30.10.2019

Rhys Fulber - Ostalgia


Genre: Dark Techno, Industrial
Release: 2019
Homepage: https://www.facebook.com/rhysfulbermusic

Gerade mal ein Jahr ist es her, da veröffentlichte Front Line Assembly-Urgestein Rhys Fulber mit Your Dystopia, My Utopia sein erstes Solo-Album. Nachdem der unermüdliche Künstler zusammen mit Bill Leeb bereits seit 35 Jahren in diversen weiteren Projekten wie Delerium, Synaesthesia & Intermix tätig war sowie mit Conjure One bereits ein eigenes Ambient-Projekt am Laufen hatte, orientiert er sich unter eigenem Namen nun eher an eine härtere Techno-Richtung. Dies kam mit der Veröffentlichung des letzten Albums tatsächlich auch etwas überraschend. Es darf jedoch davon ausgegangen werden, dass er auch mit dem hier vorliegenden Ostalgia seinen Stil beibehält. Das Album erschien kürzlich ebenfalls bei Adam X's Label Sonic Groove und beinhaltet acht neue Tracks mit einer Spieldauer von fünfzig Minuten. Als geneigter Hörer darf man also gespannt sein, was der Klangtüftler diesmal nun zu bieten hat.

Es geht los mit "Fountain of National Radio" und knalligen Beats in schnellem Tempo. Schnappende Percussions sowie leise im Hintergrund verhallende Klangflächen zeichnen diese straighte Techno-Nummer aus. Bei relativ gleich bleibendem Beat ergänzen sich noch weitere klangliche Effekte und Elemente über den weiteren Verlauf Detail-reich hinzu. Dabei wird der Hörer ziemlich lange warm gehalten. Erinnert in seiner dargebotenen Form ein wenig an frühe Werke von Paul Kalkbrenner.
Auch bei "12 Steppes" wird das schnelle Tempo beibehalten. Die Beats kommen treibend und es entsteht ein Industrial-lastiges Klang-Gemisch. Hierfür sorgen unterschiedliche Glitches und effektreiche Elemente. Variationsreichtum bleibt hier größtenteils aus, für etwas Abwechslung sorgen noch eindringliche Samples, welche ein gutes Timing besitzen. Erst zur Mitte hin verändert der Track seine Struktur indem orchestrale Leads und eine coole Bassline ins Arrangement eingegliedert werden.
"Konsum" setzt ebenfalls auf verschrobene, rauhe Beats sowie düstere Klangflächen. Neben tanzbaren Breakbeats finden sich zusätzlich noch schwurbelnde Synth-Effekte und Stereo-Spielereien mit ein. Das wirkt in gewisser Weise ziemlich cool und passt sehr gut in die hiesige Club-Landschaft. Der Song gestaltet sich etwas spannender und abwechslungsreicher als vorherige und kann als Empfehlung für gängige DJ-Playlists betrachtet werden.
Der darauf folgende "Neolithic Chasm" beginnt mit knallenden Industrial-Beats und umher schwurbelnden Synth-Flächen. Der Track erinnert in seiner Grundsubstanz an Thomas P. Heckmann und spielt mit monotoner Klangüberlagerung. Da sich im Arrangement nicht sonderlich viel ändert wirkt dieser auf Dauer jedoch etwas fad.
"Right Hand Of The Free World" macht weiter mit Breakbeats und relativ gleich bleibendem, schnellen Tempo. Einige Stereo-Spielereien und verquere Synth-Effekte wirken recht imposant und auch die einsetzende Bassline kommt gut rüber. Der Track strahlt einen futuristischen Inhalt aus und bäumt sich über die Zeit immer weiter gemächlich auf. Einige Distortion-Einlagen sorgen zusätzlich dafür, dass es in eine ziemlich schranzige Richtung geht.
Daraufhin beginnt "Misery Whip" mit düsteren, weit ausgedehnten Klangflächen sowie zögerlichen Drum-Einlagen. Die Delay- und Reverb-Anteile in diesem Track kommen gut zur Geltung und sorgen für eine angenehme Tonalität. Hinzu gesellen sich noch etwas verquere Industrial-Elemente und ein binaurales Klangbild. Ein kreativ umgesetzter Track, der jedoch auf Grund der komplexen Verarbeitung streckenweise auch etwas schwer verdaulich ist.
"Apostel" spielt zunächst mit einigen Samples, legt jedoch mit tiefen Bass-Beats nach und stellt nach kurzer Zeit ein ziemlich fettes, gemächlicheres Klangbild bereit. Hier tragen unterschiedliche Facetten dazu bei, dass der Track in seiner düsteren Gestaltung einen positiv bleibenden Eindruck hinterlässt.
Zum Schluß gibt es mit "Fission" nochmal eine etwas gltichigere und schranzigere Industrial-Nummer, die zunächst etwas Anlauf-Schwierigkeiten hat. Jedoch nach kurzer Zeit ein facettenreiches und komplex dargebotenes Arrangement bereit stellt.

Fazit:
Grundsätzlich scheint es wohl in erster Linie Geschmackssache zu sein ob man sich auf die Dark Techno-Beats, die einem ein Rhys Fulber hier anbietet, anfreunden kann oder nicht. Ein Vergleich mit bekannten Projekten des Klangtüftlers und Electro-Pioniers hinkt und sollte auch nicht in Erwägung gezogen werden. Zeitgemäß springt er auf den Zug, welcher bereits von Künstlern wie Blac Kolor & The Negativity Bias gelebt wird und packt dabei noch seine eigene, düstere Note mit ein. Im Großen und Ganzen wirkt Ostalgia als Gesamtwerk jedoch zu einseitig und schafft es nur marginal zu überzeugen. Objektiv betrachtet ist das Album sehr gut produziert, doch das steht bei der hier vorliegenden Expertise außer Frage. Es scheinen auch kaum Unterschiede zum Vorgänger-Album aufzufallen, was ebenfalls einen faden Beigeschmack hat. DJs, die jedoch Inspiration nach neuen Tracks für die eigene Playlist sorgen sei ein Ohr auf dieses Album empfohlen.

Lieblingstrack: Konsum

Bewertung: 6(,5)/10

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