Genre: Electro-Industrial, Dark Electro, Oldschool EBM
Release: 2019
Homepage: -
Bei dem in Schweinfurt ansäßigen Sympathisanten Andreas Malik handelt es sich um ein Phänomen. Der Künstler ist bereits seit über zwanzig Jahren musikalisch mit seinem qualitativ überaus hochwertigen Musikprojekt Object aktiv und kann heute, trotz ausbleibender Medienpräsenz, auf eine starke Fangemeinschaft blicken, welche einen festen Kern bildet. Das Projekt selbst hat bis heute keine eigene Homepage und hält sich nach wie vor im Untergrund bedeckt. Nichts desto trotz verzeichnet er selbst heute noch immer wieder Live-Auftritte, die bestaunt werden dürfen. Noch vor einigen Jahren gab der Künstler an, dass das Projekt beendet sei und war kurz darauf ein Neues in die Welt zu setzen, doch erst kürzlich erschien nach sieben Jahren klammheimlich sein neuestes Machwerk mit dem Titel Borderlands, welches ursprünglich der Name seines neuen Projekts hätte sein sollen. Sein vorheriges, noch bei EAR erschienene 2CD Album Mechanisms Of Faith, lieferte ein Paradebeispiel der ganz hohen Klangkunst zwischen Dark Electro & Electro-Industrial. Seine aktuelle Auskopplung wird wie zu Projektbeginn unter eigener Hand vertrieben und beinhaltet zehn neue Tracks mit einer Gesamtspieldauer von etwa fünfzig Minuten. Fans der komplexen Klangschule dürften sich somit über ein weiteres deftiges, elektronisches Feuerwerk freuen.
Den Anfang macht "A Solitary Experiment" und liefert zunächst vertraut ambiente Klangflächen sowie Sci-Fi-lastige Sequenzen. Die abgehackten Drumbeats in Kombination mit verquer verzerrten Vocal-Anteilen, wie sie auch von Fix8:Sed8 inszeniert werden sind ebenfalls ein vertrautes Markenzeichen des Projekts. Imposante Percussion-Spielereien und die Integration unterschiedlicher Einzeltöne sorgen für ein komplexes Klangbild, während im Hintergrund verträumte Synth-Pads den atmosphärischen Anteil darstellen. Schöne und zutrauliche Einleitung.
Etwas gemächlicher wird es daraufhin mit "Enter The Mind" und einigen Oldschool EBM-Ansätzen in Bezug auf die vor sich hin laufende Bassline sowie überlagernde Sequenzen. Was vor Allem gefällt ist das harmonische Zusammenspiel der abwechslungsreich gestalteten Drum-Anteile und die im Hintergrund verhallenden, ambienten Synth-Elemente. Die Vocals sind darüber hinaus sehr gut inszeniert und erfahren schöne und voluminös, verzerrte Anteile. Der Track ist überaus eindrucksvoll und baut auf ein facettenreiches Arrangement!
Der gleichnamige Albumtrack beginnt daraufhin mit spacigen Synth-Elementen sowie atmosphärischen Klangeffekten und steigert auf diese Art gemächlich die Spannung. Relativ sanftmütig setzen dann noch einige Bass-Synths an, während schroff verzerrte Rhythmiken für einen interessanten Kontrast sorgen. Die Vocal-Anteile unterscheiden sich nicht sonderlich von vorherigen Tracks und passen gut in das unwirkliche Klangschema hinein. Der Track ist relativ komplex, jedoch streckenweise dem Hörer auch schwer zugänglich.
"Collapsed Tesseract" setzt von Beginn an mit vollem Arrangement an und besticht durch eine Vielzahl unterschiedlich ineinander laufender Töne und Geräusche, die trotz ihrer Vielfältigkeit ein harmonisches Gesamtbild abgeben. Hier wirken die einsetzenden Vocals wie eine zusätzliche Gesangsspur und integrieren sich gut in die sich stets wandelnde Klangstruktur. Vielfältige Tonalitäten auf Basis einsetzender Synth-Effekte, Pads und Drum-Rhythmen sind der Hauptbestandteil dieser komplexen Nummer.
Der darauf folgende "Corporate Identity" wirkt von Beginn an erfrischend anders und baut auf ein cooles Konstrukt, bei welchem vor Allem die Drum-Anteile gelungen zur Geltung kommen, während wavige Synth-Elemente mit stark verzerrten Harsh Electro-Vocals kombiniert werden. Ein überzeugendes Kontrast-Programm, welches von Anfang bis Ende zu funktionieren weiß und eine tolle Atmosphäre liefert.
Mit einigen breitbandigen Sequenzen und bedrohlichen Bass-Anteilen geht es weiter mit dem spannungsgeladenen "Parhelion Descend". Hier harmonieren wieder unterschiedliche Tonalitäten gekonnt miteinander, während sich der Track im weiteren Verlauf zunehmend organischer und tanzbarer entwickelt. Die Mischung aus brachial ansetzenden Drumbeats, verträumten Klangflächen sowie düsteren Synth-Effekten erinnert in seiner dargebotenen Form etwas an In Strict Confidence und sorgt durch die zusätzlich eingliedernden Piano-Melodien für ein schönes und ambientes Klangbild.
"Heaven Sent Salvation" besticht durch schwere Beats in gemächlichem Tempo sowie ein verschrobenes Schema. Der Track wirkt zunehmend technoider und spielt effektreich mit verschiedenen Sequenzen, Samples und immer stärker verzerrteren Vocals. Die Reverb-Anteile kommen bei diesem Song nicht zu kurz. Dieser erfährt seine Harmonie durch einige anmutige Synth-Melodien sowie düstere Klangflächen.
Daraufhin geht es mit "Beyond Belief" in ähnlichem Tempo, jedoch mit viel melodiöseren Ateilen weiter. Die Synth-Elemente wirken hier relativ hell, während ein hohes Maß an Experimentierfreude innerhalb der facettenreich eingegliederten Sequenzen zu Grunde liegt. Der Track klingt streckenweise gar ein wenig creepy, was vor Allem der Cembalo-artigen Klangfarbe und den spooky Pads geschuldet ist. So bäumt sich das Schema und Arrangement immer weiter auf und weiß streckenweise immer mehr zu gefallen.
Bei "Nitrogen Skies" durfte sich Object ein Featuring mit keinem geringeren als dem erfolgreichen Dark Electro-Haudegen Fix8:Sed8 erlauben. Der Track an sich klingt ungewöhnlich EBM-lastig, wird der Fokus hier doch auf eine straighte Bassline und ebenso straighte Drumbeats gelegt, während einige hochtönige Sequenzen und Synth-Effekte für eine gelungene Abwechslung sorgen. Martin Sane steuert hier wiederum recht erkennbar seine nasalen Vocals bei, welche streckenweise etwas verquer ins Klangbild fallen und mal mehr, mal weniger mit dem Gesamtbild harmonieren. An sich ein schöner Gesamtmix, der heraus sticht.
Den Abschluß macht noch "Vortex Of Entropy" mit einer etwas düsteren und sehr Bass-lastigen Nummer, die zusätzlich auf verspielte Sequenzen und wavige Lead-Synths setzt. Neben effektreichen Samples und abwechslungsreichem Arrangement finden sich noch eigensinnige Klangspielereien mit ein.
Fazit:
Es ist schön zu hören und sehen, dass Andreas Malik mal wieder Zeit gefunden hat seinem Steckenpferd Object erneut Aufmerksamkeit zu schenken, auch wenn aus seinem geplanten Zweitprojekt Borderlands nun quasi das neue Album geworden ist. Auch dieses weiß über weite Strecken zu überzeugen und besticht durch abwechslungsreiche Klangspielereien, stark verzerrte Vocals, hohe Effekt-Anteile sowie eigensinnige Zusammenstellungen unterschiedlicher Sound-Sphären. Das Album beinhaltet abermals Alles was das Dark Electro-Herz begehrt und liefert ein typishes Klangbild für das Projekt ab. Das Rad wird hier nicht neu erfunden und die Stilistik bleibt relativ unverändert. Dennoch hatte der Vorgänger Mechanisms Of Faith gefühlt einige prägnantere Songs und wirkte in sich geschlossen etwas stimmiger. Bei Borderlands ähneln sich viele Strukturen und das Tempo bleibt relativ unverändert. Dennoch ein wirklich gutes Album, dem man auf jeden Fall mal Gehör schenken darf.
Lieblingstrack: Collapsed Tesseract
Bewertung: 9/10
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