Genre: Harsh Electro, Hardcore Electro, Dark Electro, Hellectro, Synth Wave, Drum'n Bass
Release: 2019
Homepage: http://www.hocico.com/
Das aus Mexiko stammende Duo Hocico ist schon lange kein Unbekanntes mehr. In den 1990ern noch als Underground Dark Electro Projekt gestartet, avancierten sie in den 2000ern zu einem der gefragtesten Harsh Electro Bands weltweit. Die beiden Protagonisten Erk Aicrag & Racso Agroyam sind leidenschaftliche Synth-Experten, die auf allen Ebenen zu überzeugen wissen und von Beginn an harte Tracks mit hitzigen Vocals kombinieren konnten. Seit bereits zwei Jahrzehnten spielen die beiden Mexikaner auf den größten Szene-Bühnen der Welt und erleben eine Menge gefragter und ausverkaufter Touren. Die Texte sind meist teils englisch, teils spanisch gehalten und behandeln sowohl dystopische, sozialkritische als auch religionskritische Themen mit welchen sie frontal nach vorne treiben. Das neueste Machwerk nennt sich Artificial Extinction und ließ mit einem Abstand von vier Jahren zum letzten Album "Ofensor" etwas auf sich warten. Vor zwei Jahren wurde es mit "Spell Of The Spider" jedoch Zeit für eine Best Of-Compilation. Wenn man bereits mehr als zehn Studio-Alben veröffentlicht hat, kann man das auch machen. Das Album erscheint abermals beim erfolgreichen Berliner Label Out Of Line sowohl als einfache CD-Variante mit elf neuen Tracks und knapp einer Stunde Spielzeit, als auch als 2CD-Variante mit zusätzlichen zehn Tracks auf der zweiten CD. Zeit sich anzuhören was die mexikanische, dunkle Electro-Spinne also diesmal zu bieten hat.
Es geht von Beginn an los mit "Dark Sunday" und vulominösen Klangflächen. Hinzu gesellen sich noch schöne Synth-Sequenzen und ein anfänglich clubbiger, zurückhaltender Beat. Die choralen Samples sowie Stimmungs-machenden Effekte ergänzen sich noch gekonnt zum Gesamt-Mix hinzu. Düstere Vocals, die überraschend klar versträndlich sind, sowie ein rauher Bassdrum-Beat sorgen noch für eine dunkle Atmosphäre. Es geht weiter mit schrillen, jedoch nicht übertriebenen Leads, und einigen weiteren interessanten Effekten. Ein äußerst gut produzierter und spannend aufbereiteter Track.
"El Ballet Mecanico" beginnt mit anmutigen Synth Pads und einigen melancholisch-melodischen Effekten im Hintergrund. Eine schöne Lead-Sequenz sowie experimentelle IDM-Rhythmiken formen in Kombination weiterer klanglich passender, technoider Anteile einen äußerst anmutigen Dark Electro Track, welcher sich stückweise immer weiter aufbaut. Eine sehr schöne nachdenklich gehaltene Nummer!
Daraufhin geht es mit dem gleichnamigen Albumtrack wieder ans Eingemachte. Hier kommen schroffe Sequenzen, die einige imposante Stereo-Effekte liefern sowie extrem harte Hardstyle-Beats zur Geltung. Diese Nummer ist in Anbetracht dessen wirklich harte Kost, denn sie driftet in eine wirklich stumpfe Richtung ab. Darüber hinaus kommen jedoch noch vertraut verzerrte Vocal Shouts zum Tragen. Die Lead-Sequenzen zur Mitte hin wirken ebenfalls recht klassisch und sorgen so für einen eingängigen Song.
Der darauf folgende "Blinded Race" liefert überraschend einige epochale Synthwave-Flächen und Spannung erzeugende Melodien, die Lust auf mehr machen. Hier gehen experimentelle Klänge ineinander über, die jedoch eine schöne Synergie ergeben. Etwas Retro-Charme, der hier zur Geltung kommt und auch ohne Vocals ein atmosphärisches Bild abliefert.
"Shut Me Down!" ist wiederum eine klassische Haudrauf-Nummer mit schrillen Leads, harten Beats und straightem 4/4-Takt. Diese Harsh Electro-Nummer möchte abermals die volle Hocico-Breitseite zum Besten geben, während die Vocals trotz Vertrautheit noch etwas verzerrter wirken. Ein recht schroffer Track der eingängig klingt, jedoch nichts besonderes darstellt.
Weiter geht es mit "Psychonaut" und einem eigensinnigen Techno-Einstieg. Nach kurzer Zeit formt sich auf Grund eines straighten Club-Beats, einigen Sound Samples sowie dezenten Synth-Leads eine klassische Hellectro-Nummer, die gut nach vorne treibt. Die Vocals werden hier relativ klar geröchelt, die Synth-Einlagen ergänzen sich passend hinzu und gesamtheitlich betrachtet klingt das Ganze ziemlich cool und erinnert an diverse 2000er Club-Hits.
"Damaged" macht etwas verschroben weiter und liefert groovigen Drum'n Bass während vulominöse Lead-Synths und effektreiche Sound Samples miteinander kombiniert werden. Der Track beinhaltet so einige imposante Breakbeats und gekonnt eingesetzte Shouts. Eine ebenfalls schroffe Nummer, die jedoch einen coolen Flow zum Besten gibt. Die Band zeigt, dass sie auch anders kann.
Mit "Breathing Under Your Feet" können Hörer wieder etwas Durchschnaufen. Hier kommen zunächst atmosphärische Wave Pads und Reverb-lastige Samples ins Spiel. Nach kurzer Zeit sorgt ein klassischer Breakbeat noch dafür, dass der Track eine ruhige und nachdenklich gestimmte Dark Electro Nummer wird, die auch noch einige schöne Melodien beinhaltet. Hörer dürfen positiv überrascht sein über die Tragweite, die Hocico hier zum Besten geben.
Mit "Cross The Line" wird nach einem verqueren Einstieg die Drum'n Bass-Schiene weiter fortgesetzt. Die Vocals erfahren einen cool verzerrten Rap und gliedern sich gekonnt in das abwechslungsreiche Klangbild, welches mit der eigenen Dynamik spielt. Ein starker Einsatz von Effekten sowie eine imposante Kombination aus Melodien, pumpenden Synth-Bässen und geradliniger Rhythmik. Sehr cool!
Daraufhin folgt mit "Palabras De Sangre" ein Track, der mit atmosphärischen Samples zunächst versucht Spannung zu erzeugen. Ein schroffer Hellectro-Clubbeat sowie düstere Bass-Sequenzen sorgen für eine treibende Nummer, welche einen coole Floor-Stomper abgibt. Die spanisch geshouteten Vocals sind stark verzerrt, haben einen deutlichen Nachhall und wirken vertraut. Eine sehr klassische Nummer, die jedoch nicht zu hektisch wirkt und dadurch ein volle Klangbild liefert.
Den Abschluß macht noch der Song "Queit Zone (In Dead Silence)" mit einigen Synth Wave-Pads und atmosphärischen Effekten. Nach ca. einer Minute kommen noch gemächliche Breakbeats und Vocal Shouts zum Einsatz. Eine schön melancholische Outro-Nummer.
Fazit:
Selten hat man ein abwechslungsreicheres Album von Hocico erlebt als das hier Vorliegende. Artificial Extinction macht durchgängig klar zu was die Band alles fähig ist und zeigt die unterschiedlichsten Facetten des mexikanischen Musikprojekts auf. Während einige Songs überraschend ruhig und sogar Synth Wave-lastig klingen, gehen andere wiederum klassische Harsh Electro / Hellectro-Wege. Zusätzlich gefallen auch diejenigen Tracks, welche einen nachdenklich, komplexen Dark-Electro abliefern als auch imposante Drum'n Bass Nummern. Erk & Racso sind elektronische Meister durch und durch und konnten dies auch mit dem hier vorliegenden Album unter Beweis stellen. Das Gesamtwerk ist äußerst gut produziert und liefert ein vulominöses und stilistisch hochwertiges Gesamtbild ab. Streckenweise vermisst man etwas eingängige Tiefe und manche Tracks wirken wirklich zu rough und stumpf, doch das ist eher selten der Fall. Somit ein wirklich gelungenes Album eines verdient erfolgreichen Musikprojekts!
Lieblingstrack: Psychonaut
Bewertung: 9/10
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