrtausendwechsels und wurde vom Niederländer J.D. Tucker ins Leben gerufen, welcher mittlerweile in England lebt. Entsprechend rauh und hart fielen auch die ersten vier sporadisch entstandenen Veröffentlichungen des Projekts aus, welches sich auf internationalen Bühnen blicken ließ und eine steile Karriere hinlegte. Vor gerade erst zwei Jahren jedoch gab es einen abrupten Stilwechsel, denn das einst brachiale Harsh Electro/Hellectro-Projekt brachte mit Age Of The Disposable Body ein lupenreines Album zwischen Synth Wave, Synth Pop und Electro-Industrial heraus. Nun mussten Fans diesmal keine vier bis fünf Jahre auf ein neues Album warten, denn kürzlich erst wurde mit Ascending The Abyss ein neues Album veröffentlicht welches. wenn man der verklärten Cover-Optik glauben schenken mag, als weiterer Nachfolger in diese Richtung gehandelt werden kann. Das Album erscheint abermals beim renomierten Label Infacted Recordings und beinhaltet zehn neue Tracks mit einer Gesamtdauer von einer dreiviertel Stunde. Somit ist Zeit sich anzuhören was das Monstrum nun zu bieten hat.
Das Album beginnt mit dem Intro "Ascension", welches neben atmosphärischen Sound Effekten, schöne Piano-Klänge und flächendeckende Synth Pads sowie Orchester Samples beinhaltet. Ein ziemlich epochaler Einstieg gleich zu Beginn.
Es folgt "Brace The Storm" mit einigen melodischen Sequenzen, welche sich noch etwas bedeckt halten. Ein gemächlicher Beat wird von einer straighten Rhythmik geführt, während sich überraschenderweise noch Gitarren-Riffs hinzu ergänzen. Ein klarer Gesangs-Part sticht zudem in den Vordergrund und wird von einigen Effekten umhüllt. Eine recht klare Synth Pop-Nummer der modernen Schule.
Mit nachhallend verträumten Sequenzen setzt auch "Caught In The Middle" an. Die hier gelayerten Synth-Parts sorgen für ein volles Wave-Klangbild und werden ergänzt durch anmutige chorale Gesänge. Auch hier kommen wieder 80s Gitarren-Riffs zum Einsatz, während ein dicker Beat den Track nach vorne treibt. Die klaren Synth Pop-Gesänge runden die Crossover Stilistik weiter ab.
"Cloak & Dagger" stellt von Beginn an einen atmosphärischen Track dar, der einen kleinen Anlauf benötigt um sich nach kurzer Zeit vollständig zu entfalten. Hier entsteht ein schönes Zusammenspiel von Breakbeats, Lead-Synths, technoiden FM-Sequenzen und abwechslungsreichem Klangbild. Auch der volle Gesang sowie das leichte, akustische Gitarren-Spiel wissen zu überzeugen. Ein sehr schöner Track!
Weiter geht es mit "Better Tide" und deutlich technoideren Zügen, welche durch einen abrupten Bassline-Einstieg in Kombination mit effektbehafteten Drumbeats zur Geltung kommen. Nach kurzer Zeit entpuppt sich der Track jedoch als klassische Electro Rock-Nummer mit melodischem Gitarren-Einsatz sowie unterhaltsamen Melodien. Gesanglich kommt wieder sehr viel Klarheit zur Geltung und das Klangbild ist allgemein recht hell gehalten.
Die zweite Hälfte startet mit "Fire & Light" und Lead-betontem Synth Wave-Einstieg. Chor-artige Klangflächen umhüllen den Gesamteindruck noch etwas atmosphärisch. Doch auch hier gibt es nach kurzer Zeit die volle Breitseite durch Breakbeats und gekonnt eingesetzte Effekte. Der Track macht auf jeden Fall eine Menge her und liefert einen coolen Retro Wave-Flair. Schöne Nummer.
"Glass Under Feet" ist deutlich düsterer gehalten und überrascht durch etwas mehr EBM-Brachialität. Ein leichter Bassdrum-Einstieg und zurückhaltende Sequenzen liefern die Vorlage für einen treibenden Song mit coolen Vocals. Im Refrain baut sich das Klangbild noch etwas auf und begeistert durch zusätzlichen Einsatz von Synth Pads. Der Track stellt eine willkommene Abwechslung dar.
Auch bei "Purpose" bleibt es von Beginn an treibend und auf Grund einer tonangebenden Bassline EBM-orientiert. Die Breakbeats kommen gut, während sich der Gitarren-Part passend im Hintergrund hält. Zusätzlich erfährt der Gesang noch einen Vocoder-Einsatz und schrille Lead-Melodien schießen quer in den Song. Gesamtheitlich betrachtet weiß auch diese Nummer zu überzeugen und kommt gut ohne großartigen Einsatz von Vocals aus.
Der darauf folgende "Falling Back" beginnt wiederum Lead-lastig und hebt den Gitarren-Part vermehrt in den Vordergrund. Die Rhythmik bleibt gemächlich, während die Tonalität ein einheitliches Bild ergibt. Hier kommen vor Allem die leicht verzerrten, klaren Gesangs-Einlagen gut zur Geltung, da sie äußerst abwechslungsreich inszeniert wurden. Eine nachdenkliche Nummer, welche einen schönen Gesamteindruck hinterlässt.
Den Abschluß dieses kurzweiligen, jedoch abwechslungsreichen Albums liefert noch "Northern Lite". Diese Nummer weist von Anfang an melodische Synth Wave-Sequenzen auf, atmosphärische Klangflächen und effektbehaftete Sound Samples. Ein entspanntes Outro zum Durchschnaufen.
Fazit:
Grendel bleiben ihrem Stilwechsel treu und treten mit Ascending The Abyss in die Fußstapfen von Age Of The Disposable Body. J.D. Tucker ist ohne Zweifel ein erfahrener Musiker, der bereits viel probiert hat und sich mit seinem Musikprojekt nicht umsonst einen Namen machen konnte. Das Album liefert mit seinen Tracks ein grundsolides Machwerk zwischen Synth Pop, Synth Wave & Electro Rock und lässt sich stilistisch in keine Schublade stecken. Während die erste Hälfte noch etwas seichter und gemütlicher wirkt, kann die zweite Hälfte durch brachialere und treibendere Tracks überzeugen. Der Künstler selbst arbeitet mit einer Menge Detail-Reichtum und es ist eine deutliche Liebe zur elektronischen Klanggestaltung zu vernehmen. Gesamtheitlich betrachtet kommt das Album jedoch nicht an den Vorgänger heran, da zum Einen einige Songs doch recht langatmig wirken und somit in Langeweile abdriften und zum Anderen sich selbst etwas ausbremsen. Die Produktion ist jedoch höchst professionell. Schönes Album, liefert jedoch nichts Neues.
Lieblingstrack: Glass Under Feet
Bewertung: 8/10
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