Release: 2019
Homepage: http://www.velvetacidchrist.com/
Bryan Erickson gehört wahrlich zu den Ur-Gesteinen des Dark Electros und kann bereits auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurückblicken. Mit Velvet Acid Christ veröffentlichte der US-Amerikaner bereits seit drei Jahrzehnten eine Vielzahl an Album-Releases, die allesamt unterschiedlichste Facetten der dunkel-elektronischen Klanggestaltung zum Besten gaben. Während Frühwerke zeitgemäßen Electro-Industrial / Dark Electro im Skinny Puppy-Stil zum Besten gaben, fand er zur Jahrtausendwende immer mehr einen eigenen Stil und schwappte in die immer erfolgreicher werdende Harsh Electro-Richtung ab. Nach einem Abstecher in den Dark Wave zum Ende des letzten Jahrzehnts fand der Künstler mit seinen letzten beiden Releases Anfang diesen Jahrzehnts wieder zu alten Wurzeln zurück und schindete sowohl mit Maldire als auch mit Subconscious Landscapes ordentlich Eindruck. Auch dieses musikalische Jahrzehnt ist fast vorbei und so sendete der zynische Klangtüftler kürzlich mit Ora Oblivionis sein neuestes Machwerk still und leise in die Welt hinaus. Mit seiner Musik verarbeitet der Künstler stets globalpolitische sowie psychisch-individuelle Probleme, womit das kreative anmutende Artwork des neuen Albums auch wieder entsprechend angelehnt sein könnte. Das Album erscheint ein ums andere mal beim namhaften US-Amerikanischen Label Metropolis Records und beinhaltet zwölf darauf befindliche Tracks mit knapp einer Stunde Gesamtspieldauer. Wer sich die 2CD-Variante holt, darf sich noch über eine Neuauflage des ersten Albums Interface Oblivion auf CD2 freuen.
Es geht von Beginn an brachial los mit martialischem Trommel-Wirbel, atmosphärisch düsteren Pads und bedrohlichen Bass-Synths innerhalb des Tracks "Conviction". Nach kurzer Zeit sorgen noch ein straighter Beat sowie röchelnde Vocals für eine rauhe Cyberpunk-Kulisse. Der Track erinnert ungemein an alte FLA-Werke aus Mitte der 1990er Jahre und begeistert von Anfang bis Ende. Abwechslungsreich und kreativ knüpft das Stück an anfängliche VAC-Rhythmen an und macht somit eine Menge her. Überraschend starker Auftakt!
Mit dem satirisch humoristischen Titel "Adventures In Babysitting The Antichrist" geht es mit Breakbeats, hochtönigen Sequenzen und einer Acid-Bassline weiter ans Eingemachte. Harte Beats sowie Distortion-lastige Vocals runden das düstere Klangbild noch weiter ab. Überraschend entwickeln sich die Sequenzen in eine verstärkt FM-lastige Richtung weiter und auch der Beat gewinnt mehr an Dynamik. In diesem Stück steckt eine Menge Power, welche ungemein zu begeistern weiß. Klasse Nummer!
EBM-lastig sorgt nach einigen Effekten "The Bullet Wins" für eine weitere, starke Nummer. Neben straighten Drumloops und Drum'n Bass-Alüren wissen vor Allem die variierenden Sequenzen zu überzeugen, diese werden noch von weiblichen Sprach Samples erotisch begleitet. Auch hier kommen verzerrte Vocals wieder stark zum Tragen. Die Rhythmik unterscheidet sich zwar nicht sonderlich von vorherigen Songs, jedoch weiß die Atmosphäre durchgehend zu überzeugen.
Mit anfänglich, nachhallenden Piano-Melodien erinnert "The Colors Of My Sadness" vermehrt an modernere VAC-Stücke. Die Dark Electro-lastigen Drum-Beats sowie gekonnt inszenierten Sequenzen tragen noch ihr Übriges zu dieser atmosphärischen und nachdenklichen Nummer bei. Der Track ist äußert abwechslungsreich und mit einer komplexen Klanggestaltung versehen, die über die gesamte Länge variiert. Vocals fallen hier nur marginal ins Gewicht. Sehr schön.
Mit "Twist The Knife" bleibt es zunächst ruhig und Piano-lastig. Doch hier trügt der Schein, bereits nach kurzer Zeit setzen ein äußerst verquerer Beat sowie schroffe Gitarren-Riffs an, während verzerrte Vocals im Hintergrund noch als zusätzliche Instrumental-Spur fungieren. Auch dieser Track zeigt wieder ganz andere Facetten des Künstlers. Diese erinnern an klassisch Nord-Amerikanischen Industrial und bilden ebenfalls einen Zaunpfahl des eigenen, künstlerischen Ausdrucks.
Mit "Wrack" wird es wiederum EBM-lastiger, als einfach gestrickte Bass-Synths und ein straighter Beat nach vorne treiben. Überraschend tritt ein weiblicher, deutscher Gesang in Erscheinung, während einsetzende Gitarren-Riffs dem Ganzen noch eine Industrial-Note verleihen. Darüber hinaus wirkt der Beat auf Dauer recht stumpf. Diese Crossover-Nummer integriert darüber hinaus noch weitere eigensinige Elemente, welche jedoch nicht immer miteinander zu harmonieren wissen. Leider eine etwas schwächere VAC-Nummer.
Die zweite Hälfte beginnt mit "Trash" und einer vermehrt atmosphärischeren Richtung. Reverb-lastige Melodien sowie weit ausgedehnte Klangflächen wissen einen melancholischen Ausdruck zum Besten zu geben, während dezent zurückhaltende Bass-Synths und Drums gemächlich mit dem Song mitschwingen. Als die Gitarren-Riffs einsetzen erinnert das Ganze in Kombination mit den Gesang-Parts ein wenig an Nine Inch Nails, jedoch sticht der eigene Stil nach wie vor deutlich hervor.
Cineastisch legt "Romero" mit abschweifenden Synth-Elementen und seichten Sequenzen nach. Die Drumbeats wiederum sind recht hart und kommen stark zur Geltung. Gesanglich wird es hier wieder weiblich, was sich jedoch recht gut in den Gesamtmix integriert. Auch die Gitarren-Riffs passen bei diesem Song ganz gut dazu.
"Conjuro" stellt wiederum eine ambiente Dark Electro-Nummer dar, die zunächst durch chorale Klangflächen und dezente Beats auffällt. Die orientalischen Ansätze einer Flamenco-Gitarre sowie eine genial inszenierte FM-Bassline wirken äußerst kreativ umgesetzt während weiblich gesprochene, spanische Vocals eine erotische Ergänzung des Gesamt-Bilds darstellen. Ein wundervoller Track!
Über straighten EBM dürfen sich Hörer bei "Cog" freuen. Eine Planierraupen-artige Sequenz und Drumloops im 4/4-Takt werden mit einer aufschweifend inszenierten Dynamik umgesetzt, während zusätzliche Sequenzen und seicht gesprochene Vocals die technoide Atmosphäre weiter verstärken. Auch diese Nummer weiß von Anfang bis Ende zu überzeugen und knüpft an die Anfänge des Projekts an.
Gemächlicher macht daraufhin "Pill Box" mit einer astreinen Dark Electro/IDM-Nummer weiter. Innerhalb dieser zischen unterschiedliche Glitches, während melodiöse Synth Pads und atmosphärische Bässe den Hörer vollständig umhüllen. Die verzerrten Vocals wurden dabei mit einem verzweifelten Ausdruck versehen. Die eindringlichen Acid-lasitgeren Synth-Elemente fallen jedoch etwas störend ins Gewicht. Dennoch kein schlechter Track!
Zum Abschluß dieses wunderbaren Albums bekommt der Hörer mit "Not Of This Earth" noch eine weitere recht eigensinnige Nummer, die ein leicht orientalisches Klangbild mit elektronischer Raffinesse sowie komplexer Rhythmik und harten Beats kombiniert. Schlicht und Einfach: Typisch Velvet Acid Christ!
Fazit:
Dass Bryan Erickson ein Meister seines Fachs ist, das beweist er auch mit seinem neuesten Gesamtkunstwerk Namens Ora Oblivionis. Das Album vereint sämtliche Stilmittel, die Velvet Acid Christ in den vergangenen Jahrzehnten zum Besten gab und beinhaltet darüber hinaus auch einige überraschend neue klangliche Eindrücke. Dem Künstler fällt immer noch etwas ein immer weiter tiefer in düstere Sound-Welten abzutauchen und seine Hörerschaft dorthin mitzunehmen. Auch die Stücke bei welcher er weibliche Gesangs-Unterstützung erhalten hat wissen zu überzeugen und schaffen eine anmutige Atmosphäre. Wahrscheinlich wird manch eine Nummer, vor Allem zur Mitte des Albums für den ein oder anderen Hörer etwas gewöhnungsbedürftig klingen. Doch auch hier verbirgt sich ein starker, künstlerischer Ausdruck dahinter. Es wissen sowohl anfängliche Tracks, die an die Wurzeln des Projekts, sowie letztere Tracks, die an modernere Stücke erinnern, durchgehend zu begeistern. Das Mixing hätte vielleicht noch etwas voluminöser ausfallen und feiner abgestimmt sein können, nichts desto trotz handelt es sich hier um ein weitere sehr gelungenes VAC-Album von dem jeder etwas hat.
Lieblingstrack: Cog
Bewertung: 9(,5)/10
Mit dem satirisch humoristischen Titel "Adventures In Babysitting The Antichrist" geht es mit Breakbeats, hochtönigen Sequenzen und einer Acid-Bassline weiter ans Eingemachte. Harte Beats sowie Distortion-lastige Vocals runden das düstere Klangbild noch weiter ab. Überraschend entwickeln sich die Sequenzen in eine verstärkt FM-lastige Richtung weiter und auch der Beat gewinnt mehr an Dynamik. In diesem Stück steckt eine Menge Power, welche ungemein zu begeistern weiß. Klasse Nummer!
EBM-lastig sorgt nach einigen Effekten "The Bullet Wins" für eine weitere, starke Nummer. Neben straighten Drumloops und Drum'n Bass-Alüren wissen vor Allem die variierenden Sequenzen zu überzeugen, diese werden noch von weiblichen Sprach Samples erotisch begleitet. Auch hier kommen verzerrte Vocals wieder stark zum Tragen. Die Rhythmik unterscheidet sich zwar nicht sonderlich von vorherigen Songs, jedoch weiß die Atmosphäre durchgehend zu überzeugen.
Mit anfänglich, nachhallenden Piano-Melodien erinnert "The Colors Of My Sadness" vermehrt an modernere VAC-Stücke. Die Dark Electro-lastigen Drum-Beats sowie gekonnt inszenierten Sequenzen tragen noch ihr Übriges zu dieser atmosphärischen und nachdenklichen Nummer bei. Der Track ist äußert abwechslungsreich und mit einer komplexen Klanggestaltung versehen, die über die gesamte Länge variiert. Vocals fallen hier nur marginal ins Gewicht. Sehr schön.
Mit "Twist The Knife" bleibt es zunächst ruhig und Piano-lastig. Doch hier trügt der Schein, bereits nach kurzer Zeit setzen ein äußerst verquerer Beat sowie schroffe Gitarren-Riffs an, während verzerrte Vocals im Hintergrund noch als zusätzliche Instrumental-Spur fungieren. Auch dieser Track zeigt wieder ganz andere Facetten des Künstlers. Diese erinnern an klassisch Nord-Amerikanischen Industrial und bilden ebenfalls einen Zaunpfahl des eigenen, künstlerischen Ausdrucks.
Mit "Wrack" wird es wiederum EBM-lastiger, als einfach gestrickte Bass-Synths und ein straighter Beat nach vorne treiben. Überraschend tritt ein weiblicher, deutscher Gesang in Erscheinung, während einsetzende Gitarren-Riffs dem Ganzen noch eine Industrial-Note verleihen. Darüber hinaus wirkt der Beat auf Dauer recht stumpf. Diese Crossover-Nummer integriert darüber hinaus noch weitere eigensinige Elemente, welche jedoch nicht immer miteinander zu harmonieren wissen. Leider eine etwas schwächere VAC-Nummer.
Die zweite Hälfte beginnt mit "Trash" und einer vermehrt atmosphärischeren Richtung. Reverb-lastige Melodien sowie weit ausgedehnte Klangflächen wissen einen melancholischen Ausdruck zum Besten zu geben, während dezent zurückhaltende Bass-Synths und Drums gemächlich mit dem Song mitschwingen. Als die Gitarren-Riffs einsetzen erinnert das Ganze in Kombination mit den Gesang-Parts ein wenig an Nine Inch Nails, jedoch sticht der eigene Stil nach wie vor deutlich hervor.
Cineastisch legt "Romero" mit abschweifenden Synth-Elementen und seichten Sequenzen nach. Die Drumbeats wiederum sind recht hart und kommen stark zur Geltung. Gesanglich wird es hier wieder weiblich, was sich jedoch recht gut in den Gesamtmix integriert. Auch die Gitarren-Riffs passen bei diesem Song ganz gut dazu.
"Conjuro" stellt wiederum eine ambiente Dark Electro-Nummer dar, die zunächst durch chorale Klangflächen und dezente Beats auffällt. Die orientalischen Ansätze einer Flamenco-Gitarre sowie eine genial inszenierte FM-Bassline wirken äußerst kreativ umgesetzt während weiblich gesprochene, spanische Vocals eine erotische Ergänzung des Gesamt-Bilds darstellen. Ein wundervoller Track!
Über straighten EBM dürfen sich Hörer bei "Cog" freuen. Eine Planierraupen-artige Sequenz und Drumloops im 4/4-Takt werden mit einer aufschweifend inszenierten Dynamik umgesetzt, während zusätzliche Sequenzen und seicht gesprochene Vocals die technoide Atmosphäre weiter verstärken. Auch diese Nummer weiß von Anfang bis Ende zu überzeugen und knüpft an die Anfänge des Projekts an.
Gemächlicher macht daraufhin "Pill Box" mit einer astreinen Dark Electro/IDM-Nummer weiter. Innerhalb dieser zischen unterschiedliche Glitches, während melodiöse Synth Pads und atmosphärische Bässe den Hörer vollständig umhüllen. Die verzerrten Vocals wurden dabei mit einem verzweifelten Ausdruck versehen. Die eindringlichen Acid-lasitgeren Synth-Elemente fallen jedoch etwas störend ins Gewicht. Dennoch kein schlechter Track!
Zum Abschluß dieses wunderbaren Albums bekommt der Hörer mit "Not Of This Earth" noch eine weitere recht eigensinnige Nummer, die ein leicht orientalisches Klangbild mit elektronischer Raffinesse sowie komplexer Rhythmik und harten Beats kombiniert. Schlicht und Einfach: Typisch Velvet Acid Christ!
Fazit:
Dass Bryan Erickson ein Meister seines Fachs ist, das beweist er auch mit seinem neuesten Gesamtkunstwerk Namens Ora Oblivionis. Das Album vereint sämtliche Stilmittel, die Velvet Acid Christ in den vergangenen Jahrzehnten zum Besten gab und beinhaltet darüber hinaus auch einige überraschend neue klangliche Eindrücke. Dem Künstler fällt immer noch etwas ein immer weiter tiefer in düstere Sound-Welten abzutauchen und seine Hörerschaft dorthin mitzunehmen. Auch die Stücke bei welcher er weibliche Gesangs-Unterstützung erhalten hat wissen zu überzeugen und schaffen eine anmutige Atmosphäre. Wahrscheinlich wird manch eine Nummer, vor Allem zur Mitte des Albums für den ein oder anderen Hörer etwas gewöhnungsbedürftig klingen. Doch auch hier verbirgt sich ein starker, künstlerischer Ausdruck dahinter. Es wissen sowohl anfängliche Tracks, die an die Wurzeln des Projekts, sowie letztere Tracks, die an modernere Stücke erinnern, durchgehend zu begeistern. Das Mixing hätte vielleicht noch etwas voluminöser ausfallen und feiner abgestimmt sein können, nichts desto trotz handelt es sich hier um ein weitere sehr gelungenes VAC-Album von dem jeder etwas hat.
Lieblingstrack: Cog
Bewertung: 9(,5)/10
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